Vollst�ndige Version anzeigen : Verkappte Linksh�nderin?
Hallo!
Ich bin seit einiger Zeit ziemlich verwirrt bez�glich meiner H�ndigkeit. Ich bin jetzt Mitte 30 und war eigentlich immer davon �berzeugt, Rechtsh�nderin zu sein, auch wenn meine Gehirndominanz eindeutig rechts ist. Diese Tatsache hat zwar schon meine Mutter (selbst Lehrerin) zum Gr�beln gebracht, hatte aber ansonst keine Auswirkungen.
Allerdings hatte ich vor ca einem halben Jahr Probleme mit der rechten Schulter - der Schmerz zog sich nach hinten �ber den R�cken und nach vorn �ber den rechten Arm. Ich habe einfach mal vermutet, dass es daran liegen k�nnte, dass ich den ganzen Tag (arbeitsbedingt) vor dem Computer sitze und habe es mal damit versucht, die Maus umzustellen. Es hat zwei Tage gebraucht, mich umzustellen (dabei gabs lustige Buchstabendreher) und dann ging mir alles pl�tzlich sehr viel besser von der Hand als vorher. Meine Schmerzen sind nun schon seit einiger Zeit weg, aber die Maus habe ich immer noch links. Unsere Systemadministratoren verfluchen mich zwar regelm��ig, wenn was auf meinem PC nicht passt, was was k�mmert's mich. Mir passts besser so :D
Naja, jedenfalls bin ich nach 7 Jahren Abstinenz von Musik und Kunst (die mich sehr depressiv gemacht hat), endlich wieder zum Singen und Musizieren zur�ckgekehrt und habe sogar seit letzten Herbst mit dem Klavierspielen angefangen. Dabei ist meiner Klavierlehrerin aufgefallen, dass bei mir eindeutig die linke Hand f�hrt. Ich muss mich beim Spielen extrem drauf konzentrieren, dass die rechte Hand alles richtig macht, da die linke - die eigentlich die langsamere ist - viel besser spielt als die rechte. Sie hat mich deshalb gefragt, ob ich Linksh�nderin sei.
Ich habe mich daraufhin mit meiner Mutter unterhalten, ob es sein kann, dass ich als Kind umgeschult worden bin. Sie meinte, sie h�tte das sicher nicht getan, allerdings bin ich - bevor ich in die Schule gekommen bin - von meinen Gro�eltern aufgezogen worden, die beiden zwar irrsinnig liebe Menschen, aber auch recht altmodisch waren. Ich erinnere mich noch an den �blichen "Gib die sch�ne Hand!"-Spruch und dass man Messer und Gabel "richtig rum" halten muss. Ich halte heute noch Messer und Gabel zwar "richtig rum" aber sehr verkrampft.
Au�erdem erinnerte sich meine Mutter daran, dass ich bereits als kleines Kind sehr gut zeichnen konnte, aber in der Schule irrsinnige Problem mit dem Schreiben hatte - die Buchstaben waren irrsinnig krakelig und ich habe mit immer wieder den Bleistift abgebrochen oder mit der Feder ins Papier gestochen, vor lauter hab ich immer aufgedr�ckt.
Ich wei� auch noch, dass ich - als ich gelernt habe, die Gitarre zu spielen - die Gitarre zuerst immer falsch herum halten wollte, bis sie mir umgedreht worden ist.
Auf B�llen habe ich heute immer noch Probleme, weil ich mich immer in die "M�nnerhaltung" stelle und f�hren will.
Bei Zahlenblocks von Bankautomaten etc. nehme ich immer die linke Hand. Das Auf- und Absperren von Schl�ssern geht mir links viel besser von der Hand.
Ich glaube deshalb, eigentlich eine Linksh�nderin zu sein, die schon lange vor der Schulzeit umgelernt wurde.
Ich wei� nicht, ob hier jemand von Atemtypen (Terlusollogie) etwas h�lt, aber demnach w�re ich auch eindeutige Linksh�nderin.
Ich w�rde nun gern versuchen, mich selbst wieder umzutrainieren, wei� aber nicht ob das eine gute Idee ist. Was, wenn ich nun doch eine richtige Rechtsh�nderin bin?
