Vollständige Version anzeigen : Behauptung: Hirndominanz ist veränderbar
Hallo,
ich bin über eine website gestolpert, wo ich folgendes gelesen habe:
http://mindmapping.gch.de/html/gehirnhalften.html
Je nach Begabung ist die eine oder andere Gehirnhälfte des Menschen mehr entwickelt. Daraus erklärt sich die mangelnde mathematische Fähigkeit des Klavierspielers. Diese Dominanz ist aber keineswegs fest, sondern kann sich im Laufe des Lebens verändern oder willentlich mit entsprechender Technik verändert werden
Im ersten Moment wollte ich Lachen, denn das ist nun mal Quatsch und lächerlich, aber das Lachen ist mir im Hals stecken geblieben, weil mir klar wurde, dass manche Menschen das echt glauben und wie traurig es ist, wie unaufgeklärt mir dir Welt dadurch vorkommt!
LG
Hallo Nina,
da habe ich jetzt auch sofort gegoogelt und folgende Beschreibung gefunden:
http://www.zmija.de/mindmap.htm
Kurzeinführung - Warum Mind Mapping ?
Das menschliche Gehirn besitzt eine linke und eine rechte Hälfte. Neuere Forschungen zeigen, daß beide Gehirnhälften jeweils unterschiedliche Funktionen wahrnehmen. Die linke Gehirnhälfte ist bei den meisten von uns für rationales Denken, Logik, Sprache, Zahlen, Linearität und Analyse zuständig, während der rechte Teil überwiegend Raumwahrnehmung, Phantasie, Farbe, Rhythmus, Gestalt, Musterkennung und Dimensionalität steuert.[...]
Denken ist kein linearer Vorgang, sondern ein äußerst komplexer Prozess, bei welchem im Gehirn ständig neue - durch Schlüsselwörter hervorgerufene - Assoziationen und Strukturen gebildet werden. Es kann stets zwischen verschiedenen Gedankengängen "hin- und hergesprungen" werden. Details können in Gedanken beliebig hinzugefügt, variiert oder "ausgeblendet" werden. Es ist leicht möglich, Verknüpfungen zu anderen - bereits bekannten - Wissensgebieten zu erstellen oder abzurufen, so daß sich im Gehirn ein Netzwerk von miteinander in Verbindung stehenden Informationen bildet.
[...]Diese Beschreibung über Mindmapping finde ich ganz gut.
Die Aussage des Zitats, das Du gebracht hast, lehne ich auch ab.
So verkürzt kann man das wohl nicht darstellen.
Für eine mathematische Fähigkeit eines Klavierspielers habe ich im persönlichen Bereich auch Gegenbeispiele.
Es ist wohl wie immer - Verallgemeinerungen "hinken".
...Im ersten Moment wollte ich Lachen, denn das ist nun mal Quatsch und lächerlich, aber das Lachen ist mir im Hals stecken geblieben, weil mir klar wurde, dass manche Menschen das echt glauben und wie traurig es ist, wie unaufgeklärt mir dir Welt dadurch vorkommt!
LG
meine Liebe, ich schließe mich Dir an. Es IST traurig und unvorstellbar, WIE unaufgeklärt die Welt damit umgeht. Deswegen denke ich immer öfters daran, was für ein Glück ich habe, DASS ich meiner Linkshändigkeit drauf gekommen bin UND mich zurückschule.
Und DU darfst das auch denken !!!
Leider ist das Halbwissen um Linkshändigkeit nicht der einzigste Gedankenfehler, der durch die Welt geistert. Und es kommen anscheinend nur Leute weiter, die sich wirklich selbstverantwortlich ihren Themen stellen. So, wie Du es ja in Deinem Leben tust. Und wir anderen hier auch. Gerade im psycho-sozialem Bereich ist das Halbwissen erstaunlich betrüblich (um es in milden Worten zu beschreiben), weil daran Menschenleben hängen. Ich höre lieber auf mit dem Schreiben und Aufzählen. Ich hab mir angewöhnt, mehr und mehr zu dem hinzublicken, was klappt und weiter bringt, das hilft enorm.
