Vollständige Version anzeigen : Klavierspielen-Fingersatzprobleme
Liebe Linkshänder-u.Linkshänderinnen,
mein Problem ist:
ich habe beim Klavierspielen große Probleme mit dem Fingersatz bzw. mit dem Spielen von Akkorden.
Mein Klavierlehrer führt mein Problem auf meine Linkshändigkeit zurück.Leider hat Er keine sinnvolle Lösung für mein Problem.
Meine Fragen sind:
gibt es jemanden, der die selben oder ähnliche Probleme beim Klavierspielen hat wie ich?
Wie kann ich mit einer hilfreichen Technik mein Problem lösen?
Zu meiner Person:
Ich bin umgelernte Linkshänderin,bin 42 Jahre alt, habe als Kind 5 Jahre Klavier gelernt,mit 13 Jahren wieder aufgehört.
Vor 4 Jahren habe ich wieder begonnen Unterricht zu nehmen. Mir macht es unglaublich Spaß,obwohl die Erfolge etwas länger auf sich warten lassen,als bei anderen Hobbyklavierspielern.
Zu meiner Linkshändigkeit kommt noch ein weiteres Problem, daß ich einen extremen "Zahlendreher" in meinem Gehirn habe,dementsprechend war ich in der Schule bzw.in Mathe. ziemlich schlecht.
Ich würde mich sehr freuen und wäre Euch sehr dankbar, wenn ich einen hilfreichen Rat bekäme.
Bis dahin vielen Dank
Kathrin
Als Antwort auf: <a href="1028.htm">Klavierspielen-Fingersatzprobleme</a> geschrieben von kathrin am 12. April 2002 14:03:09:
Ein linkshaendiges Klavier hat sich in gewissen Fällen zwar als eine Lösung erwiesen [ein englischer Hammerklavierspieler hat sich 1999 sogar eins in historischer Bauweise machen lassen], aber nach meiner Erfahrung ist das Problem meistens auch mit dem konventionellen Rechtshänderklavier zu lösen.
Natürlicherweise wird nämlich im Klavierunterricht viel Aufmerksamkeit der rechten Hand gewidmet, oft sitzt der Lehrer rechts, die Melodie ist rechts etc. Ich habe jahrelang morgens beim Einspielen Passagen der rechten Hand geübt [einfach, weil ich schwierige Passagen zum Aufwärmen brauchte, und die liegen eben meistens rechts], und mich dann gewundert, wieso ich - auch geistig - nicht in Gang kam.
Die Lösung ist, dass man der linken Hand viel mehr, und immer konsequent die erste Aufmerksamkeit schenkt, und dass man bei allen "Stellen" die einem nicht gelingen, primär die linke Hand sicher einübt, ein Fundament erstellt.
Für die rechte Hand ergeben sich nämlich auch Vorteile aus der Linkshändigkeit, z.B. eine grössere Flexibilität [weil man mit der Hand weniger arbeitet], aber man sollte als linkshändiger Pianist die rechte Hand als "Schüler" und die linke als "Lehrer" begreifen lernen. Das kostet Zeit, und immerwährende Aufmerksamkeit, ist aber die einzig sinnvolle Methode, Unsicherheiten abzubauen.
Linkshändigkeit beim Klavierspielen ist nicht ein "Problem" sondern lediglich eine Anlage, die andere pädagogische Lösungen erfordert. Eine Reihe hervorragender Pianisten [allen voran Rachmaninoff] waren Linkshänder, es gibt keinerlei prinzipielle Hinderungsgründe für uns um [auf jedem Niveau] Klavier zu spielen.
Zur Person: linkshändiger Cembalist und Hammerklavierspieler, ausschliesslich Konzerttätigkeit.
Ciao, Tilman
Als Antwort auf: <a href="1040.htm">Re: Klavierspielen-Fingersatzprobleme</a> geschrieben von Tilman am 13. April 2002 23:06:05:
Sehr geehrter Herr Tilman,
herzlichen Dank für Ihre hilfreichen Tipps.
Ich werde ab sofort Ihre professionellen Ratschläge in die Tat umsetzen und hoffen, daß ich ab jetzt mehr Erfolgserlebnisse beim Klavierspielen haben werde.
