Vollst�ndige Version anzeigen : Schwache Hand trainieren?
Hallo zusammen.
Ich habe hier wahrscheinlich eine recht ungew�hnliche Frage...
Ich Spiele Billard im Verein, genauer gesagt; Snooker.
Das ist eine Billardvariante, die noch ein h�heres Ma� an Pr�zision und Konzentration fordert, als das normal Billard, was so allgemein bekannt ist.
Erstmal vorweg: ich bin kein umgeschulter Linksh�nder oder �hnliches, zumindest glaube ich dies nicht. Ich bin 17 Jahre alt, und schreibe, esse usw seit ich denken kann mit rechts. Ggf haben meine Eltern dies mir so vor gemacht und mich dahingehend beeinflusst, aber richtig gezwungen dies alles mit rechts zu machen hat mich keiner.
Der Punkt ist nun, dass ich irgendwann, in einer tiefen Konzentrationsphase beim Snooker, angefangen habe, B�lle, die andere nicht erreichen, und die mit rechts au�erhalb meiner Reichweite liegen, mit Links zu spielen... Einfach so.
Habe das vorher nicht bewusst trainiert, aber es ging einfach.
Seit dem ich das dann mal eine Zeit lang trainiert habe, gibt es Tage, an denen ich den Einsatz der linken Hand nicht mal merke. Ist zu Vergleich f�r euch so, als w�rdet ihr in mitten des Briefschreibens aufeinmal anfangen mit Links zu schreiben ohne es zu merken.
Ich spiele zwar mit der Linken Hand nicht gleich gut, aber man kann mittlerweile keinen Unterschied mehr erkennen. Viele bemerken es eben nicht mal. (Jemand der mit beiden H�nden gleichgut spielt ist in diesem Sport extrem selten, daher w�rde jemand, dem es auff�llt, direkt was sagen...).
Der Punkt ist nun, dass es mich wundert, dass es f�r mich selbst quasi schon "gewohnheit" ist, manchmal einfach auf links zu wechseln, obwohl einem das ja Probleme bereiten sollte.
Ich schreibe auch mit Links recht gut, zwar schlechter als mit rechts, aber gut.
So nun meine Frage:
W�re es falsch eine art "Beidh�ndigkeit" zu trainieren?
Ich bin irgendwie interessiert daran, meine Linke Hand auf �hnliches Niveau zu bekommen, nicht nur beim Snooker sondern auch im Schreiben z.B.
Gibt es eine Art Begabung zur Beidh�ndigkeit?
Hat jemand von euch �hnliche Erfahrungen gemacht, wie ich?
Gibt es spezielle Wege, die schwache Hand zu trainieren?
W�rde mich freuen, Rat von euch zu erhalten...
lG
noIR
Charlott
09.01.2009, 14:42
Hallo noIR,
solange Du das Training Deiner nichtdominanten Hand auf Situationen begrenzt, wo die Ballsituation anders herum nicht l�sbar ist, brauchst Du wahrscheinlich keine Umschulungsfolgen zu bef�rchten. Wichtig ist, dass Du nie vergisst, welche Deine dominante Hand und damit Deine F�hrungshand ist. Das Training der nichtdominanten Hand sollte also nicht �bertrieben werden.
Stell Dir vielleicht einen Schlagzeuger vor. Er hantiert auch mit beiden H�nden. Der Schwerpunkt, die F�hrung liegt jedoch auf der Seite, wo er seine Dominanz hat. Beim Linksh�nder, sofern er sich h�ndigkeitsgerecht bewegt, auf der linken Seite, beim Rechtsh�nder auf der rechten Seite.
Mit Qigongkugeln und �hnlichen �bungen kann man zum Beispiel seine H�nde gut trainieren. Hier mehr dazu. (http://www.linkshaenderforum.org/forum/showthread.php?t=13219)
Es gibt keine Begabung zur Beidh�ndigkeit. Die meisten Menschen, die sich f�r Beidh�nder halten, sind umgeschulte Linksh�nder. Sie wurden - oder haben sich selbst - mehr oder weniger auf den Gebrauch der nichtdominanten rechten Hand umgeschult und benutzen f�r andere Handlungen ihre dominante linke Hand. Oft wechseln sie beim Handgebrauch auch gern.