Wünsche viele schöne Stunden allen Mitlesern und Mitschreibern hier
Liliane
Hallo Nina und Liliane,
ist denn Hirndominanz und Handdominanz dasselbe?
Ich habe das mindmapping so verstanden, dass man durch bestimmte Techniken die "Vernetzungen" im Gehirn verbessern kann, und somit mentale Leistungen verbessern kann, Erinnerung, Merkfähigkeit usw.
Es geht doch meinem Verständnis nach nicht um eine Veränderung der motorischen Steuerung.
Bitte klärt mich auf.
Pauline
Hallo Pauline,
die Theorie hinter dem MindMapping lautet, dass die übliche Art des Lernens, bei der ganze Texte geschrieben werden bzw. eine Art Liste auf einem Blatt von oben nach unten geschrieben wird, nicht gehirngerecht ist, da Bilder wesentlich einprägsamer sind als viele Worte. Wenn also mit vielen (geschriebenen) Worten gearbeitet wird, muss das Gehirn sehr viel Energie dafür aufwenden, mit diesem "Wust" fertig zu werden und das ganze auch noch zu erinnern. Deshalb werden MindMaps auf einem Blatt im Querformat (nicht im Hochformat, wie üblich) geschrieben. Der Kernbegriff kommt in die Mitte, und von diesem gehen "Zweige" ab. Für die Unterbegriffe werden jeweils nur einzelne Worte gesetzt. Wenn die MindMap fertig ist, ist sie recht gut mit einem Blick überschaubar. Man sieht die Kernbegriffe (man arbeitet also fast ausschliesslich visuell), und man muss sich nur noch merken, was die wenigen Begriffe, die man aufgeschrieben hat, bedeuten. Das geht aber wesentlich einfacher und braucht wesentlich weniger Energie, als wenn man alles aufschreiben würde und das Gehirn sämtliche Worte optisch aufnehmen würde.
Ausserdem werden beide Gehirnhälften dabei angesprochen.
Beim MindMapping geht es also wirklich nicht darum, die "andere" Hand auch mit zu benutzen, also nicht um motorische Dinge. Andererseits habe ich tatsächlich schon gehört, man solle gelegentlich auch die "andere" Hand benutzen, weil das angeblich die Zusammenarbeit der Gehirnhälften fördert und kreatives Potential freisetzt. Aber Hirndominanz und Handdominanz ist dasselbe, so dass ich dem letzten Rat (also auch mal die nichtdominante Hand zu benutzen) ziemlich skeptisch gegenüberstehe.
ich bin über eine website gestolpert, wo ich folgendes gelesen habe:
http://mindmapping.gch.de/html/gehirnhalften.html
Je nach Begabung ist die eine oder andere Gehirnhälfte des Menschen mehr entwickelt. Daraus erklärt sich die mangelnde mathematische Fähigkeit des Klavierspielers. Diese Dominanz ist aber keineswegs fest, sondern kann sich im Laufe des Lebens verändern oder willentlich mit entsprechender Technik verändert werden
Im ersten Moment wollte ich Lachen, denn das ist nun mal Quatsch und lächerlich, aber das Lachen ist mir im Hals stecken geblieben, weil mir klar wurde, dass manche Menschen das echt glauben und wie traurig es ist, wie unaufgeklärt mir dir Welt dadurch vorkommt!
LG
Hallo Nina,
auch ich finde das traurig. Wie schnell man von einer auf die andere Hand umgeschult wird, davon kann hier so manch einer ein Lied singen.
Ich bemühe mich um Aufklärung....
