PDA

Vollständige Version anzeigen : Beidhändig?


Heidi
14.07.2002, 17:29
Hallo in die Runde,


eben bin auf dieses Forum gestoßen und möchte gerne meine Geschichte dazu erzählen.

Geboren bin ich als Linkshänder - was niemanden wirklich überrascht hat, da Linkshändigkeit in der Familie meiner Mutter schon immer dominant war.

Als ich ein Kind war, wurde kein Wert darauf gelegt, mit welcher Hand ich welche Dinge mache, allerdings war es zu meiner Grundschulzeit Bedingung rechts zu schreiben. Entsprechend war mein Schriftbild: ungelenk und verkrampft. Diesen Quatsch habe ich aber nur die ersten fünf Schuljahre mitmachen müssen, nach dem Schulwechsel habe ich- auf eigenen Wunsch - die Hand gewechselt. Erst allmählich und versuchsweise, dann immer häufiger. Mein Grundansatz war eigentlich nur der, dass ich mit der linken Hand unverkrampfter, d.h. schneller und ausdauernder schreiben konnte.

Es haben sich dadurch bei mir zwei völlig verschiedene Schriftbilder entwickelt, da ich ab und zu auch rechts geschrieben habe, um die untrainierte Linke zu entlasten. (btw: der Wechsel des Schriftbildes in einer Klassenarbeit war immer der Bringer bei neuen Lehrkräften :-)! )

Ich habe zu keiner Zeit bemerkt, dass sich durch die Benutzung der linken Hand irgend etwas für mich geändert hätte, außer eben dass ich mit der anderen Hand schrieb, weil sich das für mich einfach "richtiger" anfühlt.

Heute ist es so, dass ich vorwiegend links schreibe, aber nicht ausschließlich. Beim Telefonieren z.B. halte ich den Hörer mit der Linken, geschrieben wird rechts. Das Schriftbild der linken Hand ist "erwachsener", aber ohne Zweifel ein Lefty, das Schriftbild der rechten Hand ist leserlicher, wirkt jedoch etwas kindlich und ist eindeutig keine Linkshänderschrift.

Dinge, die motorische Präzision in Zusammenhang mit Kraft verlangen, mache ich ausschließlich mit links. Es würde mir z. B. niemals in den Sinn kommen, einen Hammer oder ein Beil in die rechte Hand zu nehmen und damit tatsächlich irgendwo draufzuschlagen. Ich kann jedoch mit beiden Händen Messer und Nagelscheren benutzen, einfache Zeichnungen machen etc. Bei der Compu-Maus wiederum ist es mir recht unangenehm mit der rechten Hand zu arbeiten.

Was ich zwar durchaus könnte, aber schon lange nicht mehr mache: den Löffel beim Essen - aus Gründen der Etikette - in die rechte Hand zu nehmen. (bei schlecht geschulten Kellnern empfiehlt es sich zurück zu starren).

Ich hoffe, ich habe euch alle nicht allzusehr gelangweilt. Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich diese annähernde Beidhändigkeit immer als Privileg empfunden habe und nie als Handicap. Wie oft kommt es vor, dass jemand sagt: waaas du schreibst links, wie ist’s denn möglich ... tja, dann zeig ich wie ich rechts schreibe und frage : kannst du das nicht? Oder diese unzugänglichen Stellen an irgendwelchen Teilen, wo der Rechtshänder dann hilflos mit seinem Schraubenzieher dasteht ...

Ein Kuriosum zum Schluss: ich kann mit beiden Händen fließend Spiegelschrift schreiben - und wenn ich mal in Show-Laune bin gleichzeitig den gleichen Text mit rechts normal und mit links in Spiegelschrift. Da kuken sie, die Einhändigen ;-))!


Viele Grüße

Heidi

Lotteflue
14.07.2002, 20:11
Hallo Heidi!

Ich musste bei Deinem Text paar mal sehr schmunzeln...

Ich empfand es auch immer "besonders", dass ich etwas mit links gut kann.

Hab das ja erst in der Erwachsenenzeit mitbekommen, dass ich viel mit links tue.

Wenn ich irgendwo jemand sehe, der mit links schreibt, starre ich immer richtig drauf...*ggg*

Nein, nicht abfällig, sondern immer total bewundernd!


Lotteflue

Olli
15.07.2002, 00:42
Hallo Heidi,


die sogenannte Beidhändigkeit wurde in dieser Runde schon oft diskutiert (siehe weitere Beiträge weiter unten) und man ist - so meine ich - übereinstimmend zu dem Schluß gekommen, dass grundsätzlich Beidhändigkeit nur im Falle einer <u> Hirnschädigung </u> vorkommt.


Natürlich ist der Mensch lernfähig und so ist es ihm durchaus möglich, feinmotorische Fähigkeiten (wie z.B. das Schreiben) auch mit der für ihn ungünstigen (nicht dominanten) Hand zu erlernen (denn so wie Du mußte auch ich [und ein Großteil der anderen in diesem Forum] es in der Schule erlernnen, mit rechts zu schreiben).


Dieses "mußte" ist hierbei ein sehr wichtiger Aspekt, denn dieses Umlernen erfolgt größtenteils unter Zwang und dieser Zwang heißt, dass dies unter großer Anstrengung erbracht werden muß.

Aber auch ein nicht Zwanghaft hervorgerufenes Umlernen (Umschulen) auf die andere Hand (z.B. durch nachahmen der Erwachsenen oder anderer Kinder) führt unweigerlich zu einer erhöhten Belastung (ja, mankann teilweise sogar Überlastung sprechen) des Gehirns, was wiederum unweigerlich zu anderweitigen Störungen (z.B. Sprachstörungen wei Stottern; Denkleistungsstörungen in Aufnahme- und Merkfähigkeit; Legasthenische Störungen) führt.


Tja, und wenn man sich dies vor Augen führt, so ist es wirklich kein Grund Stolz darauf zu sein, dass man gleichzeitig mit beiden Händen einen Text in Spiegelschrift schreiben kann (was ich übrigens mit ein klein wenig Übung wahrscheinlich auch könnte)! Denn - so frage ich Dich - mit welchem Preis wurde diese Fähigkeit erkauft?

Und nun komm mir bitte nicht damit, bei Dir hätten sich keine der genannten Störungen bemerkbar gemacht, denn wenn Du Ehrlich zu Dir bist, so mußt Du Dir zugestehen, dass diese oder jene Störung doch aufgetreten sein muß (zumindest zum Zeitpunkt Deiner Umschulung auf rechts).

Aber, um Dir vielleicht noch mehr Klarheit über die ganze Problematik zu verschaffen, würde ich Dir unbedingt empfehlen das (hier schon oft erwähnte) Buch: "Der umgeschulte Linkshänder, oder der Knoten im Gehirn" von Johanna Barbara Sattler zu lesen.


Olli

Heidi
15.07.2002, 13:14
Hallo Olli,


das Buch von J.B.Sattler ist mir bekannt; erschienen ist es meines Wissens nach bereits Mitte der Neunziger und es ist eine wichtige Arbeit für das Verständnis der Linkshändigkeit. Die Publikationen von Frau Sattler empfehle ich selbst auch gerne weiter, insbesondere für Eltern linkshändiger Kinder. Deshalb muss ich noch lange nicht alle darin enthaltenen Thesen als Postulat nehmen - insbesondere dann nicht, wenn meine persönlichen Erfahrungen sich nicht damit decken.


Deiner Behauptung über Beidhändigkeit kann ich leider nicht beipflichten. Ich finde es erschreckend, komplexe Zusammenhänge derart zu simplifizieren. „Man" diskutiert über Beidhändigkeit - etwas, das keiner der Diskutanten erfahren hat (im Sinne von authentisch), zitiert ein paar Theorien aus der populärwissenschaftlichen Ecke und „kommt überein", daß Menschen mit diesen Merkmalen hirngeschädigt sein müssten. Von mir aus. Aber dieses Ergebnis als Gültigkeit darzustellen .... no comment.

Ich definiere mich auch aus dem Grund nicht als ausschließlich Linkshändig, weil ich mit dieser Einschränkung meinen Fähigkeiten nicht gerecht würde, sondern - wie jeder „normale" Rechtshänder ungeschickt und untrainiert mit der nicht dominanten Hand umginge. Das entspricht nicht meiner Realität.


Was ich nicht in Ordnung finde, ist der Umstand, dass du mir generell das Recht absprichst zu sagen dass es für mich keine mir bewussten Schwierigkeiten gab.

Ich war damals elf Jahre alt, da geht man nicht so sehr auf die Suche nach seinen Befindlichkeiten. Möglicherweise hatte ich eine kurze Störung, ich weiss davon nichts. Lange genug, um auf schulische Leistungen Einfluss zu nehmen oder in irgend einer Form auffällig zu werden, hat diese Beeinträchtigung jedenfalls nicht gedauert.

Woran ich mich viel deutlicher erinnern kann, ist wohlwollendes Interesse an dieser Schreibumstellung seitens meiner Mitschüler, Lehrer und Eltern. Mein Vater hat beispielsweise selbst eine Zeit lang - recht erfolglos, aber zu meiner absoluten Belustigung - versucht mit der linken Hand zu schreiben. Er hat immer so getan als würde es ihn „wurmen", wenn ich etwas „besser" konnte als er. Eine gelungenere Motivation kann ich mir auch heute noch nicht vorstellen.

Was mir von der relativ frühen Umschulung geblieben ist, ist ein unverkrampfter, spielerischer Umgang mit Dingen und Situationen, die sich auf den ersten Blick „unvertraut" anfühlen - nicht nur im Umgang mit meiner Beid- oder wie auch immer -händigkeit, sondern als generelle Grundhaltung.


Das Recht einer Wertung, ob und warum ich Gründe hätte auf einige meiner Fähigkeiten (und wenn sie noch so banal sein sollten) stolz zu sein, steht dir in keinem Fall zu.


Natürlich ist es Zwang, mit der falschen Hand schreiben zu müssen. Für mich war es einer von vielen, die mir mit meiner Einschulung begegnet sind (Stillsitzen z.B. ist imho auch nicht unbedingt förderlich für die Entwicklung kindlicher Denkmuster - Schuhe im Sommer zu tragen, oder diese elend schweren, sinnlos vollgepackten Schulranzen, fand ich fast noch schlimmer).

Zwang ist Anstrengung, so what?! Zwänge bleiben nicht aus, besonders für junge Menschen mit nicht normgerechten Besonderheiten. Entscheidend ist für mich die Wertigkeit, die man den einmal erhaltenen Zwängen zugesteht, nachdem die „Verursachung" des Zwanges keine Relevanz mehr hat.

Ich kann mich nicht mit einer Fixierung auf Problematik entfalten. Wenn ich keine vorteilhaften Ansätze sehe, wie soll ich dann eine Entwicklung aussichtsreich angehen? Ich suche nach den positiven Aspekten. Und die überwiegen für mich.


Es ist mir bekannt und auch völlig nachvollziehbar, dass bei einer Umschulung im Erwachsenenalter ganz andere Denkbarrieren überwunden werden müssen. Ich habe mit 35 Jahren angefangen Klavier zu spielen. Dabei konnte ich selbst beobachten, dass es nicht nur im physischen Bereich Veränderungen gibt, sondern auch im Bereich des Intellektes - auch bezogen auf die Dominanz der Hände.

Das es mitunter anstrengend ist, etwas völlig Neues (wieder) zu lernen, wollte ich mit keinem Wort in Abrede stellen.


Mein Anliegen war es, die Möglichkeit aufzuzeigen, die umgeschulte Linkshändigkeit nicht generell als Stigma und Bürde zu sehen , sondern als Besonderheit und als Chance, seine beiden Gehirnhälften in einer Weise zu nutzen, die den meisten „Einhändigen" vorenthalten bleibt.


Heidi

Heidi
15.07.2002, 13:30
Hallo Lotteflue,



Wenn ich dich richtig verstanden habe, bist du (vermutlich) Linkshänderin und schreibst rechts?

Welche Hand nimmst du denn zum Zeichnen oder Zwiebelschneiden?

Wenn das auch die Linke ist, probier es doch einfach mal aus, ob es sich für dich gut anfühlt mit der linken Hand zu schreiben - dann bleibts vielleicht nicht nur beim bewundernden Anstarren *g*.

Viel Spaß dabei.


LG

Heidi

Dr. Noll
15.07.2002, 18:29
Hallo zusammen,


tatsächlich ist das Buch "Der umgeschulte Linkshänder oder Der Knoten im Gehirn 1995 erschienen und hat die Ergebnisse der Ersten deutschen Beratungsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder seit 1985 zusammengefasst; das Datenmaterial beinhaltet ca. 15000 Einzelfälle. Inzwischen sind es mehr als 20000 Fälle, die Dr. Sattler gesammelt und ausgewertet hat.

Allerdings verändert sich die Datenlage gegenüber 1995 praktisch nicht mehr, denn je größer die Fallzahl, umso mehr bestätigen sich die Ergebnisse, die sich nach 1000, nach 5000 oder 10000 Fällen abzeichneten.

Wissenschaftlich gesprochen: die Daten sind statistisch gesehen signifikant, also valide, überprüfbar und reproduzierbar.

Im Grunde wird niemand angesichts der übermächtigen statistischen Signifikanz, die sich weitab von Graubereichen bewegt, seine persönliche Beobachtung mit sich selbst oder weiteren 10 oder auch 250 Fällen tatsächlich entgegenstellen, da bei solch niedrigen Fallzahlen eine immer noch viel zu breite Streuung vorliegt.

Daher sind für jeden exakt arbeitenden wissenschaftlichen Mitarbeiter diese Daten zunächst einmal "wahr" und könnten nur durch eine eigene, noch größere Arbeit widerlegt werden.

Dies hat bis heute noch keiner versucht, und die Datensammlung von Dr. Sattler ist wahrscheinlich die weltweit größte ihrer Art.

Ich wäre also vorsichtig bei "eigenen" Interpreatitionen: sie sindselbstverständlich erwünscht und erlaubt, sollten aber auch ordentlich begründet sein.

Ich persönlich bin als ärztlich und wissenschaftlich gebildeter Mensch durchaus der Meinung von Olli und anderen hier im Forum, die die "echte"(!) Beidhändigkeit mit Hirnleistungsstörungen assoziiert und nicht eine annähend beidhändige Geschicklichkeit meint.

Denn: ohne Dominanzentwicklung einer Hirnhälfte verlieren wir einen (den wichtigsten ?) der wesentlichsten Entwicklungserfolgen des Homo sapiens.


Mfg


Dr. Noll

Lotteflue
16.07.2002, 00:55
Hallo Heidi!


Meine Mam hat "immer darauf geachtet, dass ich alles in die rechte Hand nehme" (O-Ton).


Ich glaube, das sagt alles.

Ich kann auch ganz gut mit links schreiben sag ich mal, jedenfalls kann ich es und finde es ganz gut.

Auch Spiegelschrift geht gut, "sieht richtig cool aus".

Eine Umschulung ist mir zu viel Stress, obwohl es vielleicht mein großes Problem lösen könnte (würde?).

Dazu hab ich keine Kraft. Komme so eigentlich ganz gut klar, da ich kein Extrem-LH bin.

Ich glaube, sonst hätte ich mich auch besser "wehren" können gegen die Manipulationsversuche.

Komme mir zwar manchmal irgendwie "falsch(rum)" in der Welt vor, ich weiss aber dann woran das liegt. Ok, es nervt, aber ändern kann ich ja doch nichts:-(


Wenn ich z.B. mit der Rolltreppe fahre, stehe ich natürlich links und werde oft angemeckert, das ich auf der Überholspur stehe...


Lotteflue

Olli
16.07.2002, 02:18
Hallo Heidi,


zunächst möchte ich mich ersteinmal für mein erstes vielleicht etwas zu forsches Auftreten entschuldigen. Ich wollte Dich auf keínem Fall persönlich beleidigen.


Und da ich sehe, dass ich meine Anliegen nicht klar genug zum Ausdruck gebracht habe versuche ich nun, diese nocheinmal etwas zu differenzieren.


Du schriebst:

<i>Deiner Behauptung über Beidhändigkeit kann ich leider nicht beipflichten. Ich finde es erschreckend, komplexe Zusammenhänge derart zu simplifizieren. „Man" diskutiert über Beidhändigkeit - etwas, das keiner der Diskutanten erfahren hat (im Sinne von authentisch), zitiert ein paar Theorien aus der populärwissenschaftlichen Ecke und „kommt überein", daß Menschen mit diesen Merkmalen hirngeschädigt sein müssten. Von mir aus. Aber dieses Ergebnis als Gültigkeit darzustellen .... no comment.</i>


Natürlich habe ich keine Erfahrungen als Beidhänder (wenn man den Begriff so deffiniert, wie es Sinnvoll ist: das man <b>alle</b> Tätigkeiten sowohl mit rechts und - aber genauso gut und schnell - auch mit links ausführen kann), denn ich bin nun mal Linkshänder , der mit dem Beginn der Schulzeit dazu gezwungen wurde rechts zu schreiben und seitdem auch viele andere Dinge mit rechts ausgeführt hat (aber, dass ist ein anderes Thema).

Aber, ebensowenig hast du Beidhändigkeit erfahren, denn wie du schreibst: <i>Dinge, die motorische Präzision in Zusammenhang mit Kraft verlangen, mache ich ausschließlich mit links. Es würde mir z. B. niemals in den Sinn kommen, einen Hammer oder ein Beil in die rechte Hand zu nehmen und damit tatsächlich irgendwo draufzuschlagen... </i> ist dies auch kein Zeichen von Beidhändigkeit.

Und so könnte man zu dem einfachen Schluß kommen, Beidhändigkeit gibt es garnicht. Aber dies ist natürlich zu einfach.

Nun kommt man aber zur Frage: Warum gibt es überhaupt Rechts- bzw. Linkshändigkeit - also die Bevorzugung einer bestimmten Hand (Körperhälfte/ Gehirnhemisphärendominanz)?

Diese Frage ist im Prinzip Entwicklungsgeschichtlich ganz leicht zu erklären. Der Mensch (aber nicht nur dieser) brauchte unbedingt eine Gehirnhälfte die ihn in Schwierigen Sittuationen (bei der Frage um Leben und Tot) in Bruchteilen von Sekunden dominant über die andere Gehirnhälfte zum agieren befähigten. In solchen Sittuationen wäre ein Beidhänder Heillos seier Entscheidungsunfähigkeit ausgeliefert, denn er könnte sich nicht schnell genug dazu überwinden, z.B. mit welchem Bein er als erstes losrennen wollte (im Falle einer Flucht) und täte es am Ende sogar mit beiden Beinen gleichzeitig.