Von Schreib�bungen mit der nichtdominanten Hand ist dringend abzuraten. Die komplexen Vorg�nge beim Schreiben bewirken, dass man massiv in das Gehirn eingreift, wenn man die Schreibhand wechselt. Schwerwiegende und auch "leichtere" Umschulungsfolgen, wie Du sie hier im Forum beschrieben findest, sind die Folge des Schreibens mit der nichtdominanten Hand. Ein st�ndiges Wechseln der Schreibhand ist noch gef�hrlicher.
Liebe Gr��e und weiter viel Freude und Erfolg mit Snooker
Charlott
ad noir
f�r mich ist die Frage nicht ungew�hnlich, ich verwende im Alltag beide H�nde, Schreiben
aus Gr�nden des Nichtverwischens der F�llfederschrift rechts, links eher nicht so flott weil
nicht so trainiert.
Ich sehe das eher als Ein�bungsangelegenheit. �hnlich auch die Thematik, in welcher Sprache
denke ich ? In der von mir haupts�chlich angewandten Fremdsprache erfolgt das Denken in
dieser Sprache, bei der eher weniger gut beherrschten werden die grundlegenden Gedanken
in der Muttersprache gefasst. Das Umschalten in die andere Sprache erfolgt k�rzestfristig.
Im Zuge eines l�ngeren Aufenthaltes habe ich auch mit deutschsprachigen nahezu nie Deutsch
gesprochen.
Aus meiner Sicht, Probleme ergeben sich erst bei ausschlie�licher Fixierung auf eine Hand,
f�r mich ist es mehr eine Gel�ufigkeitssache, kann selbst keine Probleme erkennen. Allerdings
kann ich mir auch vorstellen, dass es Probleme macht, wenn man sich in kurzer Zeit auf eine
Beidh�ndigkeit bzw. gar auf die andere Hand umstellen m�chte. Wenn man die Geschicklich-
keit der anderen Hand zur Vervollst�ndigung der F�higkeiten trainiert sehe ich keine Nachteile.
Wird wohl auch eine Sache sein, wie das implementiert wird.
Mein Interesse daran liegt in dem Bereich der Familie. Meine Mutter war (eher) Linksh�nderin,
konnte auch mit beiden H�nden schreiben, Vater Rechtsh�nder. Als Kind habe ich mit beiden
H�nden gezeichnet, war beim Buntstiftzeichnen ein Vorteil beim Herstellen von Mischfarben.
Ich wurde �brigens nie zu irgendeiner H�ndigkeit gen�tigt. Das Wiederaufgreifen der ver-
st�rkten Verwendung der passiveren Seite erfolgte ab ca. 30.
Ich w�rde das Training der nicht dominanten Hand allerdings nicht forcieren und T�tigkeiten
mit der anderen Hand nur bei bewegungsm��igen Vorteil mit dieser ausf�hren. Z.B. Holzleiste
am rechten Ende mit der rechten Hand abs�gen, links mit der linken Hand etc., also den be-
wegungsm��igen einfacheren Ablauf w�hlen. Schlie�lich sind wir mit zwei H�nden geboren
worden und davon auch ausgewogen Gebrauch zu machen halte ich f�r sinnvoll. Wie weit das
geht ist individuelle Sache. Strikte Dogmatik ob oder ob nicht lehne ich ab, ist Sache der
eigenen Befindlichkeit.
H.W.
Vielen Dank euch beiden f�r eure Erfahrungsschilderungen und Ratschl�ge!
Leider stehen eure Meinungen in starkem Kontrasst zueinander.
Ist es wirklich "bewiesen", dass das Trainieren der schwachen Hand "hirnsch�digend" sein kann, oder andere Nachteile hat?
Weil, auch wenn ich die Linke hand nur in Situationen einsetzen muss/will, wo ich mit rechts nicht dran komme, muss ich trotzdem die linke Hand trainieren, um auf ein niveau zu kommen (bzw mindestens genauso gut oder besser zu sein, wie mit dem Hilfsqueue) das es mir erlaubt, selbige einzusetzen, ohne sich zu blamieren.