LG Birgit
Deshalb werden MindMaps auf einem Blatt im Querformat (nicht im Hochformat, wie üblich) geschrieben. Der Kernbegriff kommt in die Mitte, und von diesem gehen "Zweige" ab. Für die Unterbegriffe werden jeweils nur einzelne Worte gesetzt. Wenn die MindMap fertig ist, ist sie recht gut mit einem Blick überschaubar. Man sieht die Kernbegriffe (man arbeitet also fast ausschliesslich visuell), und man muss sich nur noch merken, was die wenigen Begriffe, die man aufgeschrieben hat, bedeuten. Das geht aber wesentlich einfacher und braucht wesentlich weniger Energie, als wenn man alles aufschreiben würde und das Gehirn sämtliche Worte optisch aufnehmen würde.
Ausserdem werden beide Gehirnhälften dabei angesprochen.
MindMaps ansich ist ne geniale Methode. Die hier von Kirsten geschriebene Zusammenfassung erklärt ja auch, wieso.
Beim MindMapping geht es also wirklich nicht darum, die "andere" Hand auch mit zu benutzen, also nicht um motorische Dinge. Andererseits habe ich tatsächlich schon gehört, man solle gelegentlich auch die "andere" Hand benutzen, weil das angeblich die Zusammenarbeit der Gehirnhälften fördert und kreatives Potential freisetzt. Aber Hirndominanz und Handdominanz ist dasselbe, so dass ich dem letzten Rat (also auch mal die nichtdominante Hand zu benutzen) ziemlich skeptisch gegenüberstehe.
Der von mir hier fett hervorgehobene Text zeigt allerdings, dass da Leute keine Ahnung von Hirndominanz haben. Die Vernetzung im Denken kann man vielleicht trainieren, allerdings nicht mit einer (unwissendlichen und gut gemeinten) Umschulung. Die Vernetzung im Denken kommt daher, wenn mit beiden Hirnhälften gleichzeitig gedacht wird, das passiert unabhändig von einer Linkshändigkeit oder Rechtshändigkeit. Meinem Kenntnisstand ist so ein vernetztes Denken häufiger bei Linkshändern (ohne dass ich gemessene Tabellen als Beweis liefern könnte) und wächst unabhängig von der Dominanz mit steigendem IQ. Bei Höchstbegabten, IQ irgendwas über 140-145, hab ich die höchsten Formen von vernetztem Denken vorgefunden (das kann ich wieder nicht mit Tabellen oder Versuchsergebnissen belegen)
Wie man das eigene Gehirn zu mehr Leistung bringt, dazu gibt es ganz viele Ideen und Ansätze. Meditation? Entspannungs Übungen, die durch die Erholung die Leistungsfähigkeit erhöht. Da wir unser Gehirn immer noch nicht ganz verstehen, ist es meinem Eindruck nach schwierig, da zu entscheiden, WIE man die Hirnleistungen was Denken angeht steigert, also mit messbarem Ergebnis. Da vieles Denken nicht überprüft wird , stellt sich mir die Frage, wo wird Denken und die Steigerung von Denken gemessen......... .
Trotzdem und unabhängig von meinen eben geäußerten Gedanken dazu finde ich Mindmapping sehr hilfreich. Es wird die kreative intuitive Verarbeitung angeregt und mehr genutzt. Weil wir die kreative intuitive Verarbeitung fast ganz vernachläßigen, weil mechanistisches Weltbild und lineares Denken als Ideal gesehen wird. Alle großen Denker und Erfinder haben immer beides genommen, das lineare Denken UND das intuitive kreative ungeplante Denken.
freundlicher Gruß von Liliane
Ich finde Mind Mapping oder Clustering auch sehr gut. Ich habe es erst vor kurzem entdeckt, als ich nach ein paar Methoden gesucht habe, die rechte Hirnhälfte mehr einzubeziehen. Vor allem mit dem lernen, wie es in der Schule verlangt wird, komme ich nämlich gar nicht klar. Das ist alles so linear und ich kann es mir auf diese Weise nicht merken.
Ich denke mal, gerade wir Umgeschulten, die sich jetzt rückschulen, sind da sehr sensibel für und können jetzt bewusst nach rechtshirnigen Lernmethoden Ausschau halten!