Da die Natur nun nach dem einfachen aber wirkungsvollen Effektivitätsverfahren funktioniert (alles was uneffektiv ist wird ausgemustert), warum sollte sie dann unnötige Energieen verschwenden und Überlebensunfähige Beidhänder hervorbringen?


Weiterhin schriebst Du:

<i>Was ich nicht in Ordnung finde, ist der Umstand, dass du mir generell das Recht absprichst zu sagen dass es für mich keine mir bewussten Schwierigkeiten gab.

>Ich war damals elf Jahre alt, da geht man nicht so sehr auf die Suche nach seinen Befindlichkeiten. Möglicherweise hatte ich eine kurze Störung, ich weiss davon nichts. Lange genug, um auf schulische Leistungen Einfluss zu nehmen oder in irgend einer Form auffällig zu werden, hat diese Beeinträchtigung jedenfalls nicht gedauert.</i>


Ja ja, die Störungen. Die sind ein anderes nicht zu unterschätzendes Thema. Dazu nur ein kurzes Beispiel (eins unter vielen) und ich will Dir jetzt auf keinem Fall etwas unterstellen (das Du mich richtig verstehst).

Einem meiner Arbeitskollegen (Umgeschulter LH) hatte ich das Buch "... der Knoten ..." geliehen und natürlich - darauf angesprochen, würde er vehement bestreiten Störungen aus seiner Umschulung davongetragen zu haben. Da ich ihn mitlerweile nun aber schon über zehn Jahre kenne, weiß ich durchaus das und welche Störungen er davongetragen hat.


Aber, ein wesentlicher Punkt, worum es mir auch noch ging war, Dir klar zu machen, dass Du mit Deiner Darstellung (Beidhändiges Schreiben) sehr viel kapput machen kannst, kapput an den ersten Schritten einer um Ansehen und Akzeptanz kämpfenden Linkshändigkeit, indem Du "öffentlich" suggerierst, dass eine Umschulung nicht zum Schaden ist/sein kann, denn man kann ja hinterher sogar eventuell mit beiden Händen schreiben und dieses Idealbild der Beidhändigkeit wieder idealisierst.

Ich will Dir das genauer erklären: Stell Dir vor, Eltern eines Linkshändigen Kindes sehen Deine "Vorführung". Da es nun in unserer heutigen Gesellschaft immer noch sehr massiv unausgeräumte Vorurteile gegenüber der Linkshändigkeit gibt, werden diese Eltern dann (dank Deines Beispiels) - in irgend einer Form in diesem Punkt in Bedrängnis geraten (sei es durch die Großeltern oder anderweitig) - ihre Zweifel über Board werfen und nun ihr Kind doch umschulen. Nun mag man denken, dass ist aber jetzt wirklich zu hoch gegriffen, ich aber halte dagegen, wenn es nur einen Fall einer Umschulung gibt, der aus diesem Beispiel resultiert, so ist dieser eine Fall ein Fall zu viel.


MfG

Olli

Heidi
16.07.2002, 11:48
Hallo Olli,


ZITAT>zunächst möchte ich mich ersteinmal für mein erstes vielleicht etwas zu forsches Auftreten entschuldigen. Ich >wollte Dich auf keínem Fall persönlich beleidigen Z-ENDE


Akzeptiert, ich wehr mich halt auch schnell mal ... ;-)

Ich habe dich und du hast mich in einigen Punkten gründlich missverstanden. Ich finds nicht schlimm, schlimm wäre, es gäbe keinen Dialog.

Nebenbei, und um weiteren Missverständnissen vorzubeugen: wenn ich etwas GROSS schreibe, will ich nicht etwa schreien, sondern ich kann leider kein html um es „fett" zu schreiben, sorry.


ZITAT>Und da ich sehe, dass ich meine Anliegen nicht klar genug zum Ausdruck gebracht habe versuche ich nun, diese nocheinmal etwas zu differenzieren.Z-ENDE


Vielen Dank dafür. Deine Ausführungen sind interessant und präzise.

Gerade weil wir einen verschiedenen Weg gehen, finde ich die Diskussion spannend. Ich hoffe, ich kann dir meinen Ansatz auch verständlich machen.


ZITAT>Natürlich habe ich keine Erfahrungen als Beidhänder (wenn man den Begriff so deffiniert, wie es Sinnvoll ist: das man <b>alle</b> Tätigkeiten sowohl mit rechts und - aber genauso gut und schnell - auch mit links ausführen kann), denn ich bin nun mal Linkshänder , der mit dem Beginn der Schulzeit dazu gezwungen wurde rechts zu schreiben und seitdem auch viele andere Dinge mit rechts ausgeführt hat (aber, dass ist ein anderes Thema).Z-ENDE


Die Begriffe ... erstaunlich wie unzulänglich doch Sprache sein kann.

Irgendwie ist die Begriffsdefinition vielleicht auch bei mir verrutscht.

Also: der Linkshänder, der mit rechts schreiben muss ist nach hier verwendetem Casus der Umgeschulte. Und wenn er dann wieder mit seiner dominanten Hand schreibt ist er WAS? Das soll jetzt keine Spitze sein, ich meine die Frage durchaus ernst - nicht zuletzt deshalb, um meinen eigenen "Platz" zu finden.


Mir wäre es am liebsten, es würde von Links- bzw. Rechsdominanz gesprochen, damit verliert sich für beide Seiten diese Ausschließlichkeit, die es meiner Meinung nach nicht gibt. Was ich meine ist, dass es viel mehr Möglichkeiten für die nicht dominante Hand gibt, als es allgemein zugestanden wird. Für mich auch ein Ansatz dafür, Menschen so sein zu lassen, wie sie geboren wurden. Und ein Ansatz, Eltern ihre Ängste zu nehmen, sie hätten es mit einer Art Behinderung zu tun.

Das eine Gehirnhälfte bei Stresssituationen die Führung übernimmt wollte ich nicht bestreiten.


ZITAT>Ja ja, die Störungen. Die sind ein anderes nicht zu unterschätzendes Thema. Dazu nur ein kurzes Beispiel (eins unter vielen) und ich will Dir jetzt auf keinem Fall etwas unterstellen (das Du mich richtig verstehst).

>Einem meiner Arbeitskollegen (Umgeschulter LH) hatte ich das Buch "... der Knoten ..." geliehen und natürlich - darauf angesprochen, würde er vehement bestreiten Störungen aus seiner Umschulung davongetragen zu haben. Da ich ihn mitlerweile nun aber schon über zehn Jahre kenne, weiß ich durchaus das und welche Störungen er davongetragen hat.Z-ENDE


Es mag sein, dass ich Störungen habe - und es ist mir auch theoretisch vorstellbar, dass sich meine Persönlichkeit hätte anders entwickeln können, wenn ... Doch das ist nicht der Punkt. Ich lebe mit dem Potenzial, das ich JETZT habe, nicht mit etwas, das ich hätte haben können. Wenn ich dabei das Gefühl habe mit mir ist alles in Ordnung, kann das kaum negativ für mich sein.

Es ist nicht so, dass ich etwas bestreite oder mir die Dinge schönrede. Ich kenne mich NUR so, wie ich BIN. Wenn ich keinen Ansatz dafür finde, gestört zu sein, kann und möchte ich mein Bild von mir selbst nicht als Reflektion auf eine Störung definieren. Ob eine Störung vorliegt ist für mich nicht wichtig. Solange ich mich für lernfähig und wandelbar halte und nicht auf dem Status "ich habe eine Störung" verharre, kann ich für mich selbst etwas ändern. Vielleicht hatte ich das Glück, als Kind viele Dinge intuitiv "richtig" zu entscheiden.

Was vielleicht noch wichtig ist: ich weiß, daß das Gesagte für MICH Gültigkeit hat, aber jede Gleichmacherei liegt mir fern. Es ist in dieser Kommunikationform nicht leicht rüberzubringen, das für mich die Individualität des Einzelnen - geprägt durch SEINE Geschichte und Erfahrungen - an erster Stelle steht - und nicht nur im Zusammenhang mit diesem Thema. Mir käme der Gedanke nicht (und dir auch nicht, würdest du mir gegenüberstehen), ich könnte meine Erfahrungen zur Maxime erheben.



ZITAT>Aber, ein wesentlicher Punkt, worum es mir auch noch ging war, Dir klar zu machen, dass Du mit Deiner Darstellung (Beidhändiges Schreiben) sehr viel kapput machen kannst, kapput an den ersten Schritten einer um Ansehen und Akzeptanz kämpfenden Linkshändigkeit, indem Du "öffentlich" suggerierst, dass eine Umschulung nicht zum Schaden ist/sein kann, denn man kann ja hinterher sogar eventuell mit beiden Händen schreiben und dieses Idealbild der Beidhändigkeit wieder idealisierst.Z-ENDE


Ich suggeriere das niemals, DU impliziert das. Diese - für nicht mit dem Themenkreis vertrauten Personen - vielleicht etwas exotische Art und Weise in der ich das MANCHMAL handhabe erschließt spontane Gesprächsbereitschaft und Neugier. Das ist der Aufhänger, der oftmals das Eis bricht und Menschen, die vielleicht weniger kommunikativ sind dochmal dazu bringt den Mund aufzutun. Erst DANN kommt die Thematik.


Ohne Frage bin ich gegen die Umschulung eines Linkshänders zum Rechts ... was ich auch vehement vertrete. Selbst ohne Hammer-Argumentation mit Hinweis auf Schädigungen gibts keine Legitimation für diesen Schmarrn. Es ist sehr individuell, wen man vor sich hat. Nicht jedermann/frau reagiert postiiv darauf, wenn man holterdipolter gleich den Teufel an die Wand malt. Seh das mal als eine Form der Behutsamkeit und lass dir vergewissern, dass ich durchaus in der Lage bin, achtsam mit einer Thematik umzugehen, die mich schließlich selbst betrifft.


ZITAT>Ich will Dir das genauer erklären: Stell Dir vor, Eltern eines Linkshändigen Kindes sehen Deine "Vorführung". Da es nun in unserer heutigen Gesellschaft immer noch sehr massiv unausgeräumte Vorurteile gegenüber der Linkshändigkeit gibt, werden diese Eltern dann (dank Deines Beispiels) - in irgend einer Form in diesem Punkt in Bedrängnis geraten (sei es durch die Großeltern oder anderweitig) - ihre Zweifel über Board werfen und nun ihr Kind doch umschulen. Nun mag man denken, dass ist aber jetzt wirklich zu hoch gegriffen, ich aber halte dagegen, wenn es nur einen Fall einer Umschulung gibt, der aus diesem Beispiel resultiert, so ist dieser eine Fall ein Fall zu viel.Z-ENDE


Olli, ich weiß nicht recht. Wenn man davon ausgeht die Welt ist dumm und ignorant, so wird einem genau das auch entgegenkommen. Ich bin aber nicht dieser Meinung, und mir begegnet (im direkten Kontakt) diese Haltung auch nicht, weil ich sie nicht in andere hineininterpretiere. Mit meiner Lockerheit mit dem Thema zu spielen bin ich für viele Betroffene ein Gesprächspartner, den man auch anzusprechen WAGT. Das ist keine Theorie, sondern meine Erfahrung. Ich habe noch NIE jemanden kennengelernt, der "massive Vorurteile" gegen Linkshändigkeit hätte. Fragen und Unsicherheiten über dieses "Anders-Sein", die gibt es. Und genau an diesem Punkt habe ich es bei Kindern und Erwachsenen immer wieder erlebt, das mit einem Mal die Einsicht kommt: ich hab keine "Behinderung", sondern etwas, das ich anders kann als andere, manches vielleicht auch besser. Das in Zusammenhang damit zu stellen, dass ich in der Schule anfangs mit der Rechten geschrieben habe käme MIR nicht in den Sinn. Ich betone die Besonderheit meiner Linkshädigkeit - und mit Stolz, weil sie zu mir gehört und ich mich mag. Und auch dieser Stolz ist wichtig. Jeder sollte sich freuen an dem, was er aht, insbesondere verunsicherte Kinder. Ich ermuntere dazu, das zu leben und leben zu dürfen was man IST (dazu gehört bei mir auch diese antrainierte Fähigkeit, soll ich sie verstecken?!). Mir käme es mir keinem Wort oder Gedanken in den Sinn, Eltern zu ermuntern, ihre linkshädigen Kinder auf Rechts umzuerziehen. Im Gegenteil. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, als Individuum geachtet zu werden. Das ist der Grundsatz, der von mir GELEBT wird. Dazu gehören bei mir - wie bei jedem anderen auch - auch meine Besonderheiten, aufgrund meiner persönlichen Geschichte.

Auch so kann Aufklärungsarbeit geschehen. Was ich einfach nicht abkann, ist die Haltung mancher (ich meine explizit niemanden hier im Forum, sondern reale, mir bekannte Menschen) sich aufgrund ihrer Linkshändigkeit in eine Opferrolle stellen - freiwillig. DAS finde ich abschreckend über alle Maßen und da kann ich es auch fast nachvollziehen, wenn Eltern den Wunsch spüren, ihren Kinder "so etwas" zu "ersparen".


Vielleicht habe ich vorausgesetzt, mehr Leute mit meiner Grundhaltung hier zu finden. Meiner Ansicht nach bringt es niemanden weiter, über erfahrenes Unrecht in den Kindertagen jahrelang zu reflektieren. Das erzeugt nur Schuldzuweisungen, die wiederum zu Blockaden werden, wenn es um das Wesentliche geht: Ganz zu werden mit sich selbst, die eigene Authentizität leben zu können. Niemanden hilft es auf seinem Weg, wenn er die Verursacher dämonisiert und ihnen somit weiterhin Macht über sein Leben gibt. Und diese wertvollen Energien, die für den eigenen Weg gebraucht werden, binden sich dadurch an eine Vergangenheit, die unverrückbar feststeht. Sowas finde ich einfach traurig.


Liebe Grüße

Heidi

Dr. Noll
16.07.2002, 14:00
der Linkshänder, der mit rechts schreiben muss ist nach hier verwendetem Casus der Umgeschulte. Und wenn er dann wieder mit seiner dominanten Hand schreibt ist er WAS?


Mir wäre es am liebsten, es würde von Links- bzw. Rechsdominanz gesprochen, damit verliert sich für beide Seiten diese Ausschließlichkeit, die es meiner Meinung nach nicht gibt.



Was man vielleicht klarer machen sollte: beim Linkshänder ist die rechte Hirnhemisphäre dominant, sozusagen der Chef des Gehirns, aber ein Chef braucht Mitarbeiter, also auch eine linke Gehirnhälfte. Die beiden arbeiten in einem komplexen, noch längst und nicht mal in Ansätzen erforschten Zusammenarbeit, die das Produkt Mensch ergeben.

Übrigens gibt es tatsächlich Menschen, wo es nur einen Chef gibt, weil die andere Hirnhälfte z.B. wegen Krebs herausoperiert wurde. Je früher dies in der Entwicklung des Menschen geschah, um so weniger hatte es Folgen (das Gehirn hat, je jünger eine umso größere Platizität, d.h., andere Hirnbereich als "normalerweise" vorgesehene können Funktionen des fehlenden Hirngewebes "übernehmen".)

Diesen Menschen merkt man, oberflächlich betrachtet, nicht sofort an, dass sie nur mit einer Hirnhälfte leben.


Es mag sein, dass ich Störungen habe -


Was vielleicht noch wichtig ist: ich weiß, daß das Gesagte für MICH Gültigkeit hat, aber jede Gleichmacherei liegt mir fern. Es ist in dieser Kommunikationform nicht leicht rüberzubringen, das für mich die Individualität des Einzelnen - geprägt durch SEINE Geschichte und Erfahrungen - an erster Stelle steht - und nicht nur im Zusammenhang mit diesem Thema. Mir käme der Gedanke nicht (und dir auch nicht, würdest du mir gegenüberstehen), ich könnte meine Erfahrungen zur Maxime erheben.




Dennoch wird er unweigerlich durch seine Umwelt geprägt, durch soziale Umstände, durch seine Erziehung, durch seine Gesundheit und und und...


Das macht uns verschieden und interessant, aber nicht alles, was durch die Prägung des persönlichen Umfeldes passiert, ist positiv, und im Umkehrschluß natürlich auch nicht alles negativ.


Aber, ein wesentlicher Punkt, worum es mir auch noch ging war, Dir klar zu machen, dass Du mit Deiner Darstellung (Beidhändiges Schreiben) sehr viel kapput machen kannst, kapput an den ersten Schritten einer um Ansehen und Akzeptanz kämpfenden Linkshändigkeit, indem Du "öffentlich" suggerierst, dass eine Umschulung nicht zum Schaden ist/sein kann, denn man kann ja hinterher sogar eventuell mit beiden Händen schreiben und dieses Idealbild der Beidhändigkeit wieder idealisierst.


Hier muss ich Olli recht geben. Ich kann ebenfalls, ohne das je geübt zu haben, gleichzeitig mit beiden Händen schreiben, mit rechts wie gewohnt, mit links in Spiegelschrift. Das beeindruckt zwar die Leute, obwohl es eine Leistung ist, für die ich ü b e r h a u p t nichts kann und daher keine Bewunderung verdient. Aber - es wird von Menschen, die sich mit dem Thema "Umschulung" nicht auseinandersetzen, in dem meist vorhandenem Vorurteil :"Da sieht man ja, dass eine Umschulung auf die rechte Hand nicht schadet !", mißverstanden.

Auch wenn man es nur manchmal "vorführt", wird es immer wieder Leute geben, die so denken werden.


Ohne Frage bin ich gegen die Umschulung eines Linkshänders zum Rechts ... was ich auch vehement vertrete. Selbst ohne Hammer-Argumentation mit Hinweis auf Schädigungen gibts keine Legitimation für diesen Schmarrn. Es ist sehr individuell, wen man vor sich hat. Nicht jedermann/frau reagiert postiiv darauf, wenn man holterdipolter gleich den Teufel an die Wand malt. Seh das mal als eine Form der Behutsamkeit und lass dir vergewissern, dass ich durchaus in der Lage bin, achtsam mit einer Thematik umzugehen, die mich schließlich selbst betrifft.



In der Tat ist der "Schmarrn" (ich würde es lieber nach Dr. Cizek als "einen der massivsten Eingriffe in das menschliche Gehirn ohne Blutvergießen nennen) ohne jede Legitimation ist und inzwischen sogar von der politischen Zunft verboten.