F�r einen gr�ndlichen Test habe ich leider kein Geld, darum habe ich einen im Internet gemacht, den ich aber ziemlich nutzlos fand, da er nach Dingen gefragt hat, die man nicht automatisch ohne nachzudenken tun, sondern Dinge, die einem als Kind beigebracht werden. Also h�tten fast alle der Fragen mit "Ich nehme die Hand, mit der es mir von Kind auf beigebracht worden ist" beantwortet werden m�ssen, was ja wieder zu einem Zirkelschluss f�hren muss. Wenn ich heute versuche, mit einem Messer links zu schneiden, geht das nat�rlich gar nicht, da ich seit �ber 30 Jahren gewohnt bin, es mit rechts zu machen.
Ich denke mir, dass es in meinem Alter extrem schwierig ist, sicher zu sein, welche Hand nun die dominante ist, wenn man es jahrzehntelang mit der anderen gemacht hat.
Kann mir jemand einen Tipp geben? Meint ihr, dass ich eine verkappte Linksh�nderin sein k�nnte, oder sind die Beispiele, die ich angef�hrt habe, nur die "normalen Abweichungen"? Und kann man das Umlernen �berhaupt allein angehen?
(Sorry f�r den Roman. Danke an alle, die bis unten durchgehalten haben!)
Kann mir jemand einen Tipp geben? Meint ihr, dass ich eine verkappte Linksh�nderin sein k�nnte, oder sind die Beispiele, die ich angef�hrt habe, nur die "normalen Abweichungen"? Und kann man das Umlernen �berhaupt allein angehen?
Hallo,
so wie Sie sich und Ihre Probleme beschrieben haben, k�nnte es durchaus sein, dass Sie umgeschulte Linksh�nderin sind.
Ich w�rde Ihnen aber dringend empfehlen, sich einer H�ndigkeitsuntersuchung
zu unterziehen bei jemand, der oder die damit professionell arbeitet.
Nicht alle H�ndigkeitstests sind irrsinnig teuer, Sie m��ten im internet eventuell ein wenig suchen.
Es ist total wichtig,Klarheit �ber die eigene angeborene H�ndigkeit zu bekommen. Das gibt innere Sicherheit.
Sollten Sie wirklich eine umgeschulte Linksh�nderin sein, k�nnten Sie eventuell auch �ber eine R�ckschulung nachdenken.
Vielen Dank f�r die Antwort!
Ich denke, ich werde mich wirklich testen lassen und bin jetzt dabei, mich konkret zu erkundigen. Der Test selbst scheint wirklich nicht so teuer zu sein, wie bef�rchtet. :)
Hallo Yvaine,
Wenn fachkundige Ergotherapeuten (LHB) nicht in unmittelbarer N�he zum Wohnort zu finden sind, w�rde ich mich auch nicht scheuen, bei der Krankenkasse mit entsprechender Begr�ndung (siehe medizinische Indikation) die �bernahme der Fahrtkosten zu beantragen.
Die Ergotherapiestunden bezahlt oft die Krankenkasse. Eine Einzelstunde liegt bei ca 30 - 35 Euro.
Zitat aus einem fr�heren Beitrag von B�rbel: http://www.linkshaenderforum.org/forum/showpost.php?p=12404&postcount=8
Man gehe zum Hausarzt des Vertrauens oder zu einem Orthop�den und lasse sich eine Heilmittelverordnung (gr�n f�r Ma�nahmen der Ergotherapie) verpassen, auf der folgendes steht:
6x Ergotherapie (psychisch funktionelle Behandlung) 1x/Wo.
Indikationsschl�ssel: PS 2
Diagnose: Feinmotorik- und Koordinationsst�rung;
R�ckschulung umgeschulter H�ndigkeit
F�rderung und Besserung der Motorik und Sensomotorik
Mit entsprechenden Folgeverordnungen k�nnen lt. gesetzlicher Vorgaben und bei dieser Indikation bis zu insgesamt 40 Anwendungen verschrieben werden als sogenannte Verordnung au�erhalb des Regelfalles. Dies ist dann vorher bei der Krankenkasse genehmigen zu lassen.
Hallo,
ich wollte euch mal fragen, ob es wirklich so schlimm ist wenn man "umgeschult" wurde. Also ist es sinnvoll, wenn man eigentlich Linksh�nder ist aber mit rechts schreibt, sp�ter wieder das zu �ndern?