LG
Die Vernetzung im Denken kann man vielleicht trainieren, allerdings nicht mit einer (unwissendlichen und gut gemeinten) Umschulung.
Hallo Liliane, Nina,
ich glaube nicht, dass man sich als eingefleischter RH (und die werden in so einem allgemeinen Beitrag wohl vor allem angesprochen - Zielgruppen werden hier ja nicht definiert), gleich umschult, wenn man ein paar Dinge auch mal mit der nichtdominanten versucht. Es werden ja auch bestimmte Übungen für die Vernetzung der Hirnhälften empfohlen, ich halte das durchaus für einen guten Rat.
VG LILO
ich glaube nicht, dass man sich als eingefleischter RH gleich umschult, wenn man ein paar Dinge auch mal mit der nichtdominanten versucht. Es werden ja auch bestimmte Übungen für die Vernetzung der Hirnhälften empfohlen, ich halte das durchaus für einen guten Rat.
Hallo Lilo,
nein, man schult sich nicht gleich um, aber trotzdem halte ich das für keinen guten Rat. Die 'falsche' Hand zu benutzen ist auch mit 'falschem' Zusammenspiel der Hirnhälften verbunden. Dabei muss man kreuz und quer um die Ecke denken, um das überhaupt zustande zu bringen. Wäre es ein normales und gesundes Umdenken, hätten wir wohl nicht mit so vielen Umschulungsfolgen zu kämpfen.
Andererseits ist dieser Rat gut für umgeschulte LH, die das nicht wissen und dadurch vielleicht zu ihrer Händigkeit finden.
LG
Nina, ich stimme Dir voll zu !!
freundlicher Gruß von Liliane
ich glaube nicht, dass man sich als eingefleischter RH (...) gleich umschult, wenn man ein paar Dinge auch mal mit der nichtdominanten versucht. Es werden ja auch bestimmte Übungen für die Vernetzung der Hirnhälften empfohlen, ich halte das durchaus für einen guten Rat.
nein, man schult sich nicht gleich um, aber trotzdem halte ich das für keinen guten Rat. Die 'falsche' Hand zu benutzen ist auch mit 'falschem' Zusammenspiel der Hirnhälften verbunden. Dabei muss man kreuz und quer um die Ecke denken, um das überhaupt zustande zu bringen. Wäre es ein normales und gesundes Umdenken, hätten wir wohl nicht mit so vielen Umschulungsfolgen zu kämpfen.
Ich habe da zwei Seelen in meiner Brust.
Ich stimme Lilo zu bei Tätigkeiten, die zwei "aktive" Hände benötigen.
z.B. Musikinstrumente.
Beim Klavierspiel muss jede Hand eine aktive Tätigkeit übernehmen.
(Ob Linkshänder besser auf einem "gespiegelten" Klavier spielen sollten, wurde ja schon ausführlich in einem anderen Thema diskutiert)
Jedenfalls übt erstmal jede Hand ihre Aufgabe, um dann ein Zusammenspiel beider Hände ausführen zu können.
Nina stimme ich zu bei "einseitigen" Tätigkeiten.
Niemals käme ich auf die Idee, z.B. Badminton mit der "falschen" Hand zu üben.
Auf der anderen Seite ist es ja nicht so, dass eine Hand mein Freund, und die andere mein Feind ist.
Ist Hirndominanz wirklich Handdominanz?
Handdominanz kann man nicht verändert.
Bestimmt Hirndominanz die Art, wie man denkt, sich etwas merkt, die Herangehensweise an verschiedene Aufgaben?
Dann denke ich, dass man das verändern kann.
Ursula *fragend*
KerstinB
20.01.2010, 11:42
Hallo,
ich könnte das jetzt auch nicht so klar beantworten: Hirndominanz = Handdominanz?
Habe eben beim "nur mal so-googlen" auch nichts gefunden, auch von der Menge her, wo das ganz glasklar stand oder verständlich erläutert war.
Es soll wohl auch verschobene Hirndominanzen geben, d. h., z. B. die Sprache - aus welchen Gründen auch immer - rechtsseitig(er) angesiedelt sein, statt sonst eher links.