Andererseits ist die Kritik an Olli, er würde holterdipolter gleich den Teufel an die Wand malen, eher ohne Behutsamkeit von Ihnen ausgesprochen. Gerade Olli hat mir hier im Forum durch seine mitfühlende, freundliche und zurückhaltende Art imponiert. Er jedenfalls weiß genau, dass jeder Mensch individuell ist und stellt hier im Forum in sehr offener Weise seine Erfahrungen dar, ohne jemanden auf die Füße zu treten, nämlich um anderen zu helfen

Ich habe noch NIE jemanden kennengelernt, der "massive Vorurteile" gegen Linkshändigkeit hätte.


Ich allerdings schon etliche, zum Teil mit Aussagen wie "beim Adolf häts das nicht gegeben" oder, kirchlicherseits "zur R e c h t e n Jesu sitzen die, die erlöst sind, siehe Matthäus..." und, arbeitsberatend: "Ich kauf doch keine Linkshändermaschine nur für Sie ! Machen Sies halt mit rechts...".

Leben wir in verschiedenen Welten ?

Ich betone die Besonderheit meiner Linkshädigkeit - und mit Stolz, weil sie zu mir gehört und ich mich mag.


Linkshändigkeit ist für mich keine Besonderheit, sondern einfach eine andere Art, eta so wie männlich oder weiblich.

Beides hat Vor- und Nachteile.

Auch ich mag mich und bin froh über mein "synthetisches Denken", obwohl ich nicht immer allen erklären kann, wie auf die Lösung gekommen bin.

Aber ich gehe davon aus, dass jeder Rechtshänder sich ebenfalls mag und froh ist, seine Lösung mittels analytischen Denken präzise vorzutragen, auch, weil es für die meisten nachvollziehbar ist.

Beides ist einfach gleichberechtigt.


Und auch dieser Stolz ist wichtig. Jeder sollte sich freuen an dem, was er aht,


Auch so kann Aufklärungsarbeit geschehen. Was ich einfach nicht abkann, ist die Haltung mancher (ich meine explizit niemanden hier im Forum, sondern reale, mir bekannte Menschen) sich aufgrund ihrer Linkshändigkeit in eine Opferrolle stellen - freiwillig. DAS finde ich abschreckend über alle Maßen und da kann ich es auch fast nachvollziehen, wenn Eltern den Wunsch spüren, ihren Kinder "so etwas" zu "ersparen".



Wenn das aber erkannt hat, gilt es natürlich, nicht den Kopf in den Sand zu stecken und Selbstmitleid zu üben, sondern man sollte die Dinge, die einen belasten, angehen, um sie zu ändern.

So ähnlich, wie ein Mensch durch einen Unfall z.B. ein Bein verloren hat, wird er lernen, mit Prothese und allen anderen Hilfen das Problem anzugehen, um das Beste daraus zu machen.


Niemanden hilft es auf seinem Weg, wenn er die Verursacher dämonisiert


Keiner von denen hat uns Umgeschulten bewusst schaden wollen, sie wussten es einfach nicht besser.

Heute wissen wir mehr, und mein Mitreden z.B. im Forum zielt im Wesentlichen darauf ab, Aufklärung zu verbreiten, so dass noch hoffentlich während meines Lebens Kinder nicht mehr umgeschult worden.

Aber das ist noch ein langer Weg, geade weil bei der jetzigen "älteren" Generation die Vorurteile nur sehr schwer auszuräumen sind.

Aber wir sind da und packen es an.


Und diese wertvollen Energien, die für den eigenen Weg gebraucht werden, binden sich dadurch an eine Vergangenheit, die unverrückbar feststeht. Sowas finde ich einfach traurig.



Mfg

Dr. Noll

Olli
17.07.2002, 01:49
Hallo Heike,


dem Gesagtem von Dr. Noll ist im wesentlichen nichts mehr hinzuzufügen und ich kann durchaus auch Deine Sichtweise in vielen Punkten verstehen...


Aber,...

<i>Ich suggeriere das niemals, DU impliziert das. Diese - für nicht mit dem Themenkreis vertrauten Personen - vielleicht etwas exotische Art und Weise in der ich das MANCHMAL handhabe erschließt spontane Gesprächsbereitschaft und Neugier. Das ist der Aufhänger, der oftmals das Eis bricht und Menschen, die vielleicht weniger kommunikativ sind dochmal dazu bringt den Mund aufzutun. Erst DANN kommt die Thematik.</i>


... wenn Du richtig nachdenks, wirst Du selbst merken, dass Du durch diese Verhaltensweise (beidhändiges Schreiben) die Leute animierst, es selbst einmal auszuprobieren und - wenn sie vom Ehrgeiz gepackt werden - dieses sogar bis zur Perfektion bringen wollen (Beispiel Dein Vater oder im Vorwort zum:"Der umgeschulte LH ...").

Du suggeriest ihnen also, dass eine Umschulung keine schädigenden Folgen nach sich tragen.


<i>Es mag sein, dass ich Störungen habe - und es ist mir auch theoretisch vorstellbar, dass sich meine Persönlichkeit hätte anders entwickeln können, wenn ... Doch das ist nicht der Punkt. Ich lebe mit dem Potenzial, das ich JETZT habe, nicht mit etwas, das ich hätte haben können. Wenn ich dabei das Gefühl habe mit mir ist alles in Ordnung, kann das kaum negativ für mich sein.

Es ist nicht so, dass ich etwas bestreite oder mir die Dinge schönrede. Ich kenne mich NUR so, wie ich BIN. Wenn ich keinen Ansatz dafür finde, gestört zu sein, kann und möchte ich mein Bild von mir selbst nicht als Reflektion auf eine Störung definieren. Ob eine Störung vorliegt ist für mich nicht wichtig. Solange ich mich für lernfähig und wandelbar halte und nicht auf dem Status "ich habe eine Störung" verharre, kann ich für mich selbst etwas ändern.</i>


Sicherlich hast Du Störungen. ;-) Und hier meine ich Störungen, die durch die Umschulung auf rechts aufgetreten sind, denn diese Störungen (Wunden/Verletzungen) treten just in dem Moment auf, in dem mit der Umschulung begonnen wird und nicht erst im laufe der Jahre. Und von diesen Wunden bleiben natürlich auch Narben bzw. diese Wunden werden nie gänzlich verheilen.


Natürlich könnte man nun glücklich und zufrieden sich seines Lebens freuen und die Störungen Störungen sein lassen, <b> wenn </b> diese nicht öffentlich zu Tage treten täten und einem nicht ständig bewußt machen würden, dass man anders ist als die meisten anderen (man weiß - und wußte es schon immer - das man anders ist, weiß aber nicht warum) und das man sein Potenzial nie völlig ausschöpfen kann, weil man in irgend einer Form ein Handikap hat, dass dich daran hindert.

In einer solchen Lage ist man natürlich sehr froh darüber, wenn man Erklärungen für seine Störungen erhält.

Und natürlich stimme ich mit Dir hier überein: es hilft nicht, wenn man sich im Selbstmitleid verzehrt und sich immer wieder die Frage stellt, was währe wenn... . Es hilft aber ungemein, die Ursachen für die Störungen zu kennen, um ihnen entgegen zu wirken, oder sich einfach nur zu erkennen und verstehen zu lernen (wissen wer man ist / wodurch man so ist / und dadurch lernen seine Möglichkeiten einzuschätzen und voll auszuschöpfen).


Mfg

Olli

Olli
17.07.2002, 01:54
Oh, sorry, ich meinte natürlich Heidi (kleiner Schreibfehler). Also,


Hallo Heidi, ...

Tilman
20.07.2002, 15:03
Hi Leute,

in der Diskussion weiter unten mit Heidi über Beidhändigkeit [und diverse Male vorher], ist mir aufgefallen, daß die Info-clique hier auf dem Forum dominiert wird von Leuten, die mit Umschulungsproblematiken primär [oder durch ihre Beraterfunktion secundär oder alles beides] intensiv zu tun haben. Dadurch geraten viele Diskussionen direkt aus der Balance, bzw. einige wichtige Themen, die in anderer Weise mit Linkshändigkeit zu tun haben, oder die dazu geeignet wären, gewisse vorgefasste Meinungen durch Differenzierung aufzulockern, fallen unter den Tisch. Ich werde das gleich weiter aufdröseln.

Erstmal dies [und das ist keine Meckeri, sondern ein hilfreich gemeinter Hinweis]: am Beispiel von Heidis erstem Posting unter Beidhändigkeit und von diversen Reaktionen darauf exemplifiert, und durchaus bei mehreren Leuten in Forum immer anwesend ist der schnelle Griff zum „Antwort“ Knopf, gepaart mit einem dozierenden Tonfall. Dabei gehen wichtige Nuancen den Bach’runter. Z.B faellt dabei nicht mehr auf, dass sich der Ansatz des unfreundlichen Schreibers von neulich, der sich selbst als „Grob“ titulierte, grundsätzlich von intelligenten und auffallend gutgeschriebenen, [aber, der Meinung Einiger zufolge, in gewissen Details uninformierten] Beiträgen wie Heidis posting unterscheidet.

Nicht jeder neue, oder sich im Irrtum befindliche Forumschreiber hat z.B. solche Antworten verdient, die „wissenschaftlich“ und „eigene Erfahrung“ gegeneinander ausreizen; viele Leute denken tatsächlich bereits in ‚default’-Lage weit genauer als man annehmen möchte, und nicht jeder streicht gleich die eigene wissenschaftliche Schulung heraus, selbst wenn er eine besitzen sollte. Ich finde, daß noch mehr Feingefühl oft nicht schaden würde; alle würden hiervon profitieren.


Nun zu den Themenkreisen, die diverse Male unter dem Tisch verschwanden:

1) vermeindliche Beidhändigkeit, bzw. die menschliche Fertigkeit um komplizierte Dinge auszuführen oder quasi-„unnatürliche“ Geschicklichkeiten zu trainieren; im Gegensatz zu der erzwungenen Umschulung/Weg-erziehung einer essentiellen, natürlich gegebenen Anlage.


Es gibt verschiedene Wege, sich diesem Themenkreis zu nähern. Gehen wir davon aus, das wir den Bereich „Schutzbehauptungen“ dabei NICHT betrachten – der Mechanismus ist hinreichend bekannt, und hier bereits durchdiskutiert.

a)Lernpsychologie: es ist bekannt, dass Inhalte nur dann vollständig, reproduzierbar und störungsfrei gelernt werden, wenn der Lernende „primär motiviert“ ist. Primär motiviert bedeutet, am direkten Lernerfolg positiv interessiert. Also „lerne die Vokabeln, dann kriste ein Kinder-ei“ zählt nicht. Was auch nicht zählt ist die eventuelle quasi-Motivation, die solche lh. Kinder haben könnten, denen eingetrichtert wurde, dass Linkshändigkeit ‚falsch’ ist und ‚abtrainiert’ werden soll, das es ‚gut’ ist, hart an einer solchen ‚Verbesserung’ zu arbeiten; letzteres ist ein schwer zu ortendes, aber eindeutiges Beispiel sekundärer Motivation. Da entstehen eventuell, schon vor dem viel zitierten „nicht-chirurgischen Eingriff ins Gehirn“, bereits auf reiner Lernebene psychische Störungen, weiter geschürt von den Schuldgefühlen die das moralische Vokabular von ‚gut’ und ‚böse’ erzeugt.

Daher unterscheidet sich das Üben von quasi beidhändigen Kunststücken, so wie Heidi beschrieb, bereits auf der Lernebene prinzipiell von der zwangsweisen Umschulung.


b)Psychomotorik: viele Fertigkeiten [immer wieder wird Klavierspielen genannt] erfordern zwei gleich geschickte Hände. Dies kann in gewissen Fällen zu einer Schein-beidhändigkeit führen, und [sicher bei Leuten, die ein spezielles motorisches Talent besitzen, und daher oft die ihre Geschicklichkeit nicht weiter analysiert haben] zu einer Fehlbeurteilung des eigenen Könnens. Meine eigene langjährige Beobachtung beim Klavierspielen suggeriert mir jedoch, daß selbst wenn die nicht-dominante Hand den diffizileren Part hat, die dominante Hand eine Art „Zuhause“ oder „ich bin der Boss“-Gefühl vermitteln muss, sonst funktionieren beide Hände nicht mehr sicher, oder es stellen sich Spannungen oder Blackouts ein.

[Die wenigsten Musiklehrer scheinen zu wissen, dass sie bei klavierspielenden Linkshändern dieses Gefühl extra stärken müssen, da ja oft die Melodie (rechts) musikalisch wichtiger ist, gerade bei Anfängerstücken. Hinterher, wenn man richtig schweren Kram spielen soll, hat gerade der _musikalische_ Linkshänder keine Lösungsmöglichkeiten gelernt, weil er selber eine falsche Präferenz etabliert hat. Dies nur zur Seite: das ist mein Problem, ich geb’s ja zu].

Die Konfrontation hier im Forum zwischen Leuten die behaupten beidhändig zu sein, und solchen, die auf die Unmöglichkeit hiervon hinweisen liegt in diesem eventuellen Mangel an Selbstanalyse und sollte keineswegs sofort mit so scharfen Waffen wie Hinweisen auf Hirnschädigungen angegangen werden: selbst bei einer offenkundigen ähnlichen Geschicklichkeit beider Hände bei gewissen Leuten wird sich bei näherer Untersuchung eine klare Steuer- und eine klare Folge-Hand herausstellen; das stellt die jeweilige Fähigkeit an sich nicht in Abrede, und es bedeutet absolut nicht zwangsläufig, daß die Person mit solchen Fähigkeiten sich einen unnatürlichen oder schädlichen Zwang antut. Auch hier wieder: jemand der aus Dafke trainiert, um mit beiden Händen und/oder in Spiegelschrift zu schreiben macht essentiell etwas anderes als das arme Kind, dass keine Alternative angeboten bekommt, sondern das auf ultimatives Diktat hin die linke Dominanz ‚vergessen’ soll. Das spielerische Ausweiten der eigenen Fähigkeiten ist doch wirklich etwas ganz anderes als die Amputation der Hauptstütze!


2) Die soziale Position des NICHTumgeschulten Linkshänders, bzw. versteckte Umschulung.

Ein Aspekt, mit dem ich hier irgendwann mal total auf Unverständnis stiess; also nochmal probiert. Angenommen, man hat mich früher nicht wegen meiner Linksschreiberei diskriminiert; keine blöden Bemerkungen wegen meiner Armbanduhr gemacht etc.[wie andere Linkshänder das so erzählen]. Oder angenommen, dass mich diese Sachen wenig gekratzt haben. Egal: auch wenn ich glaube wegen der Schreiberei und so nicht viel gelitten zu haben, meine psychisch-soziale Disposition ist durchaus Linkshändertypisch, deckt sich in vielen wichtigen Details mit den Dingen die von Dr. Sattler beschrieben wurden, und haben mich, wie ich jetzt erst herausstellte, zeitlebens sozial in gewisse Ecken gestellt, und mit gewissen Problemen konfrontiert. [Disclaimer: alle Leute haben zu gewissen Zeiten soziale Probleme; es geht hier nicht um’s Herausstreichen von einem speziellen Härtefall, sondern um eine Grundlage für die folgenden Betrachtungen].

Einem Kind sind die Zusammenhänge unklar: warum werde ich von Lehrern und Mitschülern ‚anders’ behandelt, warum funktioniere ich in Gruppensport wie Fussball so schlecht [in Hockey im Tor aber gut] und so weiter. Man fängt an zu korrigieren, wird verbittert angesichts wiederkehrender Frustrationen, verändert willkührlich das Verhalten ohne was zu verbessern etc. Selbst heute auf Konferenzen geht es mir oft so, dass ich mich unversehens auf einem anderen Stern wiederfinde, weil die Leute einfach nicht akzeptieren, wie ich funktioniere, argumentiere, denke.

Wenn hier auf dem Forum die Diskussion dominiert wird von Leuten, die gezwungen wurden rechts zu schreiben, und von den erheblichen Problemen, die das verursacht hat, dann gerät die oben beschriebene „stille Umschulung“, die soziale Umschulung ins Hintertreffen; sehr schade. Dabei ist das ein wichtiger anderer Aspekt, der vermutlich die Gesamtheit der Linkshänder betrifft; den eben auch viele nicht umgeschulte Linkshänder leider am eigenen Leib erlebt haben: um die Situationen, wo man nicht mit den RH kommunizieren kann, obwohl ma'n versucht, um das aus Unsicherheit, weil irgendwas im Zusammenspiel mit der RH Gesellschaft nicht zu stimmen scheint, entstandene soziale Selbst-erziehen ohne Ziel und Kompass, um die Selbst-andichtung irgendwelcher sozialer "Defekte", weil man dauernd wegen spezifischer LH. Eigenheiten diskriminiert wird. Wie wär’s mit einer Diskussion hierüber, [und dann ohne den Hinweis - von dem wir uns eh alle bewusst sind - das die ‚echt’ umgeschulten Linkshänder die ganze Problematik wie mit dem Brennglas gleich ums 100-fache erleben mussten]? Mich würde das sehr interessieren.

Tilman

Birgit
22.07.2002, 22:27
Hallo Tilman,


ich muß gestehen, dass ich Dein Schreiben mehrfach lesen musste, um alles zu begreifen. Und bin mir jetzt noch nicht sicher, ob es mir gelungen ist. Dein Satzbau ist teilweise unglaublich komplex mit komprimiertem Inhalt. Respekt.


Erst einmal war es mir ziemlich peinlich, weil ich gerade zuvor ein Posting losgeschickt hatte, mit quasi "Quellenangabe" für meine nachfolgenden Ausführungen: Kinderhüten und Jugendhilfetätigkeit. Wenn ich jemandem damit zu nahe getreten bin oder genervt habe, dann tut mir das leid. Dann fiel mir auf: Ich fühlte mich unter Beweiszwang, dass meine nachfolgenden Gedanken auch Hand und Fuß haben.


Ob das eine automatisierte Anpassung an die hierarchisch geordnete Rechtshänder-Welt ist? Ich kann es nicht beurteilen. An sich sind mir akademische Grade und hierarchische Positionen weniger wichtig als Können, Persönlichkeit und natürliche Autorität. Dazulernen und Bildung ist in meinen Augen auch etwas sehr Schönes und manchmal hätte ich gerne mehr davon.