Der Punkt ist, Snooker oder allgemein Billardspieler, die mit beiden H�nden spielen / spielen k�nnen, gelten aufgrund ihrere Seltenheit f�r arrogant.
Da ich mich mit Links aber sehr sicher f�hle (an manchen Tagen sogar sicherer als mit der rechten), und ich den Einsatz des Hilfsqueues (Eine Art Stange, die man auf den Tisch legt, falls man mit dem "Br�ckenarm" [das ist der arm, der dem queue als "Schiene" dient] nicht mehr herran kommt) vermeiden m�chte, da es mir nicht liegt, setze ich in solchen Situationen die linke ein. Nur ein verschossener Ball mit Links w�rde dann nur noch mehr von arroganz zeugen; "ich schlag dich auch mit Links, auch wenn ich damit nichts treffe".
Ich hoffe, ihr wisst, wie das gemeint ist.
Aus diesem Grunde muss ich wie schon gesagt die Linke auf ein "annehmbares" Niveau bringen.
Auf welche Probleme kann ich dabei sto�en?
Gibt es da bedenklichkeiten?
lG
Charlott
20.01.2009, 21:52
Hallo noIR,
:) ich schaue gerade auf diesen Satz von Helmut:
Zitat von Helmut:
"Ich w�rde das Training der nicht dominanten Hand allerdings nicht forcieren"
So weit liegen wir in einigen Punkten gar nicht auseinander.
Ganz wichtig ist: keine Experimente mit der Schreibhand.
Schreiben stets mit der dominanten Hand und die Schreibhand nicht wechseln.
Vielleicht hilft Dir dieser Artikel von Frau Dr. Sattler ein bisschen weiter:
http://www.lefthandcorner.wtal.de/artikel/infos/rueckschulung.html
Der Artikel feiert zwar bald seinen zehnten Geburtstag, ist aber nach wie vor zutreffend und aktuell.
Schau Dir auch die drei Fallbeipiele unten an, die Frau Dr. Sattler anf�hrt.
Ihre Forschungen und Beobachtungen haben Frau Dr. Sattler zu dieser Umschulungsdefinition gebracht
(die Definition steht auch in dem Artikel, unter "Schlussfolgerungen" - die Hervorhebung durch den Fettdruck ist von mir):
Zitat von Frau Dr. Sattler:
"Umschulungsfolgen der H�ndigkeit sind also nicht nur beim Schreiben mit der nicht dominanten Hand zu erwarten, sondern auch bei anderen T�tigkeiten, die vor allem unter Stress, Leistungsdruck und mit feinmotorischen Anforderungen auf einem hohen Niveau durchgef�hrt werden m�ssen. Wenn es dann noch zum gleichzeitigen Verarbeiten von Schriftzeichen oder auch Noten kommt, die ja auch oft noch mit Text verbunden sind, wird die Wahrscheinlichkeit einer �berbelastung des Gehirns und die Gefahr von Umschulungsfolgen umso gr��er."
Nun wirst Du wahrscheinlich von uns wissen wollen, wie das denn mit Snooker genau ist.
Wenn Du Dich aus einem Fenster lehnen w�rdest und uns um eine Formel bitten w�rdest, nach der man ermitteln kann, wie weit Du Dich hinauslehnen darfst, ohne in den Garten zu purzeln, k�nnte Dir das bestimmt jemand mit einigem Aufwand ausrechnen.
Bei Deiner Frage zum Billardspiel jedoch bist Du wahrscheinlich allein auf Dein K�rpergef�hl angewiesen, auf diesen ber�hmten aufmerksamen Kontakt: "Was macht es mit mir?"
Vielleicht meldet sich auch noch jemand, der Dir direkt etwas �ber seine Billard-Erfahrungen schreiben kann, dass Du daraus etwas f�r Dich ableiten kannst.
Nachdem ich Dir geantwortet hatte, habe ich noch einmal dar�ber nachgedacht, wie das damals bei mir war, als ich ab und zu Billard spielte. Meine Verwandten haben es mir inzwischen auch best�tigt: Ich hatte den Queue immer in der linken Hand und habe nie gewechselt. Auch heute f�hlt es sich f�r mich vollkommen merkw�rdig an, wenn ich mir vorstelle, den Queue mit der rechten Hand zu f�hren. Billardtuch und Mitspieler w�ren dabei wahrscheinlich in ernsthafter Gefahr.