Außerdem habe ich einen, zugegeben etwas trivialen, Test spontan gemacht, wonach ich zwar rechtshirnig war, aber auch Einiges (was z. B. Logik u. Sprache anging) klar mit "ja" beantworten konnte usw., also Richtung "linkshirnig", jdf. nach der üblichen Aufteilung. Guckst Du: http://www.ipn.at/ipn.asp?BCJ
Die Lösungsvorschläge nach dem Test, um die andere Gehirnhälfte zu trainieren, sind allerdings noch trivialer als die Fragen:rolleyes: , aber immerhin stand dort nichts davon, mit der rechten bzw. jeweils anderen Hand was zu machen...
lG KerstinB
KerstinB
20.01.2010, 14:37
Hallo,
hier ein Nachtrag, habe ich eben gefunden, ein Artikel aus Sep. 09, der die Hirnhälftendominanz offenbar nicht der Handdominanz gleichstellt: http://www.news.de/gesellschaft/855025176/fenster-auf-das-menschliche-wesen/1/
Danach wurde wohl bei 70 Prozent der Linkshänder auch die linke Gehirnhälfte als dominant festgestellt, jdf. wird dies dort behauptet.
Eine neue Studie in Italien hätte auch ergeben, dass die rechte Gehirnseite b. d. Sprache (eigentlich typ. linkshirnseitig) offenbar mehr beteiligt sei, als bisher angenommen, jdf. dass die Sprachverarbeitung doch sehr komplex ist und nicht so einfach in "links" / "rechts" aufgeteilt werden kann.
Das beantwortet aber nat. auch alles noch nicht, inwiefern die - zumindest wohl vorhandene, angeborene - Hirndominanz angeblich veränderbar sein soll. Ich würde eher auch dazu tendieren, dass man die Zusammenarbeit beider Hälften verbessern kann, aber wohl nicht die Dominanz an sich.
lG KerstinB
hallo KerstinB,
das habe ich auch wo gelesen, dass die Dominanzen so eindeutig nicht festgelegt sind.
ich denke auch nicht, dass die Hirndominanz grundsätzlich veränderbar ist.
Ich tendiere eher dazu, dass man mit Übungen und beidhändigem Ausprobieren vielliecht die Zusammenarbeit der Hirnhälften - sprich Vernetzung - trainieren und verbessern kann, aber nicht die Dominanz an sich ändern (wozu auch). Dazu bieten sich natürlich beidhändige Tätigkeiten am besten an, ein RH wird nicht aus Jux und Dallerei mal mit links schreiben, bzw. wird es schnell wieder sein lassen.
a propos: ein bisschen "um die ecke denken" wird keinem linear gepolten rechtshänder schaden, und einem LH auch nicht. Viele Kreative sind da sehr stolz drauf, weil viele "geradlinige" das nicht können.
@ Ursula,
auf der anderen Seite ist es ja nicht so, dass eine Hand mein Freund, und die andere mein Feind ist.
den eindruck erweckt allerdings so mancher (nicht jeder!) beitrag in diesem forum. Dieses schwarz-weiß bzw. freund-feind, richtig-falsch-denken finde ich zu simpel. erst war die linke hand der feind, jetzt, wo man das erkannt hat, ist es die rechte. traurig.
Ähnlich geht es mir mit der Umschulung an sich. Es tut mir geradezu weh, wenn ich lese, dass das (umgeschulte) ein falsches Leben gewesen sein soll. „Das war falsch, jetzt mache ich es richtig“, „früher war mein Leben schlecht, jetzt wird alles gut“ – steckt wohl dahinter. Es gibt kein falsches Leben. Es gibt nur Leben. Ich denke, eine Umschulung ist ein Um-Weg. Ein erzwungener, sicher, aber Weg bleibt Weg. Einer, der mein Leben geprägt hat und prägt, auch, wenn ich mich „zurückführe“. Einen Weg kann man nicht auslöschen, eine krumme Wurzel kann man nicht gerade biegen, aber es können neue Zweige sprießen, man kann neue Wurzeln wachsen lassen. Deshalb ist aber die krumme Wurzel nicht böse oder schlecht, sie bleibt meine Wurzel, sie kann mich sogar fester im Erdreich verankern, als es eine gerade könnte.