Es ist so, dass ich durch Zufall hier auf der Seite gelandet bin. Eigentlich war es schon immer so, dass ich alles mit links gemacht habe, bis auf das schreiben. Ich habe mir da nichts weiter bei gedacht. Doch letztens hatten wir in Judo Fall�bungen und als ich zur Kontrolle dran war, sagte meine Lehrerin ich bin die einzige die auf die linke Seite f�llt. (von 30Sch�lern) Das war dann schon etwas verwirrend f�r mich und meine Freundin meinte, dass ich vllt. ein verkappter Linksh�nder bin.
Also ich habe fr�her als das mit dem schreiben lernen begann, mit beiden H�nden schreiben k�nnen, sp�ter aber irgendwie nur mit rechts. Bei uns in der Familie wurde es auch eher streng gesehen, zb. beim essen :"Dazu nimmt man aber die andere Hand" ( aber ich machs immer noch andersrum als die anderen und da kommen halt so Spr�che...)
Sachen wo es mir auff�llt, wo ich eher links benutze, wenn andere rechts nehmen:
-beim essen
-beim Fussball (fragte mich mein trainer auch, ob ich nicht Linksh�nder bin)
-Schere schneiden
-essen schneiden
-auch wie genannt beim klatschen mit der linken Hand
-z�hne putzen
-Glas beim trinken in der linken Hand
....
naja drum frag ich mich, ob ich halt Linksh�nder bin. Es kann ja auch sein, dass ich mit beiden Gehirnh�lfen gleich viel denke und dass deswegen ausgewogen ist (manches mit links anderes mit rechts) und wenn w�re es sinnvoll das zu �ndern mit der rechten Hand zu schreiben?
lg
Charlott
12.05.2008, 10:38
Hallo Leni,
:) herzlich willkommen im Forum. Ich w�nsche Dir, dass Du hier viele Antworten auf Deine Fragen findest.
Alles, was Du schreibst, best�tigt Deine Vermutung, dass Du eine umgeschulte Linksh�nderin bist. Aus meiner Erfahrung ist es gut, wenn Du jetzt Deinen Beobachtungen und Fragen nachgehst und f�r Dich kl�rst, wie Du weitergehen m�chtest.
Ein Besuch bei einer Linksh�nderberatung kann Dir helfen, diese Fragen f�r Dich zu l�sen. Auch eine Testung der H�ndigkeit ist gut, damit Du Gewissheit hast, ob Du wirklich eine Linksh�nderin bist.
Ich glaube, mit einer R�ckschulung sollte man nicht warten, bis sich die Probleme rundum auft�rmen und man sich nur noch kraft- und willenlos wie eine ferngesteuerte Maschine durch das Leben schleppt, von den meisten Mitmenschen unverstanden und bel�chelt.
In jungen Jahren verkraftet man die R�ckschulung besser und schneller und man verbringt nicht so viel Zeit seines Lebens in diesem merkw�rdigen Zustand des Umgeschultseins.
Wenn andere sagen, dass der Mensch gen�gend Kompensationsmechanismen habe, um das Schreiben mit der nichtdominanten Hand abzupuffern, kann ich dem nicht zustimmen. Gerade heute, wo fast jeder Beruf mit diversen Schreib- und Denkaufgaben verbunden ist, wird der Nachteil, den man durch das Schreiben mit der nichtdominanten Hand erf�hrt, immer gr��er. Man strampelt stets mit extremem Krafteinsatz, h�ngt hilflos und m�de in verwirrenden, f�r einen unl�sbaren Situationen, wo andere ihre Aufgaben locker und leicht l�sen. Je �lter man wird, umso deutlicher wird dieser Zustand, auch wenn es bei jedem ein bisschen anders verl�uft. Und je �lter man wird, umso anstrengender wird die R�ckschulung, umso l�nger dauert sie, umso mehr ist k�rperlich und seelisch aufzuarbeiten.
Ich m�chte Dir Mut machen, jetzt zu handeln. Wenn Du eine Linksh�nderberatung aufsucht und sich die Vermutung best�tigt, dass Du Linksh�nderin bist, kann man Dich dort auch beraten, ob eine R�ckschulung von der Lebenssituation her im Moment f�r Dich g�nstig ist oder ob Du lieber etwas abwartest, zum Beispiel, bis eine bestimmte Etappe der Ausbildung geschafft ist und Du die Ruhe und Kraft f�r die R�ckschulung findest.