Den Begriff "default-Lage" verstehe ich nicht. Zum Thema "Beidhändigkeit" kann ich nichts sagen. Ich gebe aber guten Gewissens zu, dass ich beidhändig bügele und damit sehr gut an alle knittrigen Stellen komme, weiterhin Rechtshänderscheren, -messer und -dosenöffner habe. Ich gebe Dir recht, dass es einfacher und ein Gewinn ist, wenn man selbst seine Fähigkeiten aus freiem Willen ausweitet. Im Gegensatz dazu sind zwangsweise Umquälereien auf irgendwelche der eigenen Natur widersprechende Bewegungsabläufe ....... . ( für "....." kann ein beliebiger Begriff eingesetzt werden. )


Deine Ausführungen zum Klavierspielen fand ich sehr interessant. Ich hätte es als Kind gerne gelernt, durfte aber nicht. Vielleicht war es besser so, wenn ich Deine Zeilen lese. Da müsste man viel Infoarbeit bei den Musik-Lehrer leisten. Denn wenn ich richtig verstehe, dann trifft das Problem nicht nur Dich ( Womit ich Dein Problem nicht schmälern oder als "nur" Dein eigenes abtun möchte! Du brauchst es, finde ich, weder beiseite zu schieben noch irgendetwas zuzugeben. Es hört sich wirklich verzwickt an. ) sondern alle Linkshänder, die beidhändig zu spielende Instrumente lernen. Und das sind so ziemlich alle Saiten-Musikinstrumente, Schlagzeuge und evtl. noch andere, die ich nur noch nicht kenne. Jedenfalls habe ich recht schnell Samba-Trommeln wieder aufgegeben. Weißt du, ob es bei Flöten auch ins Gewicht fällt?


Es hört sich für mich schlüssig an, dass wir hier mit Hinweisen auf Hirnschädigungen vorsichtig sein sollten. An sich kann man ja auch sagen, dass Menschen grundsätzlich Beidhänder sind. Was eine kollektive Gehirnschädigung bedeuten wrüde. ( Man mag das allerdings gelegentlich glauben, wenn man sich die Nachrichten anhört. ) Anders als mit beiden Händen könnten wir unseren Alltag nicht bewältigen. Auch erinnere ich, dass es in verschiedenen Motivations-Seminaren und -Büchern mittlerweile zum Programm gehört, die Teilnehmer/Leser linkshändig zeichnen zu lassen um die Kreativität zu fördern. Häufig mit dem ausdrücklichen Hinweis darauf, dass dadurch die rechte Gehirnhälfte stimuliert wird.


> 2) Die soziale Position des NICHTumgeschulten Linkshänders, bzw. versteckte Umschulung.


Hmmm. Dazu muß ich sagen, ich wäre sehr daran interessiert zu erfahren, wie nicht umgeschulte Linkshänder das Leben erleben. Als ich vor drei Jahren meine Rückschulung alleine in Kamikaze-Manier durchzog, da fragte ich mich oft, wie ich geworden/gewesen wäre, hätte ich die Umschulung nicht ab dem Kleinkindalter durchlaufen. Da entstanden dann in meiner Fantasie ganz idealistisch-idyllische Vorstellungen des von der Umwelt Angenommen- und Akzeptiertseins, eines gesunden Selbstbewusstseins, unbelasteter Kontakte, etc. Es waren wirklich schöne Träume. Erst im Laufe der Zeit und nachdem ich meine Trauer über die verlorenen Jahrzehnte beenden konnte, wurde mir klar, wie viel Rücksicht ich nach wie vor auf Rechtshänder nehmen muß. Alleine schon bei jedem Gruß mit Händedruck. Stell' Dir vor Du begrüßt bei einer Konferenz oder Sitzung die Teilnehmer/innen am Anfang mit der linken Hand. Da würden vielleicht einige umkippen vor Schreck. Das könnte allerdings auch Deine Verhandlungsposition verbessern. Weil bis die sich dann wieder gefasst haben, ..... (-:


Ich gebe ehrlich zu, dass ich mich oft frage, wovon eigentlich immer so lange ohne Ergebnis gesprochen wird? Was ich gelegentlich als Haarspaltereien um nichts auffasse, wird offensichtlich von anderen als intensives Durchdiskutieren und Abwägen verschiedenster Gesichtspunkte und am Ende noch als gruppenstärkend erlebt. Über meinem Kopf schwebt dann eine Sprechblase mit vielen großen Fragezeichen - sozusagen. Was soll ich da machen? Oder besser gefragt: "Was machst Du dann?"


Meine Traumvorstellung, dass ich im Sport besser gewesen wäre, hätte man mich nicht umgeschult, wäre nun schon mal korrigiert. Zwar wäre meine Motorik und Koordination wohl zunächst unbeeinträchtigt geblieben aber dann hätte ich offensichtlich vor ähnlichen Problemen gestanden., wie Du sie erlebt hast.


Die von Dir beschriebene "stille Umschulung", die würde mich wirklich genauer interessieren. Was Du als Selbst-erziehen ohne Ziel und Kompaß beschreibst, das stelle ich mir als sehr schwer und verwirrend vor. Und letztendlich steht man als Kind damit genauso isoliert und alleine da, wie der Umschüler. Der kann allerdings wenigstens noch gelegentlich Wut auf die Erwachsenen haben, die ihm Dinge abfordern, die ihn überanstrengen. Und wenn man erwachsen ist und sich mit dem Thema befasst hat, dass hat die "Diagnose umgeschulter Linkshänder" auch entlastende Funktion. So ehrlich möchte zumindest ich für mich hier schon sein.

Abschließend: Ich finde auch, es bringt wenig festzustellen, wer hier die größeren Qualen durchstand und somit das ärmere Opferlamm ist. Das schwächt und ist damit uneffektiv. Ich will auch nicht wegen meiner erlebten Umschulung bemitleidet werden. Das wäre das Allerletzte. Und wenn ich hier manchmal geschrieben habe, dass ich mich freue, wenn andere es in dem einen oder anderen Punkt leichter gehabt haben, dann meine ich das von Herzen.



So, das wurde ein langer Brief aber sei's drum. Ich danke Dir, Tilman, für Deine Anregungen, das Thema mal anders zu betrachten. Ich habe mir gerne Gedanken über Deine Zeilen gemacht. Für mich ist es jetzt schon ein Gewinn.


Birgit

Tilman
23.07.2002, 00:32
Birgit schrieb:

>>Dein Satzbau ist teilweise unglaublich komplex mit komprimiertem Inhalt<<

trotzdem war's noch lang genug - das ist natürlich das grösste Problem, dass man nicht all zu weitschweifig wird...


>>Erst einmal war es mir ziemlich peinlich, weil ich gerade zuvor ein Posting losgeschickt hatte, mit quasi "Quellenangabe" für meine nachfolgenden Ausführungen: Kinderhüten und Jugendhilfetätigkeit. Wenn ich jemandem damit zu nahe getreten bin oder genervt habe, dann tut mir das leid<<

Nenee, hat mich jedenfalls nicht genervt; ein Bezug ist ja wichtig, sonst weiss man nicht aufgrund welcher Erfahrung jemand schreibt. Aber Erfahrung, und das ist alles was ich meine, ist etwas anderes, als wenn man dann a priori dem Diskussionspartner belehrend unter die Arme greift. Wie gesagt, mich nervt's nicht, aber Offenheit und Flexibilität hilft der Diskussion.



>>Den Begriff "default-Lage" verstehe ich nicht<<

Pardon, cyber-jargon: ich meine, viele Leute denken, ohne sich speziell dafuer anstrengen zu müssen, differenzierter, als mancher Schnellantworter meinen möchte.


>>Deine Ausführungen zum Klavierspielen fand ich sehr interessant. Ich hätte es als Kind gerne gelernt, durfte aber nicht. Vielleicht war es besser so, wenn ich Deine Zeilen lese. Da müsste man viel Infoarbeit bei den Musik-Lehrer leisten. Denn wenn ich richtig verstehe, dann trifft das Problem nicht nur Dich ( Womit ich Dein Problem nicht schmälern oder als "nur" Dein eigenes abtun möchte! Du brauchst es, finde ich, weder beiseite zu schieben noch irgendetwas zuzugeben. Es hört sich wirklich verzwickt an.)sondern alle Linkshänder, die beidhändig zu spielende Instrumente lernen.<<

Na super - genau da wollte ich drauf hinaus. Meine eigene Arbeit kümmert nur mich - nicht 'mal mein Publikum sollte es merken, vollkommen uninteressant hier; aber, dass in der Musikmethodik für Linkshänder ziemliche Mängel stecken, davon bin ich mittlerweile überzeugt. Dazu gehört ausserdem die Tatsache [wie bei Frau Dr. Sattler im Zusammenhang mit Mathematik erwähnt], dass oft bereits die Art und Weise, wie Rechtshänder etwas erklären, von Linkshändern als problematisch aufgefasst wird; und was ist, wenn nun der Musiklehrer Rh. ist??


>>Weißt du, ob es bei Flöten auch ins Gewicht fällt?<<

Da gibt's in den Archiven hier unten so einiges zu lesen. Individuell unterschiedlich, glaube ich. Einige fanden Linkshänderinstrumente das a und o. Jemand behauptete, dass in historischen Zeiten bei Blockflöten die Löcher voll Wachs geschmiert wurden und umgebohrt [im Fusstück]. Es dauert ca. 2 Stunden um per Hand einen Fuss einer barocken f-Flöte zu machen, wenn man eine Drehbank hat, da kann ich mir doch wahrhaft denken, dass das die bessere Methode ist, bzw war.


>>Es hört sich für mich schlüssig an, dass wir hier mit Hinweisen auf Hirnschädigungen vorsichtig sein sollten. An sich kann man ja auch sagen, dass Menschen grundsätzlich Beidhänder sind<<

Achtung. Wenn man den Fachleuten hier im Forum glauben will, dann stimmt das nicht: und genau daher machte ich meine Differenzierung. Eine eindeutige Händigkeit gibt es immer; nur, wie man danach damit umging, das bestimmt, wie sie sich nach aussen hin manifestiert. Daher gibt es das Phänomen der scheinbaren Beidhändigkeit - ohne Tests, etc. lässt sich eben unter Umständen die wirkliche Anlage nicht sehen - das ist alles. Der grundsätzliche Unterschied, auf den ich aufmerksam mache, liegt in der Motivation, und in der Exklusivität des mit der 'falschen' Hand arbeitens: ein umerzogener Linkshänder bekommt seine eigentliche Anlage 'verboten', 'amputiert' und negiert daher etwas essentielles - bewusst oder unbewusst. Aber jemand, der aus Spass an der Sache probiert, mit beiden Händen gleich geschickt zu sein, hat sich diese Möglichkeiten nicht verbaut und sie nicht verdrängt. Beispiel: Wenn ich mit rechts was schweres zu spielen habe spiegele ich die Griffolge auf die linke Hand [Klaviertasten sind immer auf d und as symmetrisch] und bringe so der Rechten durch die Linke bei, das Kunststück auch fertig zu bringen [Katzenmusik, aber was soll's]. Aber jemand, der nur mit der 'falschen Hand schreiben darf hat diese Möglichkeit, die 'gute' Hand als 'Lehrer' zu gebrauchen nicht. Deutlich?


>>Dazu muß ich sagen, ich wäre sehr daran interessiert zu erfahren, wie nicht umgeschulte Linkshänder das Leben erleben<<

Ein wenig wie ich beschrieben habe. Mir ist erst vor ca. einem halben Jahr der Seifensieder aufgegangen, wieso ich wo oft irgendwie nicht 'dazu' gehörte, dabei bin ich weder ein Trottel, unsozial oder motorisch ungeschickt oder so. Aber - gerade in so einem 'wir machen alles zusammen'-Land wie Schweden, wo's mich hin verschlagen hat, ist das Verständnis für Leute, die sich Gruppenbegebenheiten, Saufliedern, und diesen ewigen, langstriezlichen Konferenzen entziehen wollen, total abwesend. Oder dies: dann sitzt man schon in einer Konferenz, und man denkt, dann soll es sich lohnen, und man sagt was; da fahren einem die RH beim Luftholen vor dem ersten Nebensatz schon in die Parade, und sind hinterher noch stolz, weil die Diskussion so zügig lief. Da muss man also z.B. bewusst erst das Wort nehmen, und sagen, Leute, dies und dass will ich gerne eben auf meine Art und Weise darstellen, und ich will dabei nicht unterbrochen werden, sonst macht's keinen Sinn. Sonst wird man im A-satz schon unterbrochen und kriegt erst eine Woche später die Chance B zu sagen.



>>Da entstanden dann in meiner Fantasie ganz idealistisch-idyllische Vorstellungen des von der Umwelt Angenommen- und Akzeptiertseins, eines gesunden Selbstbewusstseins, unbelasteter Kontakte, etc.<<

Meine Eltern haben mich in Ruhe gelassen, und in der Schule durfte ich auch links schreiben, aber wenn ich mir Aufzeichnungen aus der 5.Klasse [Gymnasium, lauter neue Lehrer]durchsehe, dann wird deutlich, dass mich sofort mehrere auf dem Kieker hatten, weil ich nicht in das soziale Gefüge passte, und mich dann voll madig machten, einfach so. Nee, die Idylle, da glaub ich nicht dran.


>>Ich gebe ehrlich zu, dass ich mich oft frage, wovon eigentlich immer so lange ohne Ergebnis gesprochen wird? Was ich gelegentlich als Haarspaltereien um nichts auffasse, wird offensichtlich von anderen als intensives Durchdiskutieren und Abwägen verschiedenster Gesichtspunkte und am Ende noch als gruppenstärkend erlebt. Über meinem Kopf schwebt dann eine Sprechblase mit vielen großen Fragezeichen - sozusagen. Was soll ich da machen? Oder besser gefragt: "Was machst Du dann?"<<

Siehe oben, ich geh kaputt. Eine andere Methode ist, an gewissen Gesprächen gar nicht teilzunehmen, sondern beobachten, oder Männeken malen. Empfehlung: lies Die Psyche des lh Kindes von Dr. Sattler, da stehen einige Tips.


>>Meine Traumvorstellung, dass ich im Sport besser gewesen wäre, hätte man mich nicht umgeschult, wäre nun schon mal korrigiert.<<

Hmhm. Da gibt's wohl auch noch eine Individuelle Anlage, bzw. bei mir: nicht-Anlage; ich wollte nicht kategorisieren.


>>Die von Dir beschriebene "stille Umschulung", die würde mich wirklich genauer interessieren. Was Du als Selbst-erziehen ohne Ziel und Kompaß beschreibst, das stelle ich mir als sehr schwer und verwirrend vor. Und letztendlich steht man als Kind damit genauso isoliert und alleine da, wie der Umschüler.<<

Na genau.



>>Und wenn man erwachsen ist und sich mit dem Thema befasst hat, dass hat die "Diagnose umgeschulter Linkshänder" auch entlastende Funktion. So ehrlich möchte zumindest ich für mich hier schon sein.<<

Ich glaube dass diese soziale Anpassung, die sich im Begriff 'mental-sozial umgeschulter Linkshänder' ausdrücken lässt, weit unterschätzt wird. Dabei glaube, oder betone ich also nicht, dass ich etwa jetzt persönlich enorm gelitten habe oder so, das ist alles sekundär, es geht mir um die Beschreibung der Tatsache an sich [trotzdem ist es nervend: wenn einem einige Schwiegerfamilienmitglieder weismachen wollen, dass es "unnatürlich" sei, wenn man sich mitten aus einer lärmigen Kaffe-und Kuchenschlacht in den Wald verabschiedet und eine Stunde lang leckere Pilze sammelt, dann ätzt das ganz schön].


>>Abschließend: Ich finde auch, es bringt wenig festzustellen, wer hier die größeren Qualen durchstand und somit das ärmere Opferlamm ist. Das schwächt und ist damit uneffektiv.<<

Hat auch niemand gesagt. Das einzige was ich anfangs meinte ist, dass neue Denkanstösse in diesem Sinn offenbar so Manchen immer wieder auf die einzige Schiene der eigenen Erfahrung festrasten lässt - dann gibt's keine Diskussion mehr.

Ciao, Tilman

Olli
23.07.2002, 03:54
Hi Tilman,

wie ich finde hast Du wieder einmal (wie immer) einen interassanten Beitrag -mit zum nachdenken anregenden Aspekten - geschrieben.

Und weil mich Deine Kritik sozusagen direkt betrifft, muß ich einmal klarstellen, dass ich mir das Antworten durchaus nicht leicht mache und auch wenn es so aussieht, als wollte ich die Leute belehren, so finde ich, müssen einige wichtige Dinge doch immer wieder betont werden (auch um den Preis einer ständigen Wiederholung), um Mißverständnisse zu vermeiden.

Ein großes, allgemeines und mir immer wieder begegnendes Mißverständnis ist das vom Idealbild von dem erstrebenswerten Ziel einer "Beidhändigkeit". Zusammengefasst schreibst Du zu diesem Thema, dass jemand, der nur so zu Spass (nicht Zwanghaft; auf welche Weise auch immer), spielerisch die nichtdominante Hand trainiert, dies als neue Erfahrung erleben wird (und auch keine Umschulungsfolgen davonträgt???).

Nun gut, das mag vielleicht in gewissen GRENZEN zutreffend sein, aber wo - so frage ich dich - liegen diese Grenzen? Ist dies nicht ein Experiment mit seinem Gehirn? Hierzu will ich Dir nur das Beispiel : "Ein ganz persönliches Vorwort" von: Dr. Ivo-Kurt Cizek (im Buch: "Der umgeschulte Linkshänder...") geschilderte Erlebnis in Erinnerung rufen, in dem ein Chirurg, der sich durch das intensive (völlig freiwillige) trainieren seiner linken Hand massive Geistes- und Gedächtnisstörungen zugefügt hat.


zu b) Da ich kein Klavierspieler bin (tja, auch ich wollte eigentlich als Kind unbedingt ein Instrument lernen, was mir leider verboten [zu laut; Ruhestörung]wurde), kann ich im engeren Sinne nichts dazu sagen, ich finde es aber wichtig und gut, dass du hier für dich eine Möglichkeit (Rollenverteilung) gefunden hast.

Daraufhin allerdings schließen zu wollen, beide Hände gleichermaßen zum schreiben zu trainieren zu können, wobei eine Hand nur die Führungsrolle einzunehmen braucht, sehe ich nicht ganz schlüssig, da ja normalerweise nur mit einer Hand geschrieben wird und auch diese wird dann nur belastet. Und in diesem Zusammenhang nochmal ganz klar meine Meinung: Natürlich braucht der Mensch für viele (die meisten) Tätigkeiten gleichermaßen beide Hände und bei diesen Tätigkeiten übernimmt eben auch (normalerweise) seine dominante Hand die Führungsrolle und die andere eine Helferrolle, aber eben gewisse Tätigkeiten führt nur eine Hand aus (werfen, schreiben, schneiden, springen [Fuß]...) und hier sollte es eben die dominante Hand sein, sonst treten - ob zwanghaft oder freiwillig - bei eben den Gebrauch der nichtdominanten Hand (mehr- oder minderschwere) Folgen auf. Wie gesagt, dies ist meine ganz spezielle Meinung, die sich aber (so denke ich) mit der Auffassung und den langjährigen Testergebnissen von Fr. Dr. Sattler decken sollte.


zu 2) Die soziale Problematik eines Linkshänders kann ich durchaus nachvollziehen, da ich nunmal auch einer (wenn auch umgeschult) bin [also, sie betriff durchaus nicht nur den NICHT-umgeschulten LH und das dürfte uns ja eigentlich verbinden].