Alles Gute und weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Konzerttätigkeit
Gruß
Kathrin
Als Antwort auf: <a href="1031.htm">Re: Klavierspielen-Fingersatzprobleme</a> geschrieben von Matthias am 13. April 2002 00:16:02:
>
Hallo HMatthias,
herzlichen Dank für Deinen Tipp.
Leider ist es mir aus finanziellen Gründen nicht möglich einen Linkshänderflügel zu kaufen.
Solltest Du einen etwas weniger kostspieligen Rat für mich haben,nehme ich ihn herzlich gerne an.
Danke trotzdem
Gruß
Kathrin
Hallo! Ich bin ebenfalls linkshändig und (Amateur-)Klavierspieler. Ich würde niemals einen spiegelverkehrten Flügel anschaffen, selbst wenn ich es zahlen könnte, um auf ihm zu üben, denn dann kommt man sicher in Nöte, wenn man irgendwo auf einem normalen Klavier spielen muss.
Übrigens ist Beethoven auf vielen Linkshänderseiten als Linkshänder aufgeführt, etwas seltener auch Mozart! Na also! Sie haben auch auf normalen Flügeln gespielt, allerdings waren es natürlich Genies!
>Übrigens ist Beethoven auf vielen Linkshänderseiten als Linkshänder aufgeführt, etwas seltener auch Mozart! Na also! Sie haben auch auf normalen Flügeln gespielt, allerdings waren es natürlich Genies!<
Hmmm hmmm. Mozart, nach der Musik zu urteilen, war sicher kein Linkshaender. Es gibt wenig Klavierkomponisten wo das so deutlich ist. Ich habe mit seiner Musik jedenfalls sogar als professioneller [lh] Spieler immer noch Probleme.
Beethovens persoenlicher Charakter und auch gewisse Zuege in seiner Musik koennten eine Linkshaendigkeit annehmen lassen. Die zitierten LH-seiten stuetzen ihre Behaupting allerdings offenbar auf eine verbreitete spiegelverkehrte Reproduktionen eines Gemaeldes. Beethoven schrieb rechts, das laesst sich beim Gebrauch von Schreibfedern eindeutig am Noten- und Schriftbild belegen.
Alles andere [eventuelle Umschulung] ist unbekannt. Dies, und nichts anderes sollte man behaupten.
Tilman
Hallo,
>>Übrigens ist Beethoven auf vielen Linkshänderseiten als Linkshänder aufgeführt, etwas seltener auch Mozart! Na also! ...
Meiner Meinung nach sind die Aufzählungen "berühmter Linkshänder", die jeder Publikation über das Thema anhängen, eine Unsitte.
>Alles andere [eventuelle Umschulung] ist unbekannt. Dies, und nichts anderes sollte man behaupten.
Sehr richtig.
Ich wollte behaupten, dass man die Genies auf keinen Fall als Vorbilder hinstellen sollte nach dem Motto: "der hat es doch auch gekonnt!" - weder Erwachsenen gegenüber, und schon gar nicht Kindern.
Auch wenn wir wenig über historische Persönlichkeiten wie Mozart oder Beethoven wissen, können wir uns doch ausmalen, dass das Leben als Genie irrsinnig anstrengend ist.
Ein angespannter Körper ist krankheitsanfällig. Dies wissen wir alle aus unserem anstrengenden Pseudo-Rechtshänder-Leben. Es geht nicht darum, ob als Ursache des frühen Todes die Umerziehung ("wissenschaftlich") nachgewiesen werden kann, sondern darauf, dass das Vorbild ungeeignet ist.
Wenn eine Mutter ihr Kind nach dem oben formulierten Motto (um-)erzieht bleiben zurück: eine mit ihrem fragwürdigen Erziehungserfolg (es geht ja doch, na also!) zufriedene Mutter und ein gebrochenes Kind mit einem Trauma.
Nichts anderes wollte ich behaupten.
Gruß, Barbara
Anne Wolff
03.08.2003, 02:40
Also ich bin auch Linkshänderin und spiele seit knapp dreißig Jahren Klavier! Dier Erfindung eines Linkshänderflügels gehört eindeutig in die Kategorie "Dinge die die Welt nicht braucht", genauso wie die Linkshänder PC-Tastatur! Man kann es auch einfach übertrieben und alles versuchen umzudrehen, doch irgendwann muß man auch mal feststellen daß es Produkte gibt, deren Umstrukturierung es einfach nicht bedarf! Einen Linkshänderflügel hate ich für absolut lächerlich! Wer nicht in der Lage ist mit BEIDEN Händen GLEICH GUT zu spielen, sollte es eh lieber lassen!