Liebe Gr��e und alles Gute f�r Dich, Charlott
Hallo Yvaine
Ich habe erst mit 30 Jahren bemerkt, da� ich Linksh�nderin bin.Ich habe eigendlich alles mit rechts gemacht und es war immer m�hselig. Mich hat niemand beraten, ich wu�te es einfach von jetzt auf gleich nach einem Ereignis. Niemand wird mir sagen k�nnen ob ich mal mit links alles wollte, da ich von mehreren Kinderm�dchen betreut wurde. So habe ich mich ab sofort mit meiner linken Hand und meinen k�rperlichen Reaktionen besch�ftigt. Jahre sp�ter las ich Frau Dr.Sattlers Buch und hatte alles richtig empfunden.Ich war einfach �berzeugt davon, da� ich richtig empfand.Vieles ist nicht mehr r�ckg�ngig zu machen, doch ich habe nie daran gezweifelt, da� ich den richtigen Weg jetzt gehe.;)
@Charlott danke f�r die ausf�hrliche Antwort :-)
Habe mal eben nach Beratungsstellen geschaut, doch leider ist die n�chste 80km weg. Aber vielleicht l�sst es sich ja in naher Zukunft realisieren, mal eine Beratungsstelle aufzusuchen.
Habe halt Angst, dass der ganze Weg umsonst war, wenn dann rauskommt, dass ich Rechtsh�nder bin, da ja meine Eltern die Fahrt bezahlen m�ssen.
Wir k�nnen da ja mal anrufen und beraten, wie wir weiter vorgehen.
Charlotte
13.05.2008, 23:48
Hallo Yvaine, hallo Leni,
ich habe das Gef�hl, dass Ihr beide mit Euren Vermutungen schon in die richtige Richtung geht! Sicherlich habt Ihr einen verschiedenen Leidensdruck. Yvaine, lass dich auf jeden Fall testen, damit du Klarheit hast, was zu tun ist.
Leni, probiere doch einfach mal einige Zeit, m�glichst viel mit links zu machen und horche in dich rein, ob sich das besser anf�hlt. Das wird auch ein spannender Weg f�r Dich! Wenn nicht, dann bist du nicht die erste, die die Seite wechselt. Dann ist das halt so.
Soviel von meiner Seite
Viele Gr�sse, Charlotte
Hallo Leni,
f�r die R�ckschulung entscheiden sich umgeschulte Linksh�nder, die unter Umschulungsfolgen leiden.
Bei Kindern sind es meistens Lern- und Leistungsst�rungen, die ihnen den Schulalltag schwer machen; manche leiden auch unter psychosomatischen Beschwerden unbekannter Herkunft.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen kommen h�ufig noch psychische Probleme hinzu.
Will sagen, die R�ckschulung wird aus einem Leidensdruck heraus in Angriff genommen. Aus diesem Leidensdruck entsteht auch die Motivation f�r diesen
Prozess. Es �st immer ein Prozess, an dem man dranbleiben mu�, manchesmal ist er nicht so ganz einfach.
Friederike
20.07.2008, 21:52
Hallo Yvain,
die Erkenntnis, Linksh�nderin zu sein, begann bei mir �hnlich wie bei dir. Wegen Schmerzen in der rechten Schulter wechselte ich die Maus auf Links und stellte �berrascht fest, dass es so viel leichter ging.
Aus meiner Kindheit hatte ich bez�glich der H�ndigkeit nur den Satz im Kopf: Nimm das Sch�ne H�ndchen! -womit nat�rlich nicht die Linke gemeint war. Da ich ein sehr braves Kind war und immer alles richtig machen wollte, lernte ich Schreiben und alle T�tigkeiten, die mit einem Werkzeug ausgef�hrt werden, auf der rechten Seite. Z.B Pellkartoffeln sch�lte ich ohne Messer automatisch mit links, sowie auch andere Dinge, die ich mit der blo�en Hand verrichtete. Das fiel mir aber erst auf, als ich darauf achtete.
Es vergingen mehrere Jahre, bis ich mich letzten Sommer mit 54 Jahren endlich f�r eine R�ckschulung des Schreibens auf die linke Hand entschied. Ich habe das nie bereut, obwohl es nat�rlich Schwierigkeiten mit sich bringt und ich mich oft in einer Art Zwickm�hle f�hlte: zur�ck ging es nicht, aber vorw�rts war es oft auch m�hsam.