VG LILO
Hallo,
den eindruck erweckt allerdings so mancher (nicht jeder!) beitrag in diesem forum. Dieses schwarz-weiß bzw. freund-feind, richtig-falsch-denken finde ich zu simpel. erst war die linke hand der feind, jetzt, wo man das erkannt hat, ist es die rechte. traurig.
Da gebe ich dir recht. Ich habe früher meine linke Hand nicht als Feind gesehen, und ich sehe heute meine rechte Hand nicht als Feind. Ich mag beide gleich gern, es sollten nur die Kompetenzen geklärt sein. Ich glaube. damit tu ich auch beiden Händen einen Gefallen ;)
Ähnlich geht es mir mit der Umschulung an sich. Es tut mir geradezu weh, wenn ich lese, dass das (umgeschulte) ein falsches Leben gewesen sein soll. „Das war falsch, jetzt mache ich es richtig“, „früher war mein Leben schlecht, jetzt wird alles gut“ - steckt wohl dahinter. Es gibt kein falsches Leben. Es gibt nur Leben. Ich denke, eine Umschulung ist ein Um-Weg. Ein erzwungener, sicher, aber Weg bleibt Weg. Einer, der mein Leben geprägt hat und prägt, auch, wenn ich mich „zurückführe".
Was heißt schon falsch? Ich persönlich hätte mir diesen krummen Weg jedenfalls gerne erspart. Natürlich kann man es nicht rückgängig machen, aber wenn ich an all die Schwierigkeiten und Probleme denke, die ich hatte und z.T. noch habe, dann hader ich doch ab und zu mal damit.
Deshalb ist aber die krumme Wurzel nicht böse oder schlecht, sie bleibt meine Wurzel, sie kann mich sogar fester im Erdreich verankern, als es eine gerade könnte.
Hm, meinst du damit, dass dir das Ganze was gebracht hat für dein Leben? Ich finde, mir hat es nichts gebracht. Aber das ist vielleicht Ansichtssache ;)
Noch was zur Hirndominanz: Was mich immer stutzig macht, ist die gekreuzte Lateralität. Wenn wirklich die dominante Hirnhälfte eine Körperseite komplett steuert, wieso kann es dann gekreuzte Lateralität geben?
LG Tanja
KerstinB
21.01.2010, 07:45
Hallo an alle,
Lilo, ich gebe Dir vollkommen Recht, dass "schwarz-weiss"-Denken oder -Fühlen nicht weiterhilft. Allerdings sind Aussagen wie "auch mal die andere Hand zu benutzen, um die Gehirn-Dominanz zu ändern bzw. zu beeinflussen" sicherlich nicht so ausgereift oder können mißverstanden werden oder werden eben gerade von uns ULHs auch mit einem ganz anderen Hintergrund gesehen.
Ein Hauptproblem scheint mir bei dem Ganzen auch die grundsätzliche Begriffsdefinition und Begriffsverwendung zu sein: Was ist nun Hirndominanz und was die Handdominanz und wer sagt was dazu?
Wir haben ja fast alle das Sattler-Buch "Der ULH o. der Knoten im Gehirn". (http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3403026450/httpmengeccli-21/) Dort las ich noch Mal nach: Sie zitiert dort auf den S. 36 u. 37 eine Biopsych. Levy, die sagt, es gäbe keine Belege dafür, dass Menschen reine Linkshemisphäriker oder Rechtshemisphäriker seien, vielmehr bestünde ein Kontinuum. Variierend im Umfang könne bei einigen die linke Hemisphäre aktiver und die Sprachfunktionen entwickelter sein, bei anderen die rechte Hemissphäre mit den räumlichen Fähigkeiten.