Anne
Hallo Anne,
ich bin keine Klavierspielerin und schreibe nach wie vor auf einer RH-PC-Tastatur. Aber kannst du mir einen vernünftigen Grund nennen, warum wir uns Linkshändern nicht die Option frei lassen sollen, eine Tastatur zu wählen, die unserer linkshändigen Motorik entgegenkommt? Vor allem, wenn man damit nicht nur aus Spaß an der Freude sondern beruflich täglich mehrere Stunden arbeiten muß?
>Einen Linkshänderflügel hate ich für absolut lächerlich! Wer nicht in der Lage ist mit BEIDEN Händen GLEICH GUT zu spielen, sollte es eh lieber lassen!<
Warum soll das denn gleich noch "lächerlich" sein? Muß man wirklich alles, das man selbst nicht gewöhnt ist, als lächerlich abwerten? Das begreife ich nicht. Mit beiden Händen gleich gut ist übrigens fast kein Mensch. Das widerspricht schlicht und ergreifend unserer Biologie.
Schönes Wochenende.
Birgit
Anne Wolff
05.08.2003, 03:11
„ich bin keine Klavierspielerin“
das hättest du nicht extra erwähnen müssen, das merkt man! Wer der Meinung ist sich unbedingt einen Linkshänderflügel zu kaufen wird sich musikalisch isolieren! Dafür gibt es mehrere sehr gute und durchschlagende Argumente:
1. Wer kann es sich leisten mehr als ein Klavier, oder gar mehr als einen Flügel, in die Wohnung zu stellen? Wohl nur die allerwenigsten! Okay, das setzt voraus dass beide Partner Klavier spielen und nur einer Linkshänder ist…
2. Wer spielt immer nur alleine und dann auch ständig am eigenen Flügel? Wohl kaum einer! Gerade Berufmusiker, so wie ich, spielen täglich in Studios oder auf Konzerten oder halt im Fernsehen. Wenn ich zum Konzertveranstalter gehen würde mit den Worten: „Hey Jungs, ich brauche aber einen Linkshänderflügel“, zeigen die mir bestenfalls einen Vogel oder lachen mich aus!
3. Es gibt noch mehr als nur Klaviere. Synthesizer, E-Pianos, Keyboards oder sonstige Tasteninstrumente gibt es ebenfalls nicht mit dieser „neumodernen“ Linkshändertastatur, das heißt dass der linkshändige Pianist (oder die Pianistin) an den Flügel „gefesselt“ wäre, Kreativität gleich Null!
4. Ein/e Pianist/in muss mit beiden Händen „arbeiten“ können, kann ein Linkshänder überhaupt gar nicht mit rechts, kommt das dem Rechtshänder gleich der nicht mit links spielen kann, Klavier ist hier eindeutig das falsche Instrument!
5. Wer soll denn auf einem Linkshänderflügel eigentlich Klavierunterricht geben??? Ich kann das (als Linkshänderin) nicht! Oder sind etwa alle Linkshänder so dermaßen begabt dass sie keinen Unterricht brauchen (bildete etwa nur ich dort eine Ausnahme)???
Leider fällt mir immer wieder in Foren auf dass einige Linkshänder einem „Linkshänder-Fanatismus“ verfallen und mit Gewalt versuchen auch Dinge umzubiegen welche für Rechts- und Linkshänder gleichermaßen geeignet sind. Wer meint unbedingt eine Linkshändertastatur zu brauchen, kann sich einen externen Nummernblock dazu kaufen, ist in der Regel auch wesentlich billiger als eine spezielle „Linkshänder-Tastatur“! Soll ich als Linkshänderin jetzt vielleicht Apple Macintosh verklagen, nur weil es so etwas für meine Rechner nicht gibt? Wohl kaum! Ich sehe es ja bei vielen Instrumenten ein, so kann ich zum Beispiel auch nicht auf einer „normalen“ Geige spielen und halte auch meine Gitarren „verkehrt“ herum, aber beim Klavier halte ich derartige Überlegungen für absolut absurd! Da kann man wirklich nur für alle linkshändigen Pianisten hoffen dass derartige Flügel niemals in bei den Händlern auftauchen, und wenn doch, dass die Firma möglichst schnell einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht stellen muss! Und das meine ich als Berufsmusikerin verdammt ernst! Ein Linkshänderflügel ist etwas das die Welt nicht braucht! Also, linkshändige Pianisten und Pianistinnen, beraubt euch nicht eurer Möglichkeiten und lernt Klavierspielen auf einem „richtigen“ Klavier! Ich hab’s auch geschafft!!!