Auch mir ist es schon sehr oft so ergangen, dass ich mich bei Diskussionen/Zusammenrottungen - obwohl mitten dabei - einfach nicht dazugehörig fühlen konnte (letzendlich abschaltete und mich in Phantasiewelten flüchtete und Zusammenrottungen sowieso lieber meidete), oder man einfach grundsätzlich aneinander vorbeiredet, sich der Gegenüber aber auch garnicht die Mühe macht meinen Standpunkt zu verstehen, weil er meinen Gedankengängen garnicht folgen kann (wahrscheinlich weil ich anders/komplexer denke), oder ich kann seinen Gedanken nicht folgen und diese Problematik weitet sich mitunter aus auf Texte, Bücher usw. [manches muß ich zigmal durchlesen, um den Sinn dieses Textes zu verstehen; andere schwierige Texte versteht man sofort].

Nun, ich weiß nicht wie es Dir/Euch geht; welche Erfahrungen habt ihr; gehören nicht diese Problematiken zu den allgemeinen Verständigungsschwierigkeiten [Anstsatt soziale Umschulung würde ich vieleicht lieber soziale Ausgrenzung sagen] zwischen LH und RH?


Olli

Tilman
23.07.2002, 12:09
Hi Olli,

Ich glaube so kann Deine Meinung neben meiner stehen, ohne Probleme. Naürlich lässt sich die Grenze zwischen "locker 'rumlernen" und "Eingriff" nicht so einfach definieren. Das liegt ja auch an der Art wie man dann lernt. Wenn z.B. dieser Chirurg mit einigem Fanatismus die nicht-dominante Hand zu exklusiven Zirkuskunststücken getrieben hat, wie genau er das methodisch angepackt hat, das können wir ja nicht beurteilen. Da liegt aber sicher der Grund zu den negativen Folgen.

Und solange es auf diesem Gebiet keine Untersuchungsmaterialien gibt können wir z.B. ja auch nicht wissen, ob die individuelle Belastbarkeit gegenüber solchen "Eingriffen' nicht ganz unterschiedlich sein kann, bzw. daher auch: ob nicht die individuelle 'Grenze' an jeweils ganz anderen Stellen liegt.


Dann schreibst Du: "Anstatt soziale Umschulung würde ich vieleicht lieber soziale Ausgrenzung sagen zwischen LH und RH". Das ist richtig aber etwas anderes als wo ich hin will. Die Ausgrenzung liegt

a) zT. ja schon im primär-sichtbaren Bereich: "ääh, schreibst du liiinks? Das hätt' ich meinen Kindern aber ausgetrieben" - oder so.

b) zT. in der Folge von Missverständnissen zw RH und LH, meinetwegen im sozialen Bereich, den auch ich anspreche. Aber: solange wir von Ausgrenzung sprechen machen wir uns zum Opfer. Das ist aber nur dem Schein zufolge so [weil wir statistisch in der Minderheit sind], denn, wenn ich hier zB. über das Elend von RH-Konferenzen meckere, hab' ich denn dann die RH gut verstanden, und probiere ich, mit deren Eigenheiten gut umzugehen? Nee. Aber lies weiter...


Ich beschreibe dagegen das Phänomen, dass linksh. Kinder ["wahrscheinlich" brauch' ich nicht mehr zu sagen] sich angesichts der Reaktion der RH-Umwelt ein spezifisches "Rechtshänderndes" soziales Verhalten zurechtmachen - also eine Reaktion auf die anderen sozialen, lehrmethodischen, argumentationstechnischen und zeitlich-Räumlichen Präferenzen durchschnittlichen Rechtshänderverhaltens. Dieser Prozess läuft bereits ein Leben lang, [wie jeder Sozialisierungsprozess], doch seine spezifische "Zielrichtung" ist [da er sich ohne Vorkenntnisse nicht an die eventuell erkannte, und sogar akzeptierte Linkshändigkeit koppeln lässt]unerkannt.

Oder aber, man macht sich ein solches Selbstbild zurecht, wo man irgendwelche anderen Macken als Hauptursache des "anders"seins identifiziert, und sich auf die Korrektur dieser Macken richtet.


1)Ein Teil hiervon lässt sich als "automatische selbsttherapeutische soziale Umerziehung zum Rechtshänder" grob zusammenfassen.

2)Das andere ist eine Umlenkung der Problematik auf besser greifbare "Ausweichbereiche" [im Gegensatz zur unerkannten Tatsache, dass die Linkshändigkeit die gesamte Persönlichkeit definiert] der eigenen Existenz, also eine Falsch-Problematisierung und die dazugehörigen Lösungsversuche.


Zu 1: Bewusst wurde mir dieser mehr oder weniger starke Mechanismus erst nach der Trennung von meiner auch nicht-umgeschulten LH Frau. Da ich vom ganzen Charakter her eher egozentrisch angelegt bin, glaube, dass ich von dem unter 1) beschriebenen Mechanismus relativ wenig belastet bin [ich habe in der Kigagruppe auch niemals aus Anpassungsgründen mit rechts geschrieben].

Nachdem ich - nach der Trennung - Fachinformation über Linkshändigkeit verarbeitet hatte stellte ich fest, dass meine Frau punktgenau und ausgesprochen aggressiv immer das linkshändertypische Verhalten in mir als vermeindliche "Schwächen" kritisiert hatte. Was ist der Hintergrund hierzu?

Sie hatte versucht, auf ihre Art der RH Welt zu entsprechen und hatte -unbewusst, oder als solches unerkannt - die LH. Eigenschaften - also immer die sozialen! - umgemodelt, verdrängt, hatte diese Eigenschaften sich selbst als Schwäche vorgehalten, und konnte daher mein unbefangenes Ausleben eben solcher Eigenschaften nicht mit ansehen [den Rest meiner Geschichte brauch ich hier nicht zu erzählen, gell; hier geht's wieder 'mal NUR um ein Beispiel]. Tatsächlich ist mir bei Missverständnissen zwischen Linkshändern untereinander oft diese gegenseitige Unverträglichkeit aufgefallen - viele haben sich im Stillen, und oft ohne es zu wissen, linkshändertypische Vorlieben und Verhaltensweisen als "vermeidenswert" zurechtgelegt, und monieren diese dann bei ihrem LH Gegenüber.

Es geht also im sozialen Bereich darum, dass der Linkshänder

-die eigenen Vorlieben eindeutig zu erkennen lernt; mehr Arbeit als man annehmen sollte.

-zu akzeptieren lernt,

-aus der Position der hierdurch erworbenen Selbstsicherheit und Informiertheit mit der RH Welt lockerer umgeht. Dh, in Fällen von RH Diskriminierung natürlich noch immer: protestieren; aber in Fällen von "ein LH in einer RH Konferenz" oder so: einfach konform der eigenen Anlagen zu agieren, oder einfach nicht mitmachen, wenn's nicht geht.


Zu 2: je nach Lage des jeweiligen Falles ist hier oft eine psychische Störung unausweichlich. Man kann nicht jahrelang herumlaufen mit der Vorstellung irgendwelcher irrealer "Fehler", während die eigentliche Ursache des eigenen Vehaltensmusters unerkannt bleibt. Leider gibt es noch zu wenige Therapeuten, die sich der Problematik unbefangen nähern. [Beispiel: Ich war während der Trennung 3 Mal bei so einer Tante, einfach nur zum Durchdiskutieren der Situation und so; nur die Tatsache dass ich erwähnte, Linksh. zu sein, und dass ich da gewisse Eigenschaften von ableite war für die Dame Grund genug, das Thema zu wechseln].

Tilman

Birgit
23.07.2002, 22:06
Hallo Tilman,


danke für die Erklärung des Begriffes "default-Lage". Nachdem ich nun als nächstes den Ausdruck "Cyber-jargon" nicht kenne, lasse ich das Thema lieber fallen. Zumal ich mich ohnehin schon als in dem Bereich unwissend geoutet habe. Naja: Mut zur Lücke!


Beim Lesen Deiner emails an mich und Olli fand ich so viele Themen, die Du ansprichst, dass ich es schwer finde, sich über alle auf einmal auszutauschen. ( Und ich hatte das Gefühl, dass ordentlich Dampf raus will bei Dir. Aber da kann ich mich auch täuschen. )


Wenn ich alles richtig verstanden habe, wären da also die Bereiche:


1. Musikmethodik/-unterricht und Musikinstrumente für Linkshänder


2. Berücksichtigung der Links- und Rechtshändigkeit in der Unterrichtsdidaktik allgemein.


3. Umschulung von Linkshändern unter Zwang versus Ausweitung der motorischen Fähigkeiten auf die nicht-dominante Hand aus Lust an der Freude. ( Muß man hier nicht auch berücksichtigen, dass viele Kinder sich aus Freude über die Freude ihrer Eltern Fähigkeiten antrainieren, die ihrem Wesen widersprechen. Was dann u. U. einer Umschulung gleichkommen könnte, die "durch sanfte ( oder hocherfreute ) Ermunterung des Kindes zum Gebrauch der rechten Hand" entsteht. Gibt es also eine Altersgrenze oder einen Entwicklungsstand der erreicht sein sollte, bevor man seine nicht-dominante Hand mehr einsetzt? )


( Nebenbei: Dein Beispiel mit der dominanten Hand als Lehrer für die nicht dominante Hand beim Klavierspielen fand ich gut nachvollziehbar. Ich hatte beim Schreiben wirklich keine Chance, meine Linke als Lehrerin für meine Rechte einzusetzen. Im Nachhinein finde ich es noch immer höchst anerkennenswert, was meine rechte Hand und alles was mit ihr verbunden war/ist 35 Jahre lang ausgehalten und mitgemacht hat. )


( Noch einmal nebenbei: Ein Trottel bist Du sicher nicht. Dafür bist Du zu differenziert. )


4. Das Gruppen(er)leben und Definition der Teamfähigkeit aus Sicht der Rechts- und der Linkshänder. Ein Vergleich.

( Sag' mal: Schweden muß ja wirklich entsetzlich schauderhaft sein!? Dann wird in den Sitzungen auch noch Schwedisch gesprochen, was alles noch einmal schwerer macht. )


5. "Du kannst mich einfach nicht verstehen!" - Sprachstil und Wortwahl von Links- und Rechtshändern; Diskussionsformen und Definition der Diskussionsfähigkeit ... w.o.


6. Akzeptanz der Linkshändigkeit in der Schule - Wirklichkeit oder nur ein Wunsch?



( Beim Sport können wir uns übrigens gerne auf Nicht-Anlagen bei uns beiden einigen. Das dürfte auch bei mir die realistischste Betrachtungsweise sein. (-; )


7. Versteckte Isolation und Orientierungslosigkeit linkshändiger Kinder und Jugendlicher in ihrer sozialen Umwelt ( und ggf. ihre Auswirkungen auf das Erwachsenenleben. ) - Lösungsansätze.


8. Die Wertewelt von Linkshändern und Rechtshändern in unserer gegenwärtigen Gesellschaft/ Arbeitswelt und in der Zukunft. ( Hier meine - und hoffe!!! - ich, dass sich durch Zunahme der nicht umgeschulten Linkshänder und somit der größeren Anzahl etwas mehr erhaltener ursprünglicher LH-Persönlichkeiten im Lauf der Jahre eine Verschiebung im Umgang der Menschen miteinander ergeben könnte. Rechtshänder sind Linkshänder-pur schlicht und ergreifend seit einigen Generationen nicht mehr gewöhnt. )


9. Anerkennung der Persönlichkeit und Wertewelt von Linkshändern in einer Partnerschaft, Familie, etc.


10. Vermeidung, als Linkshänder (Gruppe oder einzeln ) in eine Außenseiter-/Randgruppenposition zu kommen. ( Sind wir wirklich eine Minderheit? Aus Soziologischer Sicht gehörten bereits 1980 über zwei Drittel der Deutschen zu jedweden Randgruppen. Wann ist man dann bitte eine Minderheit und wann eine Randgruppe und sind 30% Bevölkerungsanteil nichts? Ich fühle mich nicht im geringsten als Minderheit.)


11. Änderungen des auf Rechtshänder bezogenen Alltagslebens hin zu auf Linkshänder bezogenen Umgangs- und Lebensformen. ( z. B. Einführung einer Schweigestunde in freier Natur täglich? - Alleine das wäre schon ein Segen für unsere Gesellschaft. Weitere Anregungen kann man sich aus dem Buch "Insel der Linkshänder" holen. )


12. Selbstannahme und Selbstbewusstsein im Sinne von " Sich seiner selbst bewusst sein." ( Damit haben aber vermutlich 80% der Gesamten Bevölkerung Probleme. )


13. Linkshändigkeit in Psychotherapie, Gesundheitswesen und Rehabilitation ( Ein tatsächlich noch außerordentlich tristes Kapitel das mich des öfteren nicht schlafen läßt! )


Und zuletzt noch:


14. Linkshänder in der Gesellschaft - ein innereuropäischer oder auch internationaler Vergleich.


Ich glaube jetzt habe ich alles erfasst? Bitte Liste ggf. ergänzen und mit einem beliebigen Thema anfangen. Oder doch linkshändertypisch mehrere Themen parallel? Wie auch immer. Stoff für interessante Diskussionen haben wir Dank Deiner Anregungen nun wirklich genug. Ich freue mich darauf.


Birgit

Tilman
24.07.2002, 16:31
Birgit:>Nachdem ich nun als nächstes den Ausdruck "Cyber-jargon" nicht kenne, lasse ich das Thema lieber fallen. Zumal ich mich ohnehin schon als in dem Bereich unwissend geoutet habe.<<

Aha. "geoutet" ist ja auch ein Ausdruck aus derselben Ecke. Nenee, 'default settings' sind z.B. die Ausgangseinstellungen bei Computerprogrammen; 'cyber' ist hier sowieso Quatsch; hat auf neuamerikanisch Bezug auf alles was mit internet und sonstigem modernen Kram [haha modern]zu tun hat. Vergiss es.


>>ich hatte das Gefühl, dass ordentlich Dampf raus will bei Dir<<

Nö och, aber wenn man sich die Mühe nimmt eigene Gedanken für andere verständlich [*kollektives Lachen* jaja ich weiss] hinzuschreiben, dann lieber gleich richtig.


Wie Du mir meine eigene Liste weiter aufdröselst ist ja eindrucksvoll. Mhja, alles was ich über die sog. Beidhändigkeit schrieb, bezog sich auf Diskussionen weiter unten in diesem Forum. Ein spezielles Interesse ist aber das mit der Didaktik, das stimmt schon.

Leider heute keine Zeit, _all_ die Dinge weiterzudiskutieren. Vielleicht 'mal jemand anders??


>>(Muß man hier nicht auch berücksichtigen, dass viele Kinder sich aus Freude über die Freude ihrer Eltern Fähigkeiten antrainieren, die ihrem Wesen widersprechen. Was dann u. U. einer Umschulung gleichkommen könnte, die "durch sanfte (oder hocherfreute) Ermunterung des Kindes zum Gebrauch der rechten Hand" entsteht<<

Ich glaube: ...was dann SICHER einer Umschulung gleichkommT. Dazu gibt es viele Beiträge hier.


>>Gibt es also eine Altersgrenze oder einen Entwicklungsstand der erreicht sein sollte, bevor man seine nicht-dominante Hand mehr einsetzt?<<

Weiss nicht. Eigentlich sollte sich das mit der wachsenden Geschicklichkeit automatisch ergeben. Beobachte z.B. 'mal [meinetwegen rechtsh.] Kinder beim Eis kaufen und bezahlen. Ab wann versuchen die Kinder das Geld 'rauszuholen, Wechselgeld in Empfang zu nehmen und wegzustecken, ohne das Eis auf den dreckigen Tresen zu legen [oder so]- agieren also mit zwei Händen? Hahaha, ab welcher Entwicklungsstufe fallen nur noch 50% der Eistüten auf den Boden...



>>(Noch einmal nebenbei: Ein Trottel bist Du sicher nicht. Dafür bist Du zu differenziert)<<

Gibt auch differenzierte Trottel. Und, wie man mir in einer anderen Antwort bescheinigt, während 23 Jahren Auslandaufenthalt hat zwar mein Gebrauch an Fremdwörtern zugenommen, aber die das/dass-Regeln habe ich schlampigerweise nur noch in 98% der Fälle parat. Trottelig genug, nichtwahr Mike?


>>Schweden muß ja wirklich entsetzlich schauderhaft sein!? Dann wird in den Sitzungen auch noch Schwedisch gesprochen, was alles noch einmal schwerer macht<<

Wer in Schweden lebt spricht schwedisch, das ist das geringere Problem. Haha, offenbar ist das Problem, dasss ich jetzt kein Deutsch mehr kann. Also, eh ja. Gewisse schwedenspezifische Dinge, wie zB. der weit gediehene Kollektivismus, können manchmal ziemlich nerven.


>>6. Akzeptanz der Linkshändigkeit in der Schule - Wirklichkeit oder nur ein Wunsch?<<

Also bei mir war zum Glück [und im Gegensatz zu vielen anderen] die Akzeptanz gegeben, was das Schreiben und Hantieren betrifft; über die weitergehenden Unterschiede zwichen Lh und Rh waren wir ja alle nicht informiert...

>>( Beim Sport können wir uns übrigens gerne auf Nicht-Anlagen bei uns beiden einigen. Das dürfte auch bei mir die realistischste Betrachtungsweise sein. (-; )<<

Aha.

>>9. Anerkennung der Persönlichkeit und Wertewelt von Linkshändern in einer Partnerschaft, Familie, etc.<<

Ja, hier hatte ich vielleicht wirklich etwas hohen Dampfdruck :(

Es fiel mir zudem auf, dass genau diese Problematik: die Konfrontation zweier Linkshänder aufgrund von unverarbeiteten gleichartigen Frustrationen in der Fachliteratur nicht vorkommt. Komisch eigentlich.


>>11. Änderungen des auf Rechtshänder bezogenen Alltagslebens hin zu auf Linkshänder bezogenen Umgangs- und Lebensformen. (z. B. Einführung einer Schweigestunde in freier Natur täglich? - Alleine das wäre schon ein Segen für unsere Gesellschaft. Weitere Anregungen kann man sich aus dem Buch "Insel der Linkshänder" holen.)<<

Das - oder ähnliche "Inseln" sind wohl als Selbsttherapie wichtiger als vieles andere.