Von Beruf bin ich Lehrerin und musste meinen Sch�lern zu Beginn des letzten Schuljahres einfach mitteilen, dass sie es sagen sollen, wenn sie etwas nicht lesen k�nnen. Aber das mit Rechts Geschriebene war zuvor oft auch nicht besonders gut lesbar, vor allem, wenn es schnell gehen musste.
Ich habe mir einen E-Bass f�r Linksh�nder gekauft und spiele ein bisschen damit. In der Schule muss ich oft Gitarre spielen, was ich noch nicht umgelernt habe und vielleicht auch nicht schaffen werde. Aber der Preis daf�r ist, dass mir hinterher immer die rechte Schulter und der rechte Arm schmerzen.
Mich w�rde interessieren, wie es dir weiterhin ergangen ist, denn dein Beitrag ist schon etwas l�nger in diesem forum.
Viele Gr��e Friederike
Hallo Friedericke,
es ist irgendwie immer beruhigend zu wissen, dass es anderen �hnlich ging wie einem selber.
Ich habe mich nach meiner Testung letzten Herbst versucht, selbst r�ckzuschulen. Manche Sachen gingen sehr gut und ich habe mich dabei sehr viel besser gef�hlt. Auch meiner Pers�nlichkeit hat es gut getan. Ich wurde selbstbewusster und lockerer. Im Moment habe ich wohl gerade eine Krise. Ich denke nicht, dass meine Linksh�nderschrift bereits im Beruf einsetzbar ist. Ich f�hle mich immer noch unsicher und peinlich ber�hrt, wenn ich vor anderen links schreiben soll oder wenn andere meine krakelige Schrift sehen und wechsle in solchen Situationen dann doch auf die rechte Hand - was mir dann wieder, �hnlich wie dir, Schmerzen und Verkrampfungen im rechten Arm und in der Hand beschert.
�brigens bin ich auch Lehrerin. Ich habe zwar seit ca 4 Jahren nicht mehr als solche gearbeitet, weil ich mir einfach unzul�nglich vorkam, habe mich dieses Jahr aber wieder beworben und fange im Herbst mit wenigen Wochenstunden wieder an. Und diesmal freue ich mich richtig drauf, auch wenn ich schon ziemlich nerv�s bin.
Was unterrichtest du denn? Und wie ging das mit deiner Schriftumstellung mit deinen Sch�lern?
Liebe Gr��e,
Yvaine
Hallo Yvaine,
wenn du dich seit letztem Herbst auf links zur�ckschulst, empfehle ich dir, nicht mehr auf recht auszuweichen, denn auf Dauer blockierst du dich damit nur selber.
Wie hast du denn die R�ckschulung begonnen, mit den Nachspur�bungen?
Schreibst du t�glich etwas mit links? Das empfehle ich grunds�tzlich, weil dadurch die Umstellung auf links gef�rdert wird und sich so allm�hlich das Schreiben mit links verbessern kann.
Wenn du ab Herbst wieder stundenweise arbeiten willst, kannst du dich jetzt, in den Ferien, ganz allm�hlich darauf vorbereiten, indem du t�glich mit links das schreibst, was in der Schule wichtig sein k�nnte.
Die Scham, in der �ffentlichkeit, mit links zu schreiben, kennt fast jeder umgeschulte Linksh�nder, der sich zur�ckschult. Und f�r viele ist es eine H�rde, die zu nehmen ist.
Ich hatte dieses Gef�hl der Scham auch kurzfristig und dachte, alle gucken jetzt, wie unbeholfen ich nach 2 Monaten mit links schreibe. (Ich hatte mich nach 2 Monaten entschieden, nur noch mit links zu schreiben, weil sich das Hin und Her nicht gut anf�hlte.)
Ich habe dann festgestellt, dass dieses Problem der Scham ausschliesslich meines ist und dass in Wirklichkeit niemand guckt.
Aber ich empfehle dir, deinen Sch�lern mitzuteilen, dass du in der R�ckschulung bist und dass deine Schrift vielleicht noch nicht immer so gut aussieht. Was soll schon passieren, wenn du dieses den Kindern sagst. Und ich glaube auch, dass die Sch�ler all das, was du mit links schreiben wirst, lesen k�nnen.