Anne
Hallo Anne,
schade, wenn ich dir mit meinem Beitrag und meiner Haltung auf den Nerv getroffen habe. Das war nicht beabsichtigt.
>„ich bin keine Klavierspielerin“
>das hättest du nicht extra erwähnen müssen, das merkt man!
Trotzdem: Was soll die Pampigkeit? Warum hast du es notwendig, mich abzuwerten?
> Wer der Meinung ist sich unbedingt einen Linkshänderflügel zu kaufen wird sich musikalisch isolieren! <
Es ist bekannt, daß man als LH stärker der Angst unterliegt, sich zu isolieren, wenn man seiner Natur entsprechend agiert. Und man vergißt dabei, daß man seine Persönlichkeit lebt. Da tun wir Linkshänder uns ordentlich selbst Unrecht.
> Dafür gibt es mehrere sehr gute und durchschlagende Argumente:
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Ich kann deinen Gedanken gut folgen. Du nennst ernstzunehmende Schwierigkeiten, auf die man als LH beim Klavierspielen trifft.
>5. Wer soll denn auf einem Linkshänderflügel eigentlich Klavierunterricht geben??? Ich kann das (als Linkshänderin) nicht! Oder sind etwa alle Linkshänder so dermaßen begabt dass sie keinen Unterricht brauchen (bildete etwa nur ich dort eine Ausnahme)???<
Das Thema hatten wir hier schon mal und ich fand die Diskussion interessant. Die Didaktik sollte hier auf LH-gerechtes Unterrichten überarbeitet werden. Das wäre dringend erforderlich. Erforderlicher vermutlich als eine LH-Tastatur. Z.B. soll alleine das Einspielen anfangs mit der linken Hand erhebliche verbesserungen für die Tasteninstrument-Spieler ( auch Professionelle ) bringen. Habe ich mir von einem professionellen Musiker sagen lassen.
>Leider fällt mir immer wieder in Foren auf dass einige Linkshänder einem „Linkshänder-Fanatismus“ verfallen und mit Gewalt versuchen auch Dinge umzubiegen welche für Rechts- und Linkshänder gleichermaßen geeignet sind. <
Wo hast du denn "Fanatismus" herausgelesen? Ich finde ihn in den vorangegangenen Beiträgen nicht. Kannst du mir auf die Sprünge helfen?
> Wer meint unbedingt eine Linkshändertastatur zu brauchen, kann sich einen externen Nummernblock dazu kaufen, ist in der Regel auch wesentlich billiger als eine spezielle „Linkshänder-Tastatur“! <
Laß doch die Leute machen was sie wollen. Was ist dein wirklicher Ärger?
> ...aber beim Klavier halte ich derartige Überlegungen für absolut absurd! Da kann man wirklich nur für alle linkshändigen Pianisten hoffen dass derartige Flügel niemals in bei den Händlern auftauchen, und wenn doch, dass die Firma möglichst schnell einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht stellen muss! <
Die Instrumente gibt es schon und ich finde es trist, daß du jemandem Insolvenz wünschst. Hast du schon mal mit jemandem gesprochen, der Insolvenz anmelden mußte? Ich schon. Berufsmäßig übrigens. Der Mensch war verzweifelt und sein Leben lag in Scherben vor ihm. Ob er jemals wieder aus der Überschuldung herauskommen wird ist eher unwahrscheinlich und damit lebt er die kommenden 30 Jahre unter der Pfändungsfreigrenze. Weißt du was das heißt? Wie kannst du jemandem so etwas wünschen??
> Und das meine ich als Berufsmusikerin verdammt ernst! Ein Linkshänderflügel ist etwas das die Welt nicht braucht! <
Wenn Berufsmusiker einen LH-Flügel nicht wollen, ist das genauso deren Entscheidung wie die, daß (nicht) professionelle vielleicht doch einen LH-Flügel wollen. Je mehr professionelle Pianisten einen LH-Flügel hätten desto geringer wären deine o. g. Probleme.