>>12. Selbstannahme und Selbstbewusstsein im Sinne von "Sich seiner selbst bewusst sein." (Damit haben aber vermutlich 80% der Gesamten Bevölkerung Probleme)<< Ja. Aber es ist ja wichtig, dass man weiss in welcher Richtung man möglicherweise suchen sollte.


>>13. Linkshändigkeit in Psychotherapie, Gesundheitswesen und Rehabilitation (Ein tatsächlich noch außerordentlich tristes Kapitel das mich des öfteren nicht schlafen läßt!)<<

Allerdings.


>Und zuletzt noch:

>>14. Linkshänder in der Gesellschaft - ein innereuropäischer oder auch internationaler Vergleich<<

Wobei ich die Vorteile von Schweden nicht unterschlagen will: viele Leute schreiben hier links; also die allgemeine Akzeptanz scheint hier jedenfalls besser zu sein.


Muss leider arbeiten. Tilman

Olli
25.07.2002, 00:46
Hi Tillman,

ich hatte noch lang wach gelegen - den Morgen - um dann letztendlich doch noch zu verstehen, was Du eigentlich mit sozialer Umschulung meinst. Deiner Meinung nach ist es also (wenn ich es jetz richtig interpretiere), die soziale Anpassung in Denk- und Vorgehensweise, damit Rechtshänder Linkshänder überhaupt versteht/akzeptiert, der in gewisser Hinsicht soweit geht, dass der LH seine eigene Identität aufgibt/verliert. Anders herum könnte man das sicherlich auch als Erweiterung des Horizonts betrachten. Aber im Großen würde ich Dir zustimmen, dass es grundsätzlich so ist, dass sich der LH seiner RH Umgebung mehr anpassen muß, als dies umgekehrt der Fall ist. Sicherlich fehlen hierzu noch grundlegend die Untersuchungen (falls dies zu diesem Fall überhaupt möglich sein sollte) - wie sie überhaupt fehlen im allgemeinen Bereich LH.

Eine andere Frage ist wiederum - wir wachsen auf in unserer Umwelt, werden geprägt durch diese (schon von Kindheit an) - Wie soll man nun - in ganz individuellen Fällen - feststellen, welche Verhaltens-, Denkmuster LH-spezifisch sind und welche davon abgelegt/umerzogen usw. wurden, oder welche Genetisch bedingt sind?


Olli

Tilman
25.07.2002, 01:43
Olli:>>Wie soll man nun - in ganz individuellen Fällen - feststellen, welche Verhaltens-, Denkmuster LH-spezifisch sind und welche davon abgelegt/umerzogen usw. wurden, oder welche Genetisch bedingt sind?<<

...man soll nicht. Jedenfalls nicht unbedingt. Es ist aber ungeheuer hilfreich, wenn man gewisse Vorlieben bei sich selber als Eigenschaften akzeptieren lernt, und diese positiv wertet, statt als angebliche Macken selber ablehnt. Das kann jeder für sich selber tun.



Das Gegenteil hiervon [dh. nicht hilfreich, bzw. sogar destruktiv] ist, wenn man sich von Freunden, wohlmeinenden Verwandten und anderen Rechtshändern einreden lässt, und schliesslich selber glaubt, dass [um nur ein paar Beispiele zu nennen]:

- es "asozial" ist wenn man eine Geburtstagsfete schon um halb zehn verlässt - dabei hat man durchaus seinen Spass gehabt, aber nun reicht's und Alleinsein ist angesagt.

- man ein Muffel ist, nur weil man es vorzieht, mit einem Glas Likör in der Hand zuzusehen wie der Rest der Party Monopoly spielt [man selber hat keine Lust zum Mitmachen, aber wohl Lust zum Zusehen].

- man sich "aus der Gruppe absondert", nur weil man in gemuetlicher Runde was zum Basteln/Zeichnen/Fummeln dazuholt, sich also individuell beschäftigt, jedoch gleichzeitig die Nähe der anderen Leute geniesst.

- man unflexibel und ein Spielverderber ist, nur weil man die ursprünglich geplante Einteilung des Tages ungern zugunsten spontaner Entscheidungen aufgibt.

- es "falsch" ist, wenn man seine Gedanken in dialektischer Form, also mit einem "Dafür" einem "Dagegen" und einer Auswertung, ausdrückt. Dass man [weil die Leute einen aus Ungeduld unterbrechen und daher nicht verstehen was man sagen will] glaubt dass man selber 'langsam' ist und die anderen schneller und präziser denken.


Dies sind alles Beispiele, die ich in direkter oder indirekter Form aus der "Psyche des linkshändigen Kindes" entnommen habe. Sie alle haben gemeinsam, dass sie in dem Wertesystem vieler Rechtshänder als Mängel gelten: folglich wird von einem erwartet dass man sich verändern kann, und "es nur nicht macht/will". Hier liegt die Analogie zum gezwungenen rechts-schreiben: der Korrekturversuch an Verhaltensmustern, die Bestandteil des Individuums sind und daher die Unmöglichkeit der tatsächlichen Veränderung. Wichtig ist hierbei, wie meine Beispiele zeigen, dass gerade der Bereich sozial/nicht sozial bei der Kritik häufig vorkommt. "Nicht-sozial", "unsolidarisch" und ähnliche Begriffe sind in unserer Gesellschaft stark mit Schuld verknüpft.


Mein Ansatz ist, dass der Linkshänder, der diesen Zusammenhang nicht versteht, die Ursache solcher Kritik selbst auch als eigenen Fehler betrachten kann, und sich dann in unterschiedlicher Weise in Unsicherheit, Selbstkritik und eine defensive Haltung flüchten kann. Das sollte man [individuell] zu analysieren und zu vermeiden lernen.



Ich glaube, um auf Deine Frage zurückzukommen, dass das Heraussuchen der individuellen Vorlieben eine Entdeckungsreise sein kann, wo man in jedem Fall Vorteil draus ziehen kann, aber dass der Aspekt "linkshänderspezifisch" da letzten Endes nur ein Teilaspekt ist - also ich glaube nicht, dass man unbedingt alles aufdröseln muss was die Ursachen betrifft, wenn man sich nur langsam immer besser darüber klar wird, welche Dinge man eindeutig als eigene Verhaltensmuster erkennen kann. Theorie? Für mich nicht.

Tilman

Olli
27.07.2002, 01:23
Hi Tilman,


in vielen Punkten würde/könnte/kann ich mich so oder ähnlich wiederfinden (d.h. wenn man sich eben nicht selbst Gewalt antut und diesem seinem inneren Drang der [nennen wir es] "Asozialisierung" entgegenwirkt).

So gesehen darf man also Deine Ansicht als Schlusswort sehen, als Schlusswort für ein beeseres Selbsterkennen und -finden im Zusammenspiel mit seiner rechtshändigen Umwelt.


Olli

Tilman
27.07.2002, 11:07
Olli:>>So gesehen darf man also Deine Ansicht als Schlusswort sehen, als Schlusswort für ein beeseres Selbsterkennen und -finden im Zusammenspiel mit seiner rechtshändigen Umwelt<<

Naja, Schlusswort; für dieses Thema vielleicht...


Ein Fehler war wohl, dass ich meine musikdidaktischen Betrachtungen, meine Kommentare über 'unsere' unfreiwillige/unerkannte soziale Anpassung an Rechtshändernormen und meinen Unmut über das fast ausschliessliche Behandeln von Umschulungsproblematiken hier im Forum in einer mail zusammengepackt habe.


Damit sind z.B. Du und Birgit ja ganz nett und konstruktiv umgegangen - Eure Beiträge habe ich in meine privaten Archive kopiert...


- Dann gab's da diesen frechen Beitrag von einem Mike, von dem ich noch immer nicht weiss, ob ich ihn mir nun einrahmen und ueber's Bett hängen soll, oder was sonst die Zielrichtung davon war - ausserdem hätte er nach 48 Sunden wohl von der/dem amtierenden ForenReinemacherIn gelöscht sein sollen.



- Und etwas im Windschatten [nämlich weiter unten, bei den threads, die DDR Kindergärten betreffen - und eine Schreiberin verunsichernd, die da garnichts mit zu tun hat] äussert sich jetzt Dr. Thomas Noll über angeblich esoterische Diskussionen auf der Liste, die nicht sein "Ding" seien.


Ich erkenne weder die Diskussion über sozial-psychische Anpassung einer [noch ist's so] Randgruppe an die Normen der Mehrheit, noch neue LH-Erkenntnisse zur Musikdidaktitk [ein vielumspannendes aber handfestes Fach], noch meinen Aufruf, die Themen auszuweiten [oder eine Ausweitung zuzulassen - mehr war's schliesslich nicht] als esoterisch. Da frage ich mich im Stillen, ob Dr Noll wirklich begreifen wollte, was ich eigentlich genau anzusprechen versuchte.

Muscha auch nicht, und mitdikutieren braucht er doch auch nicht, wenn er nun nicht will. Aber dass er jetzt eben doch das Bedürfnis spürt seinen Kommentar darüber in verdeckter Form abzugeben, das hat mich getroffen - ich wabere hier nicht auf irgendwelchen eingebildeten Nebelschwaden 'rum, sondern beschäftige mich mit diesen konkreten Themen seit einem halben Jahr intensiv, und auch ich habe mir Zeit und Mühe genommen, im Forum was konstruktives beizutragen.


Also ja: im Sinne der obenstehenden Beobachtungen erstmal ein Schlusswort.

Tilman

Birgit
27.07.2002, 19:18
Hallo Tilman, hallo Olli,


leider konnte ich die letzten Tage nicht mehr antworten. Es war eine sehr anstrengende Woche und es geht mir jetzt noch immer nicht wieder ganz gut. Trotzdem.


Es war wirklich sehr komplex, wie wir über LH diskutiert haben. Deshalb habe ich - letztendlich, um mir selbst zu helfen - die Themenliste angefertigt.


An sich bin ich ein Einzelstück und nicht für jedwede Sammlung von Männern geeignet. Aber wenn Du, Tilman, mir Dein Archiv anbietest, sag' ich dann doch ja. (-;


Ich habe in meinem Beruf genug Streitereien um mich herum. Ich brauche es in meiner Freizeit nicht auch noch. Man kann schon mal konträrer Meinung sein - kein Problem. Aber mehr oder weniger verdeckte Abwertungen wirklich nicht mehr.


Insofern entging mir der Hinweis auf esoterische Diskussionen zwar nicht. Aber ich will ihn hier in unserem Gedankenaustausch nicht als Störfaktor haben. Wenn, dann soll das an der Stelle behandelt werden, wo der Hinweis kam. Meiner Meinung nach.


Ich finde, dass jeder hier konstruktive Beiträge geleistet hat, seit ich beim Forum mitschreibe/-lese. Vor allem in dem Bereich ist, in dem er/sie sich gut auskennt und auf persönliche Erfahrungen und evtl. auch damit verbundenem theoretischem oder professionellem Wissen aufbauen kann. Manche Gedankenspaziergänge fand ich einfach anregend. Ich bin dankbar für das, was ich hier lesen und lernen konnte.


Ich glaube, die Angst, als Linkshänder/in, wieder in eine Ecke der Vorurteile verbannt und als unseriös abgestempelt zu werden, erzeugt einen enormen Druck. Vor allem, wenn es um bestimmte Themenbereiche geht. Verstärkt, wenn man im Sozial- und Gesundheitswesen arbeitet. Der Druck ist real und die Angst begründet. LH haben alle am eigenen Leib erlebt, welche Probleme das Leben in der Gemeinschaft bieten kann. Linkshändern, die sich für Interessen anderer Linkshänder einsetzen, erleb(t)en zusätzlich noch eine andere Art der Missachtung. Ich kann nur sagen, dass immer wieder Angst davor habe. Die Angst ist in meiner Seele wohl eingraviert. Es redet sich immer leichter ÜBER etwas als letztendlich indirekt auch von sich selbst.


Mir hilft es im Moment, die Beiträge zu verschiedenen Hauptbereichen zuzuordnen:


a) Prävention ( u. a. Kindergarten, Schule, nicht zu vergessen die verbreitete musikalische Frühförderung, etc. )

b) Alltag der erwachsenen (umgeschulten, nicht umgeschulten, um- und wieder zurückgeschulten ) LH.

( Wie sieht es denn mit der - wissenschaftlich anerkannten - Trauerarbeit? Bei uns wäre das Thema: erfahrenes Unverständnis bis hin zum erlebten Übergriff auf das unserem Grundrecht festgelegte Recht auf ( körperliche ) Unversehrtheit? Trauerarbeit besteht aus Schock, Abwehr des Erlebten/Verleugnung, Wut ( wird gerne ausgelassen ), Trauer, Versöhnung mit dem Unabänderlichen, Entwicklung neuer Perspektiven - so weit ich erinnere ohne nachzuschlagen. Wo wird die denn geleistet? Und damit komme ich zu .. )

c) Rückschulung von LH



Die letzten beiden Themen ( Trauerarbeit und Rückschulung ) rühren an unsere - vermutlich größten und am längsten anhaltenden - Verletzungen. Und das tut weh. Was weh tut kann man kaum sachlich betrachten. Vielmehr fühlt man sich sehr angreifbar und versucht sich vor weiterem Unheil zu schützen. Wenn eine/r mit dem Auto angefahren wird, erwartet kein Mensch, dass das Unfallopfer, während es vom Notarzt versorgt wird, für den Autofahrer Verständnis aufbringt. Vielleicht später und dann kommt es immer noch auf den Schaden an, den man davon getragen hat. Eine gebrochene Zehe mag ich gut verzeihen können, mit einer Querschnittslähmung tue ich mich schon um einiges schwerer. So ähnlich ist es auch bei Linkshändern/innen. In diesen Bereichen hilft die klassische Naturwissenschaft oft überhaupt nicht mehr, weil es schlicht und ergreifend nicht ihre Aufgabe ist und sie nicht die Mittel dafür zur Verfügung stellen kann. Da hilft was anderes.


Das was hilft, die Methoden, können auf Wissenschaft basieren. Wenn sie es tun, erleichtert es die Sache ungemein, weil man sich in der allgemein als richtig anerkannten Welt wieder gut durchsetzen kann.


Aber dann gibt es im Leben einen Bereich, der lässt sich einfach nicht mit Zahlen und Messapparaten festhalten. Ich kann alle möglichen Methoden anwenden. Wenn da nicht auch noch die Seele dabei ist, Wohlwollen und tiefer Respekt vor meiner und der Eigenart meines Gegenübers, Hingabe an das was ich tue, und Ähnliches mehr, dann helfen auch die besten Methoden nicht. Das ist - und damit habe ich die Kurve wieder zur Musik gefunden - wie beim Klavierspielen ( oder jedem anderen Instrument ) oder bei der bildenden Kunst: Lernen kann die Methode vermutlich fast jeder. Aber wirklich gut, so dass man es zur Meisterschaft bringt und mit seiner Kunst andere Menschen berührt, das schaffen eben nur wenige. Am ehesten die, die in ihrem Leben erfahren haben, was es heißt, sozusagen " alleine durch finsteres Tal zu wandern".


Soweit meine Gedanken. Jetzt dürft ihr mich zerpflücken. (-:


Oh, die Sonne ist endlich da! In diesem Sinne Euch ein schönes Restwochenende.


Birgit

Tilman
27.07.2002, 21:09
Hallo Birgit,

Nee, zerpflücken steht heute nicht auf dem Programm.


>>Man kann schon mal konträrer Meinung sein - kein Problem. Aber mehr oder weniger verdeckte Abwertungen wirklich nicht mehr<<

Wundervoll, da stimme ich sofort zu - es ist doch kein Problem, wenn man unterschiedliche Ansichten hat - aber da spielt wohl bei den Reaktionen von uns allen die von Dir weiter unten beschriebene Angst auch eine grosse Rolle...



>>Wenn, dann soll das an der Stelle behandelt werden, wo der Hinweis kam. Meiner Meinung nach.<<

Auch gut - obwohl der Hinweis wiederum an verkehrter Stelle stand...


>>Ich glaube, die Angst, als Linkshänder/in, wieder in eine Ecke der Vorurteile verbannt und als unseriös abgestempelt zu werden, erzeugt einen enormen Druck. [...] LH haben alle am eigenen Leib erlebt, welche Probleme das Leben in der Gemeinschaft bieten kann. [...] <<

Ha, hier habe nun ICH ein wenig drüber nachdenken müssen. Der Witz ist nämlich, daß ich die Angst zwar in verschiedenen Formen kenne, aber früher nie mit meinem Linkshändersein in Verbindung gebracht habe - was ich aber auch von früher kenne ist der Ärger, wenn ich von Leuten, die mich offenkundig nicht richtig verstanden haben, als blöde abgestempelt werde - hahaha. Da sieht man mal wieder...


>>a)Prävention (u. a. Kindergarten, Schule, nicht zu vergessen die verbreitete musikalische Frühförderung, etc.)<<

Wie sieht es eigentlich in anderen Ländern damit aus? Kann man nicht das Problem, daß die Erzieher hier mit LH Kindern immer wieder den gleichen Mist machen und sich [sicher von einer/m Linkshänder/in] nicht belehren lassen, ein wenig umlaufen, indem man internationale Forschung mit einbezieht? [Jaja, dann gibt’s natürlich immer solche Typen wie früher mein Mathelehrer, der schnelles Kopfrechnen - das die Kinder englischer Freunde nicht machen mussten - mit den Worten zu verteidigen „aber wir sind auch tüchtiger“, aber davon 'mal abgesehen] Es gibt doch schließlich in Amerika und sonstwo auch Frühpädagogik...


>>b) Alltag der erwachsenen (umgeschulten, nicht umgeschulten, um- und wieder zurückgeschulten ) LH.<<

Informationsarbeit...Vor Allem in Hinblick auf LH-Eigenarten im Gegensatz zu dem, was im Volksmund als „schlechtes Benehmen“ durchgeht; Schuldgefühle bei LH abbauen, und das gegenseitige Verständnis fördern. Z.B. die Vorteile erkennen, die sich ergeben können, wenn in Brainstorming-gruppen oder so Linkshänder zum Zug kommen. Mehr Toleranz in Diskussionsgruppen etc. Jawoll. Ich finde dies alles um einiges wichtiger, und ein Negieren dieser Problematik und der von Dir beschriebenen Angstbewältigung um einiges problematischer, als die Frage nach dem richtigen Büchsenöffner.