Frau Sattler führt dann auf den S. 42 ff weiter aus, dass man früher annahm, die rechte besser funktionierende Hand gehe auf ein besseres Funktionieren der linken Gehirnhälfte zurück usw. und man die Händigkeit aus der Dominanz e. Hemisphäre ableitete u. dies auch Rechts- und Linkshirnigkeit genannt wurde.
In jüngerer Zeit wird eher von cerebraler Dominanz bezogen auf bestimmte Funktionen ausgegangen. Im Amerik. ginge man von Gehirnlateralisation, hemisphärischen Spezialisation und funkt. Asymetrie aus, was wohl ungefähr dasselbe sei. Die Händigkeit sei nach diesen Annahmen eine funktionelle Lateralisation und es solle in der Gruppe der Linkshänder noch weitere Untergruppen geben, die sich wahrscheinlich zusätzlich durch verschiedene Lateralisationvarianten und -grade unterscheiden würden.
Frau Sattler selbst geht als Fazit nach weiteren Thesendarstellungen etc. wohl davon aus, dass die Händigkeit vor allem Ausdruck einer motorischen Dominanz im menschlichen Gehirn sei, was die Bevorzugung der Hand beträfe als auch die stärkere Betonung der hemisphärischen Verarbeitungsart ... , S. 47. Und diese motorische Dominanz ist jedenfalls angeboren, genetisch festgelegt.
Ich find die ganze Thematik jdf. sehr spannend und schön, dass wir uns hierüber austauschen können. In der Gehirnforschung tut sich ja immer mehr und gerade gestern hörte ich im Radio, dass Wissenschaftler auf diesem Gebiet jetzt selbst meditieren, um die Auswirkungen der Meditation noch weiter und detaillierter zu erforschen.
Allerings finde ich z. T. aber auch die Berichte im Sattlerbuch über frühere Gehirnforschungsmethoden sehr gruselig, vor allem wenn dazu - auch heute noch - Tierversuche und fragwürdige, schlimme Untersuchungen am Menschen durchgeführt werden, das ist leider die sehr traurige Kehrseite bei allem.
lG KerstinB
Liebe Tanja,
Ich glaube. damit tu ich auch beiden Händen einen Gefallen
das glaube ich auch :-)
erspart hätte ich mir manche Dinge auch gerne im Leben, wer weiß, wie es dann verlaufen wäre, vielleicht einfacher, bequemer? Geradliniger? Langweiliger? Wäre ich damit glücklicher? Wer kann das wissen?
Ja, auch die Umschulung gehört zu mir. Sie ist ein Fakt, den ich nicht negieren kann und will. Ich hätte es manchmal gern anders, aber es ist nun mal so. Ich nehm’ es, wie es ist und versuche, nicht damit zu hadern. Ich mache niemandem einen Vorwurf, sie haben es (in diesem Fall) gut gemeint, sie wussten es nicht besser.
Heute weiß man es besser (Umschulung und Folgen) - deshalb ist Aufklärung so wichtig.
Alles Positive hat immer auch was Negatives und umgekehrt - musste mal überprüfen :-)
Auch, wenn es vielleicht komisch klingt: Schwierige, nicht einfache Dinge, mit denen man umgehen muss, sind ja nicht an sich schlecht. Sie können einen bestärken. Man braucht Wille, Ausdauer und Fantasie, um trotzdem das zu machen, was man möchte und das zu verwirklichen, was in einem steckt. Diese Eigenschaften, die man als ULH ausgiebig trainieren „durfte“, sind einem doch auch für andere Dinge im Leben nützlich.
liebe KerstinB,
SEHR interessant. Auf jeden Fall spielt auch eine Rolle, mit was sich ein Mensch im Laufe seines Lebens intensiv beschäftigt. Je nachdem entwickeln sich Fähigkeiten, die sich im Gehirn widerspiegeln - sogar im MRT sichtbar. Bei einem Musiker sind die Areale für das Gehör ausgeprägter vorhanden, und bei einem Maler? Die visuellen Zentren? Spannend. Man sieht ja heute schon, wie’s in den zuständigen Regionen „flackert“, wenn eine Person intensiv an das eine oder andere denkt ...