> Also, linkshändige Pianisten und Pianistinnen, beraubt euch nicht eurer Möglichkeiten und lernt Klavierspielen auf einem „richtigen“ Klavier! <
Ein "richtiges" Klavier gibt es nicht. Nur eins, das üblich ist. Anne, du bist zu intelligent, um das nicht zu erkennen.
"Ich hab’s auch geschafft!!!"
Den unsinnigen Satz habe ich mir auch gedacht, als ich noch umgeschult war und rechtshändig schrieb und handtierte. Nach dem Motto "Gepriesen sei was hart macht" und "Hart zu sich selbst und brutal gegen andere" oder wie?
Nein Anne, so weit kann ich dir nicht mehr folgen
Nix für ungut.
Birgit
Hallo Anne Wolff,
ich kann Birgit nur voll und ganz zustimmen.
Warum soll ich mein Gehirn verbiegen (um nicht einen schlimmeren Ausdruck zu nennen) und mir wieder die zum großen Teil überwundenen Probleme mit Konzentration, Selbstwertgefühl, manueller Ungeschicklichkeit einfangen, wenn statt dessen ganz einfach der eine oder andere Gegenstand an MICH angepaßt werden kann? Mal ganz ketzerisch ausgedrückt, dem Holz, Plastik, PC-Chip usw. schadet es überhaupt nichts, wenn es spiegelverkehrt verarbeitet wird.
Sicher, ein Klavier/Flügel ist reichlich groß und teuer, und ein seitenverkehrtes Einzelstück herstellen zu lassen ist noch um ein Mehrfaches teuerer,dazu kommen noch die diversen Transportkosten zu den Auftrittsorten - diese aber nur, solange es nicht genug LH-Flügel gibt.
Warum soll es NICHT möglich sein, pro größerer Musikschule ein LH-Klavier oder LH-Keybord anzuschaffen? Warum soll man keine Unterrichtsmethoden für LH entwickeln können?
Komisch, für Geige und Gitarre geht das alles. Fürs Klavier nicht - weil ein Klavier so groß und teuer ist. Find ich ziemlich traurig und verdreht.
Was die Tastatur betrifft: Wie wäre es denn, wenn es nur noch LH-Tastaturen geben würde und sich dann die RH ihre extra Ziffernblöcke anschaffen müßten?
Warum immer ich als LH? Wie gesagt, es geht hier um tote, durch Menschen hergestellte Gegenstände.
Falls ich wütend klinge - ich bin es
trotzdem freundliche Grüße
von Jana aus MeckPomm
Vielleicht isses doch mal nett, in den Archiven 'rumzustöbern, da steht schon das eine und andere ueber Klavierspielen drin.
Birgit hatte [meine] Auffassung kurz angesprochen, dass die Klavierpädagogik [also die Art wie der Stoff vermittelt wird, und die Auswahl des Lernmaterials] der Händigkeit des neu beginnenden Klavierschülers angepasst werden muss [und nicht das Instrument]. Also sind zB. grosse Mengen von Humpapa Bässen unter Melodielinien für die rechte Hand als Material einfach nicht sinnvoll - musik mit gleichberechtigten Basslinien aber sehr wohl, undsoweiter. Der Lehrer muss auf die Suche nach gut geeigneten Stücken gehen.
Der Kern dieser Idee ist, dass man die benötigte Unabhängigkeit der Hände beim Klavierspielen nicht durch frustrierende überforderung erzwingen darf, dieses Ziel aber doch ernst nehmen sollte. In dem Sinne war die Feststellung weiter oben im thread, dass beim Klavierspielen beide Hände benötigt werden zwar stichhaltig [wenn auch nicht besonders tiefgründig], aber man muss sich darüber klar werden, wie man eine gleichmässige Entwicklung der Hände an besten erreicht.
über die Frage, ob man die Tastatur spiegeln sollte gehen die Meinungen auseinander. Ich bin wie gesagt der Ansicht, dass im Fall dieses Instrumentes das Kernproblem in unangemessener Pädagogik liegen kann; einige Pianisten der Weltspitze waren oder sind Linkshänder; man kann als LH sehr wohl der eigenen Anlage angemessene Arbeitsformen finden. Einige LH Tastenspieler haben sich aber gespiegelte Instrumente bauen lassen und haben dies als eine Offenbarung empfunden. Ich respektiere das, auch wenn ich mich aus den eher angesprochenen praktischen Gründen, und wegen dem Obengenannten, gegen missionarische Tendenzen wehren würde.