F�r dich kann es ein wichtiger Schritt in Richtung Linksh�ndigkeit und Eindeutigkeit sein.
Alles Gute weiterhin f�r den Prozess!
Lieben Gru� von Marina
Friederike
08.08.2008, 23:04
Liebe Yvaine,
erst mal w�nsche ich dir alles Gute f�r deinen Einstieg in den schulischen Alltag!
Es ist gerade ein Jahr her, dass ich mich entschieden habe, meine Schrift auf links umzustellen. �ber den Tipp einer Freundin (ebenfalls sp�tentdeckte Linksh�nderin) geriet ich an Marina Neumann (hier herzliche Gr��e!), bei der ich eine Linkshandberatung machte. Dann habe ich jeden Tag ein bisschen mit den Nachspur�bungen ge�bt. Vor Schulbeginn habe ich an der Tafel das Alphabet und verschiedene W�rter ge�bt. Dann bin ich einfach ins kalte Wasser gesprungen. Den Erwachsenen (au�er Menschen in meiner n�heren Umgebung, mit denen ich jedoch ohnehin �ber die Umschulung gesprochen habe) ist es kaum aufgefallen, dass meine Schrift krakelig aussieht. Wenn die Sch�ler etwas nicht lesen k�nnen, fragen sie halt nach. Am schwersten ist es, klein und leserlich zu schreiben bzw zu schreiben, wenn mein linker Arm nicht richtig aufliegt. Und manchmal bin auch traurig, weil ich finde, dass es lange dauert, bis ich wieder eine "Handschrift" habe. Aber die Alternative, wieder auf rechts zur�ckzukehren, ist f�r mich keine, weil es sich einfach richtig anf�hlt, mit links zu schreiben. Und ich freue mich auch, wenn ich sehe, dass z.B. die Zahlen immer besser aussehen.
Ich unterrichte Deutsch und Musik an einer Hauptschule in K�ln. Meine Sch�ler haben eigentlich gar keine Probleme damit, das ich links schreibe. Ein bisschen sogar das Gegenteil: aha, die Lehrerin ist auch nicht perfekt, sie muss auch gucken, dass sie ihre Schrift geregelt kriegt. Und jedem Sch�ler, den ich dazu anhalte, schreiben zu �ben, ist klar, dass ich wei�, wovon ich rede.
Was sich durch die Umschulung erheblich verbessert hat, ist meine F�higkeit, Entscheidungen zu treffen, z.B. was packe ich in meinen Koffer?; Was tue ich in der kurzen Pause, die mir zu Verf�gung steht, zuerst?; Mit welchen Menschen m�chte ich mich treffen?; Was tue ich heute Nachmittag?
Ein weiterer Aspekt ist die schrittweise L�sung davon, sich (zu sehr) an anderen Menschen zu orientieren, aber das ist ein besonderes Kapitel.
Viele Gr��e und viel Erfolg bei deiner Umschulung
Friederike
Hallo Friederike,
Hallo Marina,
Ich richte die Antwort jetzt an euch beide gleichzeitig, weil sich doch vieles �berschneiden wird.
Ernstmal, danke, Friederike, f�r deine Erz�hlung. Ich denke, meine �ngste bez�glich des Krakeligschreibens kriege ich danach wohl locker in den Griff. Vielen Dank :)
Was mir mehr Sorgen macht, ist die Geschwindigkeit, mit der ich schreibe. Auf der Tafel d�rfte das nicht so das Problem sein (Tafelschrift ist einfacher weil gr��er und die Sch�ler sind meistens eh dankbar, wenn man etwas langsamer schreibt), aber wenn es dann daran geht, Hausaufgaben und Schularbeiten zu korrigieren - ich unterrichte Deutsch und Englisch an einer Oberstufe - dann wird mir jetzt schon mulmig, da ich mit der linken Hand doch noch wesentlich langsamer schreibe als mit rechts und dann auch schnell Verkrampfungen bekomme.