Es wachsen ständig neue Synapsen nach, das Gehirn verändert sich, bis ins hohe Alter, wenn es lebendig, fit gehalten und gefüttert wird. Man ist bis ins hohe Alter merk- und lernfähig, es ändern sich dann sogar noch Strukturen und Areale im Gehirn, es bilden sich neue Vernetzungen und Kompetenzen, wenn man Neues lernt.
Im SPIEGEL ist ein Artikel über Bio-Bypässe, neue Arterien, die sich der Körper in einer Art Selbstheilungsprogramm „selber legt“ - wenn man sich körperlich bewegt und z.B. regelmäßig Ausdauersport betreibt. Irre. Diese Bypässe können auch in den Beinen und im Gehirn wachsen!
Funkt. Asymetrie - was heißt das? Dass die Areale z.B. für Musikalität und räumliches Sehen nicht nur in der rechten Gehirnhälfte angesiedelt sind, sondern auch in der anderen? Unterschiedlich, je nach Mensch?
Es wird bestimmt noch viele neue Erkenntnisse geben. Die Hirnforschung ist eine wunderbare, noch sehr junge Wissenschaft, und über manches, was heute als tolle Weisheit gilt, werden die Generationen nach uns nur milde lächeln. Ich bleibe drum eher gelassen, wenn neue Erkenntnisse als „unumstößliche Wahrheiten“ verkündet werden, auch was Lateralität und festgelegte Dominanzen angeht ;)
Was mich mal interessiert, wo sollen die Sinneswahrnehmungen und Verarbeitung angesiedelt sein? Eher rechts, links, oder verteilen die sich einigermaßen „gerecht“ in beide Hirnhälften?
LG LILO
KerstinB
22.01.2010, 10:45
Hallo, habe ich zur funkt. Asymetrie gefunden:
"Asymmetrie des Gehirns w [von griech. asymmetria = Mangel an Ebenmaß], cerebrale Asymmetrie, Hemisphärenasymmetrie, E cerebral asymmetry, Bezeichnung für die anatomische und vor allem funktionelle Ungleichheit der beiden Großhirnhemisphären (cerebrale Dominanz). Besonders deutlich wird dies bei der Dominanz der linken Hemisphäre für die Sprache bei 95% der Rechtshänder und 70% der Linkshänder. Das Sprachareal von 15% der Linkshänder liegt in der rechten Hemisphäre. Bei weiteren 15% wird die Sprache beidseitig (bilateral) kontrolliert." Zitat von: http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/neuro/991
Ich bin keine Gehirnfachfrau, stelle mir aber vor oder was ich jdf. bisher aus verschiedenen Quellen so verstanden habe;), dass es wohl (nach derzeitigem Wissens-/Forschungsstand) genetische, also angeborene "Areal"-Dominanzen gibt und eben auch unsere "motorische Dominanz". Dass man weitere Areale im Laufe seines Lebens auch weiter fördern und vor allem das Zusammenspiel der Areale und Hemisphären verbessern kann usw., glaube ich zudem auch bzw. hat dies ja sicher schon jeder bei sich erlebt. Ich kenne u. a. auch das mind mapping, NLP usw.
Unumstößliche Wahrheiten oder nur "die eine Wahrheit" gibt es für mich auch nicht, eher verschiedene Perspektiven und die Forschung gibt ja auch immer nur "Momentaufnahmen" wieder. Mal schaun, was wir in 10 Jahren zu all dem wissen.
Die Sinneswahrnehmung u. -verarbeitung ist ja ziemlich komplex:confused:, z. B.: http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmung#Sinn.2C_Sinneswahrnehmung.2C_Sinnesorg an.2C_Sensorik.2C_Sensorium. (wenn jemand Zeit hat:) )
lG Kerstin
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