Da ich mich persönlich beruflich mit historischen Tasteninstrumenten und deren Nachbauten befasse, ist für mich diese Frage irrelevant, und ich habe mir daher bewusst meine individuelle Arbeitstechnik an 'normalen' Klaviaturen erarbeitet [normal im statistisch-historischen Sinne].
Der aggressiv-defensive Ton der eher im thread geäusserten Kritik befremdet mich. Soll man ein interessantes Thema nicht offen diskutieren können? Was soll der Mumpitz, an sich bedenkenswerte Beiträge zu zerpflücken, nur weil sie offenkundig nicht von Berufsmusikern stammen? Unerfreulich intolerant.
Tilman
Jeannine
06.08.2003, 07:41
Hallo Anne,
ich finde deine Argumente knallhart. Vielleicht wird man ja als Musiker im laufe der Zeit so?! Konkurrenz und Niederlagen können einen Menschen sehr hart werden lassen -> zu sich selbst und zu anderen Menschen. Als Schüler kann so ein Lehrer abstoßend und behindernd wirken. Selbst hochbegabte sind unter solchen Anforderungsdruck gescheitert und dann heißt es: "Ach das Kind hat halt nicht die Nerven...ist halt kein Musikertyp oder unbegabt"! Kann es ja auch nicht, wenn das Selbstbewußtsein durch "Härte und Aufdrängen" abgebaut wird!!!!!!!!! Und das Argument: " Ich habe es doch auch geschafft", ist der klassische Mitläufersatz....(-;
Natürlich ist ein Linkshänderflügel/ Klavier eine teure Angelegenheit -> ich selber würde einen Linkshändergerechten Unterricht für den Anfang vorziehen. Der Erfinder des LH-Flügels hat in erster Linie an begabte LH-Schüler gedacht Und wieso soll so eine Erfindung gleich bösartig niedergemacht werden? Es kann doch jeder Mensch frei entscheiden, für was er sein Geld investiert!
Wieso müssen Menschen für andere Menschen bestimmen, was für diese am besten ist und manchmal noch so lange provozieren bis der eigene "Jagdtriebsieg" gelungen ist...
Jetzt war ich auch sehr hart mit meiner Meinung -> kam leider durch eine mir aufdrängende Umgebung -> mußte ich leider mal loslassen!
Gruß Jeannine
>Vielleicht isses doch mal nett, in den Archiven 'rumzustöbern, da steht schon das eine und andere ueber Klavierspielen drin.
>Birgit hatte [meine] Auffassung kurz angesprochen, dass die Klavierpädagogik [also die Art wie der Stoff vermittelt wird, und die Auswahl des Lernmaterials] der Händigkeit des neu beginnenden Klavierschülers angepasst werden muss [und nicht das Instrument]. Also sind zB. grosse Mengen von Humpapa Bässen unter Melodielinien für die rechte Hand als Material einfach nicht sinnvoll - musik mit gleichberechtigten Basslinien aber sehr wohl, undsoweiter. Der Lehrer muss auf die Suche nach gut geeigneten Stücken gehen.
>Der Kern dieser Idee ist, dass man die benötigte Unabhängigkeit der Hände beim Klavierspielen nicht durch frustrierende überforderung erzwingen darf, dieses Ziel aber doch ernst nehmen sollte. In dem Sinne war die Feststellung weiter oben im thread, dass beim Klavierspielen beide Hände benötigt werden zwar stichhaltig [wenn auch nicht besonders tiefgründig], aber man muss sich darüber klar werden, wie man eine gleichmässige Entwicklung der Hände an besten erreicht.
>über die Frage, ob man die Tastatur spiegeln sollte gehen die Meinungen auseinander. Ich bin wie gesagt der Ansicht, dass im Fall dieses Instrumentes das Kernproblem in unangemessener Pädagogik liegen kann; einige Pianisten der Weltspitze waren oder sind Linkshänder; man kann als LH sehr wohl der eigenen Anlage angemessene Arbeitsformen finden. Einige LH Tastenspieler haben sich aber gespiegelte Instrumente bauen lassen und haben dies als eine Offenbarung empfunden. Ich respektiere das, auch wenn ich mich aus den eher angesprochenen praktischen Gründen, und wegen dem Obengenannten, gegen missionarische Tendenzen wehren würde.