>>(Wie sieht es denn mit der - wissenschaftlich anerkannten - Trauerarbeit? Bei uns wäre das Thema: erfahrenes Unverständnis bis hin zum erlebten Übergriff auf das unserem Grundrecht festgelegte Recht auf (körperliche) Unversehrtheit? Trauerarbeit besteht aus Schock, Abwehr des Erlebten/Verleugnung, Wut (wird gerne ausgelassen), Trauer, Versöhnung mit dem Unabänderlichen, Entwicklung neuer Perspektiven - so weit ich erinnere ohne nachzuschlagen. Wo wird die denn geleistet?<<

Wo...? Ja, bei denen, die sich über die Zusammenhänge ins Klare kommen vielleicht im eigenen Kämmerlein. Ansonsten einfach nicht, fürchte ich.

Zufall: gerade heute steht hier in der Zeitung ein Artikel über die ganz einschneidende Kränkung die ein Mensch erfährt wenn ihm die Wahrheit nicht geglaubt wird. Auch ohne Krokodilstränen lassen sich hiervon ein paar handfeste Analogien zu unserem Thema ableiten.


>>c) Rückschulung von LH [...] Die letzten beiden Themen (Trauerarbeit und Rückschulung) rühren an unsere - vermutlich größten und am längsten anhaltenden - Verletzungen.[...]Das was [hier] hilft, die Methoden, können auf Wissenschaft basieren. Wenn sie es tun, erleichtert es die Sache ungemein, weil man sich in der allgemein als richtig anerkannten Welt wieder gut durchsetzen kann.<<

Genau deswegen fand ich es ja auch schade, dass sich die Rückschulungsexperten hier aus der Diskussion 'raushalten: es geht doch um das gesamte Bild, und nicht nur um die Traumatisierung, die von einer Umschulung herrührt.


>>Aber dann gibt es im Leben einen Bereich, der lässt sich einfach nicht mit Zahlen und Messapparaten festhalten. Ich kann alle möglichen Methoden anwenden. Wenn da nicht auch noch die Seele dabei ist, Wohlwollen und tiefer Respekt vor meiner und der Eigenart meines Gegenübers, Hingabe an das was ich tue, und Ähnliches mehr, dann helfen auch die besten Methoden nicht. Das ist - und damit habe ich die Kurve wieder zur Musik gefunden - wie beim Klavierspielen (oder jedem anderen Instrument) oder bei der bildenden Kunst: Lernen kann die Methode vermutlich fast jeder. Aber wirklich gut, so dass man es zur Meisterschaft bringt und mit seiner Kunst andere Menschen berührt, das schaffen eben nur wenige[...]<<

Man kann’s ja aber wenigstens probieren, ja.

Na denn, Grüße, Tilman

Mike
29.07.2002, 09:06
>- Dann gab's da diesen frechen Beitrag von einem Mike, von dem ich noch immer nicht weiss, ob ich ihn mir nun einrahmen und ueber's Bett hängen soll, oder was sonst die Zielrichtung davon war - ausserdem hätte er nach 48 Sunden wohl von der/dem amtierenden ForenReinemacherIn gelöscht sein sollen.

Hoho Zensur Zensur!!

Warum bitteschön soll der Eintrag gelöscht werden ?

Ist er zu anstössig ? Oder glaubst Du, dass zu viele Kinder Deine Beiträge lesen werden ? (Ist FSK12 frei, ich hab nachgefragt)


Achja, übers Bett hängen wäre nicht schlecht, aber nur, wenn zwischen Pamela Andersson und Bärbel Klum noch was frei ist. :-)))


Zielrichtung ? Nun ja, dass Du ihn Dir gleich übers Bett hängen willst, war jetzt nicht direkt meine Zielrichtung, aber s.o. :-)))


Bis dann

Mike

Tilman
29.07.2002, 10:14
>>- Dann gab's da diesen frechen Beitrag von einem Mike, von dem ich noch immer nicht weiss, ob ich ihn mir nun einrahmen und ueber's Bett hängen soll, oder was sonst die Zielrichtung davon war - ausserdem hätte er nach 48 Sunden wohl von der/dem amtierenden ForenReinemacherIn gelöscht sein sollen.



>Hoho Zensur Zensur!!

>Warum bitteschön soll der Eintrag gelöscht werden ?

>Ist er zu anstössig ? Oder glaubst Du, dass zu viele Kinder Deine Beiträge lesen werden ? (Ist FSK12 frei, ich hab nachgefragt)

>Achja, übers Bett hängen wäre nicht schlecht, aber nur, wenn zwischen Pamela Andersson und Bärbel Klum noch was frei ist. :-)))

>Zielrichtung ? Nun ja, dass Du ihn Dir gleich übers Bett hängen willst, war jetzt nicht direkt meine Zielrichtung, aber s.o. :-)))

>Bis dann

>Mike

Tilman
29.07.2002, 10:26
Sorry wegen der doppelten Versendung - aus Versehen an die "Enter" Taste gekommen.

Wie auch immer. Mike schrieb so:


>>>- Dann gab's da diesen frechen Beitrag von einem Mike, von dem ich noch immer nicht weiss, ob ich ihn mir nun einrahmen und ueber's Bett hängen soll, oder was sonst die Zielrichtung davon war - ausserdem hätte er nach 48 Sunden wohl von der/dem amtierenden ForenReinemacherIn gelöscht sein sollen.



>Hoho Zensur Zensur!!

>Warum bitteschön soll der Eintrag gelöscht werden ?

>Ist er zu anstössig ? Oder glaubst Du, dass zu viele Kinder Deine Beiträge lesen werden ? (Ist FSK12 frei, ich hab nachgefragt)

>Achja, übers Bett hängen wäre nicht schlecht, aber nur, wenn zwischen Pamela Andersson und Bärbel Klum noch was frei ist. :-)))

>Zielrichtung ? Nun ja, dass Du ihn Dir gleich übers Bett hängen willst, war jetzt nicht direkt meine Zielrichtung, aber s.o. :-)))

>Bis dann

>Mike<<


Gut. Die Karten sind jetzt zumindest ausgeteilt.


Erstmal: Die Forenregeln über persönliche Beiträge und Beiträge mit gewissen Inhalten undsoweiter stehen oberhalb der aktuellen Forenliste. Sie gelten jedem, der hier mitmacht.

Ich hab' sie mir auch nicht ausgedacht, halte mich aber normalerweise daran [hier in dieser Mitteilung kurz nicht, es sei mir verziehen]. Soviel zum Thema "Zensur".


Mike, wenn denn, wie Du schriebst, mein Geschreibe nicht in Deine vertauschten Hirnhälften passt und mein Gebrauch von 'das' und 'dass' Dir nicht zusagt, dann brauchst du ja meine Beiträge nicht zu lesen. Ich werde jedenfalls von meinem Recht ungebremst Gebrauch machen und Deine Beitraege nicht mehr lesen. Versprochen!

Ciao, Tilman

Olli
29.07.2002, 11:08
>Gut. Die Karten sind jetzt zumindest ausgeteilt.

und Du hast abgehoben *hihi*


>Erstmal: Die Forenregeln über persönliche Beiträge und Beiträge mit gewissen Inhalten undsoweiter stehen oberhalb der aktuellen Forenliste. Sie gelten jedem, der hier mitmacht.

stimmt, drum hab ich auch das "Wort" nicht ausgeschrieben und entschuldige mich dafür vielmals.


>Ich hab' sie mir auch nicht ausgedacht, halte mich aber normalerweise daran [hier in dieser Mitteilung kurz nicht, es sei mir verziehen].

>Soviel zum Thema "Zensur".

ok ich verzeihe Dir


>Mike, wenn denn, wie Du schriebst, mein Geschreibe nicht in Deine vertauschten Hirnhälften passt und mein Gebrauch von 'das' und 'dass' Dir nicht zusagt, dann brauchst du ja meine Beiträge nicht zu lesen.

Mach ich aber trotzdem, sind nämlich wirklich interessant!


>Ich werde jedenfalls von meinem Recht ungebremst Gebrauch machen und Deine Beitraege nicht mehr lesen. Versprochen!

Tja, mit den Versprechungen immer vorsichtig sein, da Du nie weisst, wer hinter den Nicks steht!


Fake it, when you make it!


Bis bald

Mike (derOllihöflichstumVerzeihungbittetseinenNicknamen missbrauchtzuhaben)

Birgit
29.07.2002, 13:09
Weißt du, ich habe früher mit Jugendlichen gearbeitet. Sie hatten nie gelernt, wie man sich in der Öffentlichkeit benimmt. Sie entgleisten gelegentlich bei der Wortwahl, weil sie sich dadurch stark fühlten. Vor allem die Jungs, um sich männlich zu fühlen.

Frag Dich mal, ob Du das wirklich notwendig hast.


Birgit

Dr. Noll
29.07.2002, 20:38
>- Und etwas im Windschatten [nämlich weiter unten, bei den threads, die DDR Kindergärten betreffen - und eine Schreiberin verunsichernd, die da garnichts mit zu tun hat] äussert sich jetzt Dr. Thomas Noll über angeblich esoterische Diskussionen auf der Liste, die nicht sein "Ding" seien.

>Ich erkenne weder die Diskussion über sozial-psychische Anpassung einer [noch ist's so] Randgruppe an die Normen der Mehrheit, noch neue LH-Erkenntnisse zur Musikdidaktitk [ein vielumspannendes aber handfestes Fach], noch meinen Aufruf, die Themen auszuweiten [oder eine Ausweitung zuzulassen - mehr war's schliesslich nicht] als esoterisch. Da frage ich mich im Stillen, ob Dr Noll wirklich begreifen wollte, was ich eigentlich genau anzusprechen versuchte.

>Muscha auch nicht, und mitdikutieren braucht er doch auch nicht, wenn er nun nicht will. Aber dass er jetzt eben doch das Bedürfnis spürt seinen Kommentar darüber in verdeckter Form abzugeben, das hat mich getroffen - ich wabere hier nicht auf irgendwelchen eingebildeten Nebelschwaden 'rum, sondern beschäftige mich mit diesen konkreten Themen seit einem halben Jahr intensiv, und auch ich habe mir Zeit und Mühe genommen, im Forum was konstruktives beizutragen.


Hallo Tilman,


dass ich Sie "getroffen" habe tut mir Leid, ich weiß allerdings, nicht womit.

"Rumwabern" empfinde ich als abwertend - warum so aggresiv ?

Offensichtlich ist die "Schreiberin" (Tine) gar nicht so verunsichert, wie Sie an Tines Antwortschreiben vielleicht erkennen..

Was mein "Ding" ist, bleibt soch "meine" Sache, oder ??

Esoterisch heißt für mich frei nach Duden "nur für Eingeweihte", und e´demnach sind Ihre Beiträge esoterisch, da kein Eingeweihter, mit der Problematik Beschäftigter Ihte (bewußt ?) intellektuell gehaltenen Beiträge verstehen kann.

Mag sein, wir haben eine unterschiedliche Wortauffassung.

Ich denke, dass ich schon begreife, was Sie wollen, aber Wertungen darüber würde ich eher unterlassen.

Damit Sie genau verstehen, worum es m i r geht, siehe mein Antwortposting auf Tines Reaktion vom 28.7., 20 Uhr 25.


Mit weiterhin freundlichen Grüßen

Dr. Noll

Dr. Noll
29.07.2002, 20:40
Achtung: Tippfehler: nicht 28.7., sonder 29.7. in Richtung Tine.


Dr. Noll

Birgit
29.07.2002, 21:43
Hallo Tilman,

Linkshändigkeit ist ja eine schier unerschöpfliche Quelle für Themen. Deine Rückmeldung auf meine Gedanken gaben mir wieder Stoff zum Nachdenken. Das schätze ich sehr.


> ...., daß ich die Angst zwar in verschiedenen Formen kenne, aber früher nie mit meinem Linkshändersein in Verbindung gebracht habe - was ich aber auch von früher kenne ist der Ärger, wenn ich von Leuten, die mich offenkundig nicht richtig verstanden haben, als blöde abgestempelt werde ...


Man sagt, Angst und Wut sowie Ärger und Schuldgefühle sind komplementäre Gefühle. Man kann an sich immer, wenn man Lust dazu hat, fragen, ob man vor etwas Angst hat, wenn man wütend wird, oder ob man sich für irgend etwas selbst die Schuld gibt, wenn man sich ärgert. Oder auch jeweils umgekehrt. Das ist dann oft recht aufschlussreich. Man kann aber auch einmal einfach seinem Ärger oder was auch immer freien Lauf lassen. Das tut auch gut.


>a)Prävention (u. a. Kindergarten, Schule, nicht zu vergessen die verbreitete musikalische Frühförderung, etc.)<<Wie sieht es eigentlich in anderen Ländern damit aus?


Ich weiß es nicht. Ich habe mittlerweile einen größeren Entwicklungshilfeverein gebeten, das Thema in den von ihr geförderten Schulen im Ausland zu prüfen und eine aufgeschlossene Reaktion erhalten. Wenn ich mehr weiß, schreib ich's Dir. Vielleicht wollen ja andere Foren-Schreiber auch in ihrem eigenen Umfeld schauen, ob sie jemanden auf das Thema ansprechen können. Möglichkeiten gibt's viele, etwas zu tun und herauszufinden.


> Kann man nicht das Problem, daß die Erzieher hier mit LH Kindern immer wieder den gleichen Mist machen und sich [sicher von einer/m Linkshänder/in] nicht belehren lassen, ein wenig umlaufen, indem man internationale Forschung mit einbezieht?


Forschung auf nationaler und intenationaler Ebene gibt wichtige Aufschlüsse. Aber es hilft m. E. alles nichts, wenn die Basis diese Ergebnisse nicht mitträgt. Das heißt: egal wie viel geforscht wird, wenn das Wissen nicht vor Ort im Bewusstsein der Menschen einen guten Platz findet, dann kommen Wissen und Erkenntnisse eben im Alltäglichen Leben nicht zum Tragen. Was hilft das schönste Ergebnis, wenn der/die Bürger/in sagt: "Interessiert mich nicht, was die Forscher da reden. Es ist sowieso alles Unsinn. Und einen Haufen Steuergelder kosten die auch noch." Oder wenn z. B. das Fachpersonal in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe vorhandene Bücher nicht liest, weil sie ihnen nicht einmal bekannt sind. Oder eben weil man neben der Arbeit noch ein Privatleben hat. Und dann gibt es eben auch noch Eltern, die mit ihrem verhaltensauffälligen Kind in Ergotherapeutische Praxen kommen, dort alles genau erklärt und per Test die LH ihres Kindes bewiesen bekommen und trotzdem auf rechtshändigem Schreiben des Kindes bestehen. Auch das ist Linkshändigkeit im Jahr 2002.


> Es gibt doch schließlich in Amerika und sonst wo auch Frühpädagogik...


Ich werde mich mal bei meinen Brieffreunden/innen erkundigen.


>>b) Alltag der erwachsenen (umgeschulten, nicht umgeschulten, um- und wieder zurückgeschulten ) LH. Informationsarbeit (...) Jawoll.


Jawohl, sage ich auch. Wann fangen wir wo wie an? Wer zahlt? Woher nehmen wir die Zeit? Öffentlichkeitsarbeit ist viel Arbeit, wenn sie gut gemacht wird. Nur die will ich und nur die bringt was. Weiß ich eigener jahrelanger Erfahrung.


> ..., und ein Negieren dieser Problematik und der von Dir beschriebenen Angstbewältigung um einiges problematischer, als die Frage nach dem richtigen Büchsenöffner.


Ich weiß nicht. Manchmal kann ein LH-Dosenöffner auch für jemanden der erste Schritt sein, sich zu seinem Wesen als Linkshänder zu bekennen. Wenn man ihn geschenkt bekommt, ist er vielleicht auch ein Symbol, dass man vom Schenker in seinem ureigensten Wesen erkannt und anerkannt wird. Und dann ist dieser minimale Gegenstand auf einmal etwas mit sehr großer Wirkung. Oder?

Auch kann man ja niemanden verpflichten, sich der Trauerarbeit und all dem zu stellen. Sie ist ja nicht lustig. Wobei ich Dir aber grundlegend recht gebe, dass Negieren von Problemen auf längere Sicht immer problematisch ist. Und dann kommt die Trauer ohnehin irgendwann.


>>(Wie sieht es denn mit der - wissenschaftlich anerkannten - Trauerarbeit? ...Zufall: gerade heute steht hier in der Zeitung ein Artikel über die ganz einschneidende Kränkung die ein Mensch erfährt wenn ihm die Wahrheit nicht geglaubt wird. Auch ohne Krokodilstränen lassen sich hiervon ein paar handfeste Analogien zu unserem Thema ableiten.


Dann wäre es schön, wenn Du ihn uns zur Verfügung stellen könntest. Wenigstens in den wichtigsten Punkten.


>>c) Rückschulung von LH [...] Genau deswegen fand ich es ja auch schade, dass sich die Rückschulungsexperten hier aus der Diskussion 'raushalten: es geht doch um das gesamte Bild, und nicht nur um die Traumatisierung, die von einer Umschulung herrührt.


Da hast Du etwas sehr Wichtiges gesagt. Das wäre wichtig um ein "rundes Bild" von dem Thema zu gewinnen. Ich weiß letztendlich zu wenig darüber, doch vermute ich, dass es derzeit fast nur Rückschulungsexperten gibt, was die eigene Rückschulung angeht. Dann ist man wieder in einem sehr persönlichen Bereich angelangt und kann leicht als "unsachlich" angegriffen und persönlich verletzt werden. Vielleicht wäre es besser, das Thema erst einmal in einem kleineren Kreis von vertrauenswürdigen Forum-Schreibern zu diskutieren, bevor man seine persönlichen Beiträge dazu der (Welt-?) Öffentlichkeit preisgibt. Ich weiß es nicht.


>>.... Ich kann alle möglichen Methoden anwenden. Wenn da nicht auch noch ... Wohlwollen und tiefer Respekt vor meiner und der Eigenart meines Gegenübers, Hingabe an das was ich tue, ..., dann helfen auch die besten Methoden nicht. Das ist ... wie beim Klavierspielen ...: Lernen kann die Methode vermutlich fast jeder. Aber wirklich gut, so dass man es zur Meisterschaft bringt und mit seiner Kunst andere Menschen berührt, das schaffen eben nur wenige[...]<<

> Man kann's ja aber wenigstens probieren, ja.


Das stimmt. Das tun wir hier und auch viele andere und bewirken damit auch viel Gutes. Wie heißt es so schön in dem uralten Text "Desiderata":

" ... Sei vorsichtig in deinen geschäftlichen Angelegenheiten, denn die Welt ist voller Trug. Laß dich jedoch dadurch nicht blind machen für die Tugend, die dir begegnet. Viele Menschen haben hohe Ideale, und wo du auch hinsiehst ereignet sich im Leben Heldenhaftes...."