Au�erdem kommt es bei mir zu einem weiteren Problem: wenn ich mit Links schreibe, schleichen sich bei mir sehr viele Fehler ein - Fehler, die ich von mir sonst gar nicht kenne: Buchstabendreher, verdrehte Gro�- und Kleinschreibung, totalle Verwirrung bei der Zeichensetzung, manchmal wei� ich gar nicht mehr, wie ein Wort zu schreiben ist... Das alles sind Dinge, die mich sehr verunsichern und die dann in der Schule auch nicht grad super r�berkommen, wenn die Deutschlehrerin dann dauernd Rechtsschreibfehler macht. (Dies ist nicht mein erstes Unterrichtsjahr, aber mein erstes nach etwa 4 Jahren Pause.)
Hier meine Frage an Marina: kennst du dieses Ph�nomen? Was kann ich dagegen tun? Hierbei sollte ich vielleicht auch noch erw�hnen, dass ich nicht *nur* stundenweise unterrichte, sondern noch bis Ende des Monats meinen alten Beruf in Vollzeit aus�be (plus �berstunden), daher habe ich keine Ferien, in denen ich �ben k�nnte. Ab Herbst werde ich dann zwei Berufe (jweils in Teilzeit) aus�ben, da ich mir nur einen einfach nicht leisten kann. Der jetzige Beruf ist auch der Hauptgrund, warum ich immer mal wieder auf rechts ausweichen muss: ich muss immer wieder bei Sitzungen mitprotokollieren und da ich daf�r keinen Laptop zur Verf�gung habe, muss ich mit der Hand schreiben - und das muss nat�rlich schnell gehen.
Ihr habt beide recht, mit der Scham kann man umgehen und die vergeht dann auch sehr schnell, wenn man sich da mal dr�bergetraut hat, aber was macht man damit, dass man einfach mit der Geschwindigkeit nicht mithalten kann? In meinem Beruf habe ich da leider keine Wahl. Da muss einfach alles schnell und professionell sein.
Vielen Dank f�r eure Antworten und Hilfestellungen.
Liebe Gr��e,
Yvaine
PS @ Marina (um deine Fragen noch zu beantworten):
Ich habe mit den Schwung- und Nachspur�bungen (zurest auf einer gro�en Tafel) dann auf Papier begonnen. Die gingen mir eigentlich sehr gut von der Hand. Ich habe dann mit Texten weitergemacht, die ich im Kopf hatte (Gedichte, Songtexte, etc.), wo ich nicht besonders nachdenken musste. Jetzt schreibe ich privat alles mit Links. Im Beruf nur, wenn ich nicht unter Zeitdruck stehe, sonst muss ich, wie oben erw�hnt, wegen geforderter Schnelligkeit noch oft wechseln.
Hallo Yvaine,
wahrscheinlich wird es in Deinem Fall etwas l�nger dauern, bis du ganz auf links umwechseln kannst. Das Ziel, irgendwann nur noch mit links zu schreiben,
solltest du aber ganz klar als Vision in dir haben.
Kannst du nicht doch versuchen, f�r deinen alten Beruf einen Laptop zu bekommen, damit du nicht mit rechts Protokolle schreiben mu�t?
Was die Korrekturen von Hausarbeiten und Klassenarbeiten angeht, k�nntest du ja versuchen, diese mit links zu machen. Wenn du zuhause korrigierst,
steht ja niemand neben dir, der dich unter Druck setzt, oder?
Vorr�bergehende Verwirrungen dar�ber, wie W�rter geschrieben werden etc. legen sich normalerweise nach einiger Zeit. Du kannst dir ja auch einen Rechtsschreibduden daneben legen.
Grunds�tzlich ist es wichtig, sich mit der eigenen R�ckschulung nicht unter Druck zu setzen, aber immer dran zu bleiben und allm�hlich immer mehr mit links zu schreiben, bis nur noch dir linke Hand zum Schreiben benutzt wird.
F�r weiter Fragen kannst du dich jederzeit an mich wenden.
Lieben Gru� von Marina
Hallo Friederike,
es freut mich, auf diesem Weg von dir zu h�ren.
In deinem Alter dauert die R�ckschulung nat�rlich l�nger, aber irgendwann wirst auch du eine neue leserliche Schrift mit links haben.
Es freut mich auch, dass du grunds�tzlich von der R�ckschulung profitierst,
z.B. in der F�higkeit, Entscheidungen zu treffen. Das zeigt, dass du auf dem richtigen Weg bist.
Alles Gute weiterhin und liebe Gr�sse von Marina
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