>Da ich mich persönlich beruflich mit historischen Tasteninstrumenten und deren Nachbauten befasse, ist für mich diese Frage irrelevant, und ich habe mir daher bewusst meine individuelle Arbeitstechnik an 'normalen' Klaviaturen erarbeitet [normal im statistisch-historischen Sinne].
>Der aggressiv-defensive Ton der eher im thread geäusserten Kritik befremdet mich. Soll man ein interessantes Thema nicht offen diskutieren können? Was soll der Mumpitz, an sich bedenkenswerte Beiträge zu zerpflücken, nur weil sie offenkundig nicht von Berufsmusikern stammen? Unerfreulich intolerant.
>Tilman
Hallo Tilman,
danke für Deine Erläuterungen. Ich bin auch keine Musikerin, habs als Kind mal mit Akkordeonspielen versucht, aber das ging ziemlich daneben.
Beim Schreiben meines vorigen Beitrags hatte ich das vor Augen, was Du über Mozart gesagt hattest: daß er seiner Musik nach Rechtshänder gewesen sein müßte.
Klingt so, als ob die linke Hand in seinen Klavierstücken weit weniger gefordert wird als bei anderen Komponisten.
Und wenn ich mir dann einen LH-Pianisten an einem spiegelverkehrten Flügel vorstelle, der Mozart spielt...
liebe Grüße
von Jana
Ich bin hörfunk-journalistin und arbeite zur Stunde an einem Hörfunkbeitrag für morgen Früh. Thema Linkshändigekit. Was in Beethovens Musik lässt auf Linkshändigkeit schließen?
Ich würdemich über eine Antwort sehr freuen!
Gruß,
Sabine Stöhr
>>Übrigens ist Beethoven auf vielen Linkshänderseiten als Linkshänder aufgeführt, etwas seltener auch Mozart! Na also! Sie haben auch auf normalen Flügeln gespielt, allerdings waren es natürlich Genies!<
>Hmmm hmmm. Mozart, nach der Musik zu urteilen, war sicher kein Linkshaender. Es gibt wenig Klavierkomponisten wo das so deutlich ist. Ich habe mit seiner Musik jedenfalls sogar als professioneller [lh] Spieler immer noch Probleme.
>Beethovens persoenlicher Charakter und auch gewisse Zuege in seiner Musik koennten eine Linkshaendigkeit annehmen lassen. Die zitierten LH-seiten stuetzen ihre Behaupting allerdings offenbar auf eine verbreitete spiegelverkehrte Reproduktionen eines Gemaeldes. Beethoven schrieb rechts, das laesst sich beim Gebrauch von Schreibfedern eindeutig am Noten- und Schriftbild belegen.
>Alles andere [eventuelle Umschulung] ist unbekannt. Dies, und nichts anderes sollte man behaupten.
>Tilman
Ich: >>Beethovens persönlicher Charakter und auch gewisse Züge in seiner Musik könnten eine Linkshändigkeit annehmen lassen.<<
>Ich bin hörfunk-journalistin und arbeite zur Stunde an einem Hörfunkbeitrag für morgen Früh. Thema Linkshändigekit. Was in Beethovens Musik lässt auf Linkshändigkeit schließen?
>Ich würdemich über eine Antwort sehr freuen!
>Gruß,
>Sabine Stöhr
Okay, Ich schrieb "könnte", das ist wichtig. Für die folgenden Beobachtungen kann schiesslich bereits die Tatsache genügen, dass Beethoven [wenigestens bis 1808] ein sehr guter Klavierspieler war.
Also geht's hier um Klaviermusik. Im Vergleich zu anderen Klavierkomponisten aus der Zeit ist auffallend, wie häufig in der linken Hand komplizierte und/oder schnelle Passagen vorkommen. Da gibt es in den Sonaten und in der Kammermusik genug Beispiele, kann jeder selber nach blättern; Beispiel op.5/I iii, wo die Gewichtung links-rechts ungefähr gleich ist, op 5/III iv, wo einige ziemlich biestige Sachen links vorkommen, oder auch der 2. Satz in der dritten Cellosonate.
Allerdings gibt's auch Ausnahmen von dieser Beobachtung. Z.B. ist das 4. Klavierkonzert sehr stark auf 'rechts' ausgelegt, und eine ähnliche Beobachtung gilt für einige 'leichtere' Werke wie die Sonaten op. 14, und die Sonatinen.
Tilman
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