Dadurch gelingt es mir nicht, mich hineinf�hlen, wie es f�r Dich ist, dass Du Dich auch mit links sehr sicher f�hlst.
Es kommt nur noch ein Gedanke bei mir: Wenn Dir das auch bei anderen T�tigkeiten passiert, dass Du Dich mit der linken Hand ab und zu sicherer als mit der rechten Hand f�hlst, k�nnte es ratsam sein, sich einmal in die H�ndigkeit hineinzudenken, ob Deine Handdominanz wirklich auf der rechten Seite liegt. Es ist nicht so h�ufig, dass ein Rechtsh�nder das Bed�rfnis hat, Schreib�bungen mit der linken Hand zu machen.
Danke f�r Deine Beobachtungen zum Thema beidh�ndiges Hantieren und Arroganz. Da ist etwas dran, nicht nur bei Snooker-Spielern. Dieser Mythos ist merkw�rdig. Dir dr�cke ich aber jetzt fest die Daumen, dass Du nicht in diese Arroganz-Schiene einsortiert wirst, falls Du Dich entschlie�t, im Snookersport weiter mit beiden Seiten zu agieren.
Liebe Gr��e von Charlott
Charlott
21.01.2009, 07:42
Hallo noIR,
gerade fiel mir auf:
die Beschreibung zu dem Artikel, den ich oben zitiert hatte, sollte ich noch einmal konkretisieren. Es ist besser, wenn ich ihn so beschreibe:
Korrektur zu meinem Text oben:
Der Artikel feiert zwar bald seinen zehnten Geburtstag, ist aber zu Deiner Frage nach wie vor zutreffend und aktuell.
Die Erkenntnisse zur R�ckschulung selbst, die f�r Deine Frage weniger relevant sind, haben in den zehn Jahren einen enormen Sprung nach vorn gemacht.
Diese Passagen lassen sich auf heute nicht mehr direkt �bertragen.
Liebe Gr��e von Charlott
Hallo charlott,
gut, dass du deine Einsch�tzung �ber den Artikel von Frau Sattler in punkto
R�ckschulung differenziert bzw. korrigiert hast.
Die Angstmache vor diesem Prozess damals in dem sonst so guten und interessanten Artikel empfinde ich als erschreckend.
Ich glaube, dass immer noch sehr viel Angst vor der R�ckschulung gesch�rt wird, aber heutzutage gibt es schon sehr viel mehr Beispiele von gelungenen R�ckschulungen, die dagegen sprechen, dass wir es hier mit gr��tm�glichen Gefahren f�r Psyche und Gehirn zu tun haben.
Liebe Gr�sse von Marina
Charlott
23.01.2009, 18:01
@ Marina
Hallo Marina,
ja - ich war beim Schreiben voll darauf konzentriert, ob ich mir die Beispiele dieses Artikels richtig gemerkt hatte. Ob sie f�r die Frage, wann das Training der "schwachen Hand" zu viel sein kann, anschaulich genug sind und wirklich ein Gef�hl daf�r geben k�nnen, wo beim Training der nichtdominanten Hand die Grenzen sind.
Da hab ich dann auf nichts anderes mehr geachtet. Erst am n�chsten Morgen fiel mir es auf.
:) Ich bin froh, dass ich es noch gemerkt habe. H�tte merkw�rdig ausgesehen, wie es so dastand.
@ noIR
Hallo noIR,
vielleicht kann dieses Video des linksh�ndigen Qigongkugelspielers Dir zus�tzlich ein Gef�hl f�r diese Balance zwischen
dominanter und nichtdominanter Hand beim Training der "schwachen Hand" und beim beidh�ndigen Training geben:
http://de.youtube.com/watch?v=5Oc53jn6nQ8
Ich habe zu dem Thema enorm dazugelernt, als ich das anschauliche Video zum zweiten Mal ansah.
(Beim ersten Anschauen habe ich einfach nur genossen und gestaunt.;))
Liebe Gr��e an Euch beide von Charlott
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