In diesem Sinne.

Birgit

Tilman
29.07.2002, 23:39
Hallo Dr. Noll,

Sie schreiben:

>>dass ich Sie "getroffen" habe tut mir Leid, ich weiß allerdings, nicht womit.<<

Nun, da nun diese Diskussion hierhergekommen ist, wo sie verursacht wurde [und demnach hingehört] lässt es sich einfacher reden, nichtwahr? Ich habe mich gewundert, dass Ihr Hinweis auf esoterische Diskussionen an einer Stelle auftrat, wo er nicht treffen konnte - ich hatte ihn nur durch Zufall entdeckt.


Weiterhin:>"Rumwabern" empfinde ich als abwertend - warum so aggressiv?<

Ich fand "esoterisch" allerdings auch abwertend.

Lassen Sie mich erklären. Sie schreiben: >Esoterisch heißt für mich frei nach Duden "nur für Eingeweihte", und demnach sind Ihre Beiträge esoterisch, da kein Eingeweihter, mit der Problematik Beschäftigter Ihre (bewußt ?) intellektuell gehaltenen Beiträge verstehen kann. Mag sein, wir haben eine unterschiedliche Wortauffassung.[Ich vermute übrigens, Sie meinen "da kein NICHT-eingeweihter etc. meine Beiträge verstehen kann"]<<

Soll ich mich von so einer Analyse nicht getroffen fühlen [wir haben tatsächlich durchaus die gleiche Wortauffassung]? Welch einen Grund hätte ich denn, mich schwieriger auszudrücken, als meine Natur [und mein vertracktes Thema] mir vorgibt? Dies ist doch eine ganz handfeste Kritik an meiner Art, und gleichzeitig die Unterstellung, ich wuerde mich hier intellektueller gebärden, als ich eigentlich bin. Wie soll ich das begreifen: sollen alle die sich knubbelig ausdrücken den Mund halten? Ist das - auf einem Forum, das den Leuten auch Mut mitgeben soll - eine akzeptable Betrachtungsweise?


Dann schreiben Sie: "Was mein "Ding" ist, bleibt soch "meine" Sache, oder??"

Ich möchte hier ausdrücklich betonen, dass ich das niemals angefeindet habe. Vollkommen okay; warum dann aber werten Sie meine Beiträge aber dann doch, statt, wie sie selber sagen, eben einfach zuzusehen, und sich nicht zu beteiligen?

Offenbar habe ich Ihren Geschmack nicht getroffen, anscheinend habe ich mich auch zu kompliziert ausgedrückt - diese Dinge können doch unbeschadet nebeneinander bestehen, ohne Sticheleien, ja selbst ohne Irritation im Stillen.


Zuletzt nun ein Kommentar, der mich eher neugierig macht:>>Ich denke, dass ich schon begreife, was Sie wollen, aber Wertungen darüber würde ich eher unterlassen<<

Ich begreife wirklich gar nicht, was Sie hiermit andeuten wollen: ich habe mich in meinen Postings offen für eine erweiterte Betrachtungsweise ausgesprochen, und einige Beispiele geliefert, um Austausch gebeten. Ich vertrete da nur meine eigenen Ansichten, ja sogar eigentlich eher: Fragen; will im Austausch mit anderen Leuten mehr erfahren, habe mitnichten irgendwelche versteckten Absichten: was bitte, haben Sie "begriffen, was ich will"; ist das denn gar so schlimm, dass Sie es nicht aussprechen wollen, und "Wertungen darüber eher unterlassen" würden?

Da bin ich nun wirklich gespannt: da ich ein grundehrlicher und wenig zu Streit neigender Mensch bin, aber eben an Sachlichkeit interessiert bin, wäre ich Ihnen um eine Präzisierung wirklich dankbar.

Tilman
P.S.:

Offensichtlich ist die "Schreiberin" (Tine) gar nicht so verunsichert, wie Sie an Tines Antwortschreiben vielleicht erkennen.

Um so besser, oder?

Dr. Noll
30.07.2002, 00:37
Hallo Tilman,


ich präzisiere also, obwohl ich zum Teil glaube, wir reden in einigen Punkten aneinander vorbei.

Vielleicht liegt es auch daran, dass Sie ein "belassener" Linkshänder (also, was Sekundärstörungen angeht, "mackenfrei" geblieben), ich aber ein umgeschulter Linkshänder, der durch diese Behinderung ein wirklich hartes Leben hatte; ich will mich nicht beklagen, denn ich habe nach 30jährigem "lonesome fight for lonesome struggle" es ja, zumindest für die Außenwelt "geschafft" habe, als niedergelassener, inzwischen etablierter Allgemeinmediziner.

>- Und etwas im Windschatten [nämlich weiter unten, bei den threads, die DDR Kindergärten betreffen - und eine Schreiberin verunsichernd, die da garnichts mit zu tun hat


>>> Den "Winschatten empfinde ich gemein...


äussert sich jetzt Dr. Thomas Noll über angeblich esoterische Diskussionen auf der Liste, die nicht sein "Ding" seien.

Ich erkenne weder die Diskussion über sozial-psychische Anpassung einer [noch ist's so] Randgruppe an die Normen der Mehrheit, noch neue LH-Erkenntnisse zur Musikdidaktitk [ein vielumspannendes aber handfestes Fach], noch meinen Aufruf, die Themen auszuweiten [oder eine Ausweitung zuzulassen - mehr war's schliesslich nicht] als esoterisch.

Da frage ich mich im Stillen, ob Dr Noll wirklich begreifen wollte, was ich eigentlich genau anzusprechen versuchte.


Hierauf beziehe ich mein zeitversetztes Posting, wo es um das Verstehen geht: ich wollte und habe schon begriffen, was Sie ansprechen möchten. Es ist aber in m e i n e r (!) jetzigen Ansicht des Problems der stattfindenden (immer noch !) U m s c h u l u n g der Händigkeit nur zweitrangig.


>Muscha auch nicht, und mitdikutieren braucht er doch auch nicht, wenn er nun nicht will. Aber dass er jetzt eben doch das Bedürfnis spürt seinen Kommentar darüber in verdeckter Form abzugeben, das hat mich getroffen - ich wabere hier nicht auf irgendwelchen eingebildeten Nebelschwaden 'rum, sondern beschäftige mich mit diesen konkreten Themen seit einem halben Jahr intensiv, und auch ich habe mir Zeit und Mühe genommen, im Forum was konstruktives beizutragen.

>Also ja: im Sinne der obenstehenden Beobachtungen erstmal ein Schlusswort.

>Tilman

Dr. Noll
30.07.2002, 00:51
>>>dass ich Sie "getroffen" habe tut mir Leid, ich weiß allerdings, nicht womit.<<

>Nun, da nun diese Diskussion hierhergekommen ist, wo sie verursacht wurde [und demnach hingehört] lässt es sich einfacher reden, nichtwahr? Ich habe mich gewundert, dass Ihr Hinweis auf esoterische Diskussionen an einer Stelle auftrat, wo er nicht treffen konnte - ich hatte ihn nur durch Zufall entdeckt.


war aber nicht bewusst von mir so gemacht, sondern passte in den Zusammenhang. Ich verstecke meine Meinung nun wirklich nicht. Aber es gibt Themen, wo ich, wie wohl jeder irgendwann einmal, mich nicht äußern möchte.




>Weiterhin:>"Rumwabern" empfinde ich als abwertend - warum so aggressiv?<

>Ich fand "esoterisch" allerdings auch abwertend.

>Lassen Sie mich erklären. Sie schreiben: >Esoterisch heißt für mich frei nach Duden "nur für Eingeweihte", und demnach sind Ihre Beiträge esoterisch, da kein Eingeweihter, mit der Problematik Beschäftigter Ihre (bewußt ?) intellektuell gehaltenen Beiträge verstehen kann. Mag sein, wir haben eine unterschiedliche Wortauffassung.[Ich vermute übrigens, Sie meinen "da kein NICHT-eingeweihter etc. meine Beiträge verstehen kann"]<<


Da haben Sie recht: natürlich muss es heißen: für Nichteingeweihte ! Klassischer Verdreher, der sich nicht immer nur auf Buchstaben oder Rechts/Links beziehen muss...


>Soll ich mich von so einer Analyse nicht getroffen fühlen [wir haben tatsächlich durchaus die gleiche Wortauffassung]? Welch einen Grund hätte ich denn, mich schwieriger auszudrücken, als meine Natur [und mein vertracktes Thema] mir vorgibt? Dies ist doch eine ganz handfeste Kritik an meiner Art, und gleichzeitig die Unterstellung, ich wuerde mich hier intellektueller gebärden, als ich eigentlich bin.


Nein ! Ich denke n i c h t, dass Sie sich a n d e r s geben als sonst. Ich frage mich halt nur: warum sind Sie mit solchen Wortspielereien und exklusiven Fremdwörtern so vertraut - die Gründe dafür würde ich eher (und diesmal ich spekulativ) ergründen wollen. Keinesfalls glaube ich, Sie wollten sich hier irgendwie brüsten oder was auch immer - die ehrliche Absicht nehme ich Ihnen (rechtshirnig, intuitiv ?) ab - ehrlich !


Wie soll ich das begreifen: sollen alle die sich knubbelig ausdrücken den Mund halten? Ist das - auf einem Forum, das den Leuten auch Mut mitgeben soll - eine akzeptable Betrachtungsweise?

>Dann schreiben Sie: "Was mein "Ding" ist, bleibt soch "meine" Sache, oder??"

>Ich möchte hier ausdrücklich betonen, dass ich das niemals angefeindet habe. Vollkommen okay; warum dann aber werten Sie meine Beiträge aber dann doch, statt, wie sie selber sagen, eben einfach zuzusehen, und sich nicht zu beteiligen?


Beteiligt habe ich mich deswegen, weil Sie sich "getroffen" gefühlt haben, was nicht in meiner Absicht lag. Okay ?


>Offenbar habe ich Ihren Geschmack nicht getroffen, anscheinend habe ich mich auch zu kompliziert ausgedrückt - diese Dinge können doch unbeschadet nebeneinander bestehen, ohne Sticheleien, ja selbst ohne Irritation im Stillen.

>Zuletzt nun ein Kommentar, der mich eher neugierig macht:>>Ich denke, dass ich schon begreife, was Sie wollen, aber Wertungen darüber würde ich eher


Siehe hier mein direktes Posting in Zusammenhang mit Tine.


>Ich begreife wirklich gar nicht, was Sie hiermit andeuten wollen: ich habe mich in meinen Postings offen für eine erweiterte Betrachtungsweise ausgesprochen, und einige Beispiele geliefert, um Austausch gebeten. Ich vertrete da nur meine eigenen Ansichten, ja sogar eigentlich eher: Fragen; will im Austausch mit anderen Leuten mehr erfahren, habe mitnichten irgendwelche versteckten Absichten: was bitte, haben Sie "begriffen, was ich will"; ist das denn gar so schlimm, dass Sie es nicht aussprechen wollen, und "Wertungen darüber eher unterlassen" würden?

>Da bin ich nun wirklich gespannt: da ich ein grundehrlicher und wenig zu Streit neigender Mensch bin, aber eben an Sachlichkeit interessiert bin, wäre ich Ihnen um eine Präzisierung wirklich dankbar.


Ist es so sachlich genug ? Ansonsten antworte ich gerne weiter auf konkrete ragen !




Na klar. Mich hats richtig gefreut, dass sie es dann so verstanden hat.




Mfg
Dr. Noll

Tine
30.07.2002, 00:59
Hallo!


Eine Bitte hab ich an euch alle:

Laß mich raus, ja?


Diskutiert untereinander oder sagt mir, wenn ich Mist erzähle, genau so wie ich mich melde, wenn ich was nicht verstehe oder anderer Meinung bin...


Aber nehmt mich bitte nicht als "Diskusionsobjekt". Dabei fühle ich mich nämlich nicht besonders wohl...

Benutz mich bitte nicht für etwas, mit dem ich nichts zu tun habe.


DANKE!!! (Nicht sauer sein, bitte...)


Liebe Grüße, Tine

Tilman
30.07.2002, 01:14
Noch einmal einige Punkte weiterbewegt:

>>Prävention (u. a. Kindergarten, Schule, nicht zu vergessen die verbreitete musikalische Frühförderung, etc.)--Wie sieht es eigentlich in anderen Ländern damit aus?<<

Hier mein Beitrag zu Schweden - ich werde noch in der Vorschule hier im Dorf nachfragen und davon berichten. Ich war hier bis vor einem halben Jahr Elternvereinsvorsitzender und kenne alle Leute;

Dabei sind mir in der Gruppe der Elternvertreter übrigens einige Linkshänder vorgekommen. Ich habe in den letzten Monaten 'mal ein wenig aufgepasst und habe - in den Situationen, wo ich zufällig jemanden schreiben sah, oder mit Gerätschaften hantieren, ca. 7-8 reine Linkshänder in der Altersgruppe 20-40 Jahre bemerkt; beim Einkaufen und so - schätzungsweise 10% von den Leuten wo ich aufpasste. In den USA kommen links schreibende Leute auch öfter vor. Daher meine Frage nach dem Ausland.


>>Manchmal kann ein LH-Dosenöffner auch für jemanden der erste Schritt sein, sich zu seinem Wesen als Linkshänder zu bekennen. Wenn man ihn geschenkt bekommt, ist er vielleicht auch ein Symbol, dass man vom Schenker in seinem ureigensten Wesen erkannt und anerkannt wird. Und dann ist dieser minimale Gegenstand auf einmal etwas mit sehr großer Wirkung. Oder?<<

Stimmt. Ich ging nicht von eventuellen individuellen Dingen aus, sondern eher allgemein; aber Du hast sicher recht.




>>gerade heute steht hier in der Zeitung ein Artikel über die ganz einschneidende Kränkung die ein Mensch erfährt wenn ihm die Wahrheit nicht geglaubt wird. Auch ohne Krokodilstränen lassen sich hiervon ein paar handfeste Analogien zu unserem Thema ableiten.

>Dann wäre es schön, wenn Du ihn uns zur Verfügung stellen könntest. Wenigstens in den wichtigsten Punkten<<

War doch nicht so ergiebig: hier ist vor einem Monat ein Altenpfleger freigesprochen worden, der 8 Jahre lang wegen Mordes an einem Patienten eingesperrt gesessen hatte; neue technische Beweisführung und ein Neuinterpretieren des ersten Prozessverfahrens machten's möglich. Wie immer steht das sauber staubgesaugte moralische Vorstübchen der schwedischen Volksseele bei solchen Geschehnissen Kopf. Dann kommen solche Artikel; eine Reihe Fallbeispiele, wo eins eben ein Kind ist, dem unterstellt wird, dass es sich beim Schul-essen [das gibt es hier] ein zweites Eis erschlichen hat, und wo jedes Leugnen im Wertesystem der Essens-tante einen weiteren Beweis zu liefern scheint, dass da gelogen wird. Am wichtigsten eben hier der Hinweis, wie enorm die Kränkung eben schon in eventuell einmaligen, und nicht weiter durchgreifenden Kindheitserlebnissen ist. Kann ich nur bestätigen. Wie aber erst wirkt es sich aus, wenn das Unverständnis, die Diskriminierungen sich wie ein roter Faden durch die ganze Kindheit ziehen?


>>Rückschulung von LH [...] Genau deswegen fand ich es ja auch schade, dass sich die Rückschulungsexperten hier aus der Diskussion 'raushalten: es geht doch um das gesamte Bild, und nicht nur um die Traumatisierung, die von einer Umschulung herrührt.

>Da hast Du etwas sehr Wichtiges gesagt. Das wäre wichtig um ein "rundes Bild" von dem Thema zu gewinnen. Ich weiß letztendlich zu wenig darüber, doch vermute ich, dass es derzeit fast nur Rückschulungsexperten gibt, was die eigene Rückschulung angeht.<<



Ich vermute eigentlich, dass, [auch wenn eindeutig - und von mir niemals bestritten - die Linkshänderproblematik bei umgeschulten Linkshändern am deutlichsten (oder wie Dr. Noll sagte, wie in einem Brennglas) verstärkt wird], die übergänge zwischen nicht-umgeschulten, umgeschulten und rückgeschulten LH gleitender sind, und die Probleme auch für nicht eindeutig traumatisierte LH allum grösser, als man so annehmen möchte.

Aber wir besitzen weder zur Unterstützung noch zur Widerlegung dieser Idee genug statistisches Material; also wir alle sollten ehrlich genug sein zu sagen, dass wir da nicht genug drüber wissen - wie viele nicht-umgeschulte Linkshänder melden sich denn überhaupt bei den Beratungsstellen oder treten sonstwo deutlich identifizierbar und statistisch erfassbar in Erscheinung? Was charakterisiert einen nicht-umgeschulten Linkshänder? Die Kenntnis ist gering, und daher glaube ich eben an den Wert von der Aufmerksamkeit und der Kooperation aller Betroffenen!

Tilman

Olli
30.07.2002, 01:21
Hallo Zusammen und vorallem Mike,


so langsam - scheint mir - entgleist die Diskussion hier ein wenig. Dabei sind doch die von Tillman aufgeworfenen Fragen/Thesen wirklich interessant. Man muß sich halt manchmal auch die (kleine) Mühe machen, den anderen verstehen zu <b> wollen </b>(nicht wahr Mike?) und dann kann man darüber nachdenken, was man selber eigentlich mitteilen will (wolltest du überhaupt etwas mitteilen, Mike? Oder, gibt es immer noch Leute, die nichts zu sagen haben, ihr Hirn nicht einsetzen und nur flüchtige, schnellplatzende Blubberblasen von sich geben?).


Das man so ohne weiteres Nicknames mißbraucht wäre normalerweise nicht zu verzeihen, wenn Du diesen Mißbrauch nicht einigermaßen relativiert hättest:

Mike, wenn denn, wie Du schriebst, mein Geschreibe nicht in Deine vertauschten Hirnhälften passt und mein Gebrauch von 'das' und 'dass' Dir nicht zusagt, dann brauchst du ja meine Beiträge nicht zu lesen.

Mach ich aber trotzdem, sind nämlich wirklich interessant!


Olli

Tilman
30.07.2002, 01:23
Needu Tine, der Hinweis auf Deinen Namen kam doch nur immer wieder vor, damit man die Stelle in der Forenliste besser finden kann; das alles hat doch mit Dir als Person nichts zu tun.

Ich glaube, wir sind mit der Positions-diskussion auch so ziemlich fertig geworden. Da ist wohl einiges heute abend noch aufgeräumt worden.


Ciao, und gute Nacht

